Roboter in der Seestadt: Einblicke in die Industrie 4.0
Das Schlagwort Industrie 4.0 ist in aller Munde. Doch wie sieht eine Fabrik nach der vierten industriellen Revolution aus? Die Regionalmedien Austria haben sich die Pilotfabrik der TU Wien in der Seestadt Aspern, wo an der Fabrik von morgen geschraubt wird, genauer angesehen. Dass in naher Zukunft mehr Jobs verloren gehen als geschaffen werden, ist kein Naturgesetz, sondern hängt laut dem Projektleiter vor Ort von einer entscheidenden Frage ab.
ÖSTERREICH. Tageslicht erhellt den Raum der Pilotfabrik in der Seestadt Aspern in Wien. Vereinzelt stehen Maschinen in dem steril wirkenden, geruchlosen Raum, in dem sich bis auf Christian Pollak, dem Projektleiter der Pilotfabrik, sonst kein Mensch befindet.
Fertigung individuell und leistbar machen
So weit, so unspektakulär wirkt die Industrie 4.0, das Damoklesschwert des Arbeitsmarktes des 21. Jahrhunderts. Während die Bearbeitungsmaschine, an der Reparaturvorgänge mithilfe von "augmented reality" getestet werden, kaum futuristisch wirkt, befindet sich im hinteren Teil die "dritte Hand". Ein kollaborativer Roboter, der zur Unterstützung bei komplexen Montagesystemen eingesetzt wird. Die Industrie 4.0 soll die Produktion nicht nur effizienter und günstiger machen, sondern sie auch individueller gestalten. "Es ist derzeit viel schwieriger, individuelle, angepasste Produkte herzustellen, als ein einzelnes Massenprodukt zu fertigen", sagt Detlef Gerhard, Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften an der TU Wien. Um das zu erreichen, entwickelt die TU Wien in der Pilotfabrik gemeinsam mit Unternehmen neue Strategien.
Jobkiller oder mehr Wohlstand?
Und was ist mit den Menschen, die in den Fabriken arbeiten? "Automatisierung ist im ersten Schritt immer ein Jobkiller", sagt Pollak zu den Regionalmedien Austria und nennt als Beispiel die Agrarwirtschaft. Bevor der Traktor kam, seien drei Viertel der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig gewesen. Heute seien es nur noch drei Prozent. "Trotzdem haben wir eine Überproduktion an Nahrungsmitteln." Jede Industrierevolution sorge dafür, dass man immer weniger Menschen benötigt, um mehr zu produzieren, so Pollak. Die Motivation hinter jeder Industrierevolution war weniger menschliche Arbeitszeit zu benötigen und diese Arbeitszeiteinsparung sei gleichzeitig Quelle des Wohlstands. "Die entscheidende Frage ist, wo die Gewinne investiert werden", betont Pollak. Die Pilotfabrik ist Teil des von der Wirtschaftsagentur Wien ins Leben gerufenen Technologiezentrums. Hier sollen zunächst einmal 600 neue Arbeitsplätze in der Seestadt entstehen.
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