Teilzeitdebatte
Österreicher wollen mehr Zeit für sich selbst

Mehr als die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten möchte mehr Zeit für sich selbst und ihr Umfeld haben. | Foto: PantherMedia / yacobchuk1
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Eine neue repräsentative Studie der digitalen Jobrecruiting-Plattform StepStone hat die Gründe erforscht, weshalb Österreicherinnen und Österreicher ein Arbeitsverhältnis in Teilzeit bevorzugen. Dafür hat die Marktforschungsagentur MindTake über 2000 Personen befragt, die sich zum größten Teil in einem Beschäftigungsverhältnis befinden. Unterdessen erklärte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) seinen Vorstoß zur Kürzung der Sozialleistungen bei Teilzeit.

ÖSTERREICH. Nach der Aussage von Arbeitsminister Kocher, dass bei Menschen in Teilzeit über die Kürzung von Sozialleistungen angedacht werden solle, hagelte es Kritik. Nicht nur für die Opposition, sondern auch für den Grünen Koalitionspartner stellte sich dieser Vorstoß als indiskutabel heraus. Vor allem die Implikationen für Frauen mit Betreuungspflichten stießen den Kritikern sauer auf.

Sollen Menschen, die freiwillig weniger als 40 Stunden arbeiten, auch weniger soziale Ansprüche haben?

Mütter "tabu"

Nun äußerte sich Kocher erneut vor dem Ministerrat am Mittwoch und rief zu einer "unemotionalen, faktenbasierten Diskussion" auf. Es würde ihm nicht darum gehen, Frauen oder Müttern etwas "wegzunehmen", diese seien selbstverständlich "tabu". Stattdessen ginge es ihm um junge Menschen, die keine Betreuungspflichten oder gesundheitliche Einschränkungen hätten. Trotzdem begrüße Kocher, dass er eine Debatte über Teilzeit- oder Vollzeitarbeit losgetreten habe. 

Kocher will bei Teilzeit Sozialleistungen kürzen

Mehr Zeit für sich haben

Inzwischen veröffentlichte die Jobrecruiting-Plattform StepStone eine Studie, in der die Motive der Österreicherinnen und Österreicher untersucht wurden, in einem Teilzeitverhältnis zu arbeiten. Dafür wurden über 2000 Personen befragt, die sich zum größten Teil in einem Beschäftigungsverhältnis finden.

Dabei gab mehr als die Hälfte der Befragten an, mehr Zeit für sich und ihr Umfeld haben zu wollen. Mit 55 Prozent war dies der meistgenannte Grund, in Teilzeit arbeiten zu wollen. 38 Prozent sind gaben an, Vollzeit mental nicht schaffen zu können. Körperlich würde Vollzeit 37 Prozent der Befragten überfordern. 

Betreuungsmöglichkeiten fehlen

35 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass Teilzeit sich steuerlich bzw. finanziell mehr auszahlen würde, während 33 Prozent der Befragten lieber ihre Ausgaben reduzieren, statt Vollzeit zu arbeiten. 31 Prozent gaben an, Betreuungspflichten zu haben: Das betraf sowohl Kinder als auch pflegebedürftige Angehörige. 30 Prozent sind der Meinung, dass es für sie keinen Grund gäbe, Vollzeit zu arbeiten, da ihre Träume wie ein Auto oder ein Eigenheim ohnehin nicht mehr leistbar wären. 26 Prozent gaben als Grund einen Arbeitgeber an, der für eine Vollzeitbeschäftigung nicht offen wäre.

Dazu Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer bei StepStone Österreich und Schweiz:

"Wenn wir uns die Wünsche und Bedürfnisse der Kandidat*innen ansehen, zeigt sich, dass jeder dritten Teilzeitbeschäftigten Betreuungsmöglichkeiten für ihr Kind oder pflegebedürftige Angehörige fehlen und sich ein nicht unerheblicher Teil mental oder körperlich nicht in der Lage fühlt, mehr zu arbeiten. Wir sehen auch anhand der vielen Stellenanzeigen und innovativen Unternehmen auf unserer Plattform, dass es vielfältige Ansätze gibt, um Vollzeitbeschäftigung attraktiver zu machen. Etwa mit Betreuungsmöglichkeiten, Homeoffice, flexiblen Arbeitsmodellen und einem klaren Fokus auf Employee-Wellbeing."

Altersarmut vermeiden

Für Vollzeitbeschäftigte ist der wichtigste Grund, Altersarmut zu vermeiden und die Pension zu sichern. Das gaben 77 Prozent der Befragten an, die sich in einem Vollzeitverhältnis befinden. 72 Prozent der Befragten würde das Einkommen nicht reichen, während  64 Prozent gerne Vollzeit arbeiten. 47 Prozent befinden sich in einer Position, die in Teilzeit nicht machbar wäre. 42 Prozent sehen ihre Chancen auf einen Karriereaufstieg durch Teilzeit behindert und 30 Prozent haben einen Arbeitgeber, der dafür nicht offen wäre. 27 Prozent gaben das soziale Umfeld an: Es würde von ihnen erwartet, Vollzeit zu arbeiten.

Gäbe es die Möglichkeit, frei zu wählen, würden nur 35 Prozent der Befragten eine Vollzeitanstellung anstreben. Das gaben vor allem die männlichen Befragten an. 34 Prozent sprachen sich für eine Teilzeit im Ausmaß von 26 bis 37 Stunden an. Befragte in Karenz möchten im Ausmaß von 16 bis 25 Wochenstunden den Wiedereinstieg ins Berufsleben anstreben.  

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