Star-Friseur David Rinner: „Von Selbstmitleid halte ich sehr wenig“
Nach seinem folgenschweren Unfall vor 13 Jahren beendete Star-Friseur David Rinner zunächst die Ausbildung zum Stylisten und Visagisten und arbeitete international für Shows und fürs Fernsehen – etwa in Mailand und New York. Heute kann man den mehrfach ausgezeichneten Grazer in den drei Wiener Minusplus-Studios sowie bei Ginger in Graz bei der Arbeit zusehen. Mit den Regionalmedien Austria sprach er dabei über Barrierefreiheit, seinen Spirit – und Haare schneiden.
Sie hatten mit 17 einen schweren Unfall. Was macht das mit einem?
DAVID RINNER: Ich bin jetzt seit 13 Jahren im Rollstuhl. Wie genau ich mich verändert habe, können wahrscheinlich Außenstehende besser beurteilen. Natürlich sehe ich die Dinge anders. Von Selbstmitleid halte ich aber sehr wenig.
"Ich bin für Barrierefreiheit. Aber da braucht es mehr Unterstützung und Feingefühl vom Staat."
Seit Neujahr müssen viele Gebäude barrierefrei sein. Wie sehen Sie das?
Ich habe zum Thema Handicap ja einen persönlichen Bezug. Aber wenn ein Unternehmer überhaupt keinen Bezug zu jemandem hat, der im Rollstuhl sitzt oder blind ist, stellt sich für mich die Frage, warum er etwas mit super viel Aufwand umbauen soll, was mehr kostet und weniger gut ausschaut. Warum soll er das machen, wenn dann vielleicht gerade einmal 0,1 Prozent seiner Kunden ein Handicap haben? Natürlich möchte ich unbedingt, dass alles barrierefrei zugänglich ist. Aber da braucht es, wie ich finde, mehr Unterstützung und Feingefühl vom Staat.
Sie kommen viel herum. Wo liegt Österreich bei der Barrierefreiheit international?
Wenn man Städte wie Mailand und New York hernimmt, ist Mailand sehr weit hinten. Das ist, glaube ich, prinzipiell in südlichen Ländern so. Was in Wien wirklich einzigartig ist, ist das öffentliche Verkehrsnetz, weil jede U-Bahn-Station barrierefrei ist. Das ist selbst in New York nicht so. In New York haben die Leute dafür weniger Berührungsängste: Wenn man Hilfe benötigt, helfen die New Yorker ohne große Aufregung. Bei uns ist das Einsteigen in eine Straßenbahn mit der ganzen Rampentechnik ein Staatsakt.
Die Salons Ginger und Minusplus sind klassische Kleinunternehmen. Wie geht es Ihren Geschäftspartnern und Ihnen damit?
Den Studios geht es gut. Aber den Klein- und Mittelbetrieben werden in Österreich viele Steine in den Weg gelegt. Wir haben jetzt einige Umbauten zu tätigen, wie zum Beispiel die Toiletten. Ich wollte ja am Anfang alles barrierefrei machen. Nicht nur wegen mir, sondern generell. Die wirklichen Barrieren sind die bürokratischen Auflagen. Und wir haben exakt null Euro Förderung gekriegt,
Würden Sie lieber in New York leben?
In Amerika ist es nicht unbedingt so einfach, wenn man ein Studio aufmachen will: Man braucht sehr viel Zeit und vor allem sehr viel Geld.
Ist Haare schneiden Kunst?
Definitiv! Es gibt in der Kunst sonst kein Material, bei dem du eine Form reinbringen kannst und bei dem du auch diesen dreidimensionalen Effekt hast, das außerdem ständig nachwächst. Haare schneiden ist nicht nur Haare schneiden: Es gibt die unterschiedlichsten Techniken und Zugänge.
"Das Niveau ist in Österreich speziell im Friseur-Bereich wirklich sehr hoch."
Wo steht Österreich in der internationalen Szene der Hair-Stylisten?
Verstecken brauchen wir uns überhaupt nicht. Das Niveau ist in Österreich speziell im Friseur-Bereich wirklich sehr hoch. Natürlich können wir uns noch nicht mit London messen – London ist die Friseur-Hochburg.
Wie halten Sie sich fit?
Ich gehe Schwimmen und trainiere im Fitness-Studio.
Wer schneidet Ihnen die Haare?
Ich hab keine Haare.
Danke für das Gespräch.
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