Rezession heuer vorbei
Regierung jubelt, Wirtschaft fordert Reformen
- Wirtschaftsvertreter warnen trotz positiver Signale vor Dauerstagnation und fordern dringend strukturelle Reformen.
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Nach zwei Jahren Rezession sehen WIFO und IHS einen vorsichtigen Aufschwung. Die Politik feiert die Zahlen – doch Kritiker mahnen strukturelle Reformen an. Die Arbeitslosigkeit bleibt ein Sorgenkind.
ÖSTERREICH. Die österreichische Wirtschaft zeigt erstmals seit zwei Jahren wieder Lebenszeichen: Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) prognostizieren für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 0,3 bis 0,4 Prozent. Für 2026 wird sogar ein Plus von rund einem Prozent erwartet. Nach Jahren der Schrumpfung ein vorsichtiger Hoffnungsschimmer – doch die Erholung bleibt fragil.
Die Bundesregierung sieht sich durch die Zahlen bestätigt. „Nach Jahren der Schrumpfung kommt die Wirtschaft wieder langsam in Schwung", zeigt sich SPÖ-Budgetsprecher Jan Krainer zufrieden. Auch ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti reagiert erfreut: Die Zahlen würden die „2-1-0"-Formel von Bundeskanzler Christian Stocker untermauern – zwei Prozent Inflation, mindestens ein Prozent Wirtschaftswachstum und null Toleranz für Gesellschaftsfeinde. Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) spricht von einer „vorsichtigen Erholung", die durch anziehenden Konsum und leichte Zuwächse in Industrie und Bauwirtschaft gestützt werde. Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl hebt die Verdoppelung des Investitionsfreibetrags als zentralen Baustein hervor.
- Die Bundesregierung sieht sich durch die Prognose der Wirtschaftsinstitute bestätigt.
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Inflation bleibt Problem – Arbeitsmarkt unter Druck
Doch die Herausforderungen bleiben immens. Die Teuerung liegt weiterhin deutlich über dem Zielwert. Mieten, Energie und Lebensmittelpreise treiben die Inflation, die erst 2026 auf die angestrebten zwei Prozent sinken soll. „Unsere Maßnahmen von heute bringen die niedrigen Inflationsraten von morgen", verspricht Krainer und kündigt bei Bedarf weitere Schritte an.
Besonders dramatisch ist die Lage am Arbeitsmarkt: Laut WIFO-Prognose wird die Arbeitslosigkeit 2025 auf rund 396.000 Menschen ansteigen – um 23.000 mehr als 2024. „Wir sehen, dass besonders Frauen, ältere Menschen und Langzeitarbeitslose betroffen sind", warnt AK-Chefökonom Matthias Schnetzer. Vor allem der Anstieg bei Frauen über 50 sei angesichts des erhöhten Pensionsantrittsalters besorgniserregend.
Wirtschaft fordert strukturelle Reformen
Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) mahnt trotz positiver Signale zur Vorsicht. „Die Aufhellung ist zart, aber spürbar", sagt Generalsekretär Jochen Danninger. Doch Österreichs Wirtschaft bleibe „deutlich hinter früheren Erholungsphasen zurück". WKÖ-Expertin Claudia Huber unterstreicht: „Dies verdeutlicht die Dringlichkeit von strukturellen Reformen."
Noch drastischer formuliert es UNOS-Bundessprecher Michael Bernhard: „Österreich droht in einer Phase der Dauerstagnation festzustecken." Mit steigenden Abgaben und hohen Lohnstückkosten verliere man international weiter an Boden. UNOS fordert in einem Leitantrag unter anderem die Reduktion von zwei gesetzlichen Feiertagen, um Arbeitsvolumen und Produktivität zu erhöhen.
- WIFO und IHS prognostizieren für 2025 erstmals seit zwei Jahren wieder ein Wirtschaftswachstum von 0,3 bis 0,4 Prozent.
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Auch die Gewerkschaft mahnt zum Handeln. „Ohne entschlossene Maßnahmen droht die leichte Aufschwungphase zu verpuffen", warnt ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth. Sie fordert eine aktive Arbeitsmarkt- und Industriepolitik sowie massive Investitionen in Aus- und Weiterbildung.
Die Arbeiterkammer unterstreicht: „Die Beschäftigten einzelner Branchen haben mit Krisen-Lohnabschlüssen bereits ihren Beitrag geleistet. Jetzt müssen Regierung und Unternehmen liefern." Die AK fordert eine Qualifizierungsoffensive, altersgerechte Arbeitsplätze, einen Mietpreisstopp und Steuern auf große Vermögen und Erbschaften.
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