Gesundheitsversorgung
Schwelender Ärztemangel bereitet Sorgen im Bezirk
Nach dem Ableben zweier Hausärzte im Bezirk und einiger Pensionierungen gestaltet sich die Nachbesetzung in den Ordinationen quer durch den Bezirk Deutschlandsberg äußerst schwierig. Der Knackpunkt ist mitunter das Fehlen einer Hausapotheke, wie die Beispiele in Bad Gams und St. Peter im Sulmtal zeigen.
BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. "Eigentlich wollte unser Hausarzt Werner Ernst Salmhofer noch gut drei Jahre seine Ordination in Bad Gams selbst weiter betreiben und im vierten Jahr an seinen Sohn Georg übergeben. Durch den plötzlichen Tod von Werner Ernst Salmhofer ist jetzt alles ganz anders gekommen", erzählt Stadträtin Barbara Spiz gegenüber MeinBezirk.at, die selbst in Bad Gams wohnhaft ist.
Eine Lungenenbolie hat den beliebten Arzt im Frühjahr aus dem Leben gerissen und somit auch mitten aus dem Gemeindegeschehen. Das war ein Schock nicht nur für Salmhofers Angehörige und Freunde, sondern vor allem für die Patientinnen und Patienten im Ortsteil der Stadtgemeinde Deutschlandsberg, wo man inzwischen um die gesundheitliche Nahversorgung bangt.
Nachdem die Ordination nämlich einige Zeit von den Allgemeindmedizinern Phillip Matscheko und Oliver Hopfgartner aus Graz als Vertretungsärzte geführt worden ist, ist die Praxis in Bad Gams inzwischen gänzlich geschlossen.
Hausapotheke als Dreh- und Angelpunkt
Ein Grund dafür ist die fehlende Hausapotheke, ohne die sich eine solche Ordination einfach nicht rechnet. Ob eine solche wieder installiert werden wird, steht derzeit in den Sternen, da ja die unweit gelegenen Zentren Stainz und Deutschlandsberg über Apotheken verfügen. Jedenfalls müsste die Nachfolgerin bzw. der Nachfolger von Werner Ernst Salmhofer eine Hausapotheke ganz neu beantragen.
Ernüchterung in Bad Gams
"Die Leute sind verzweifelt", so Barbara Spiz als eine der ersten Anlaufstellen für die Bürgerinnen und Bürger von Bad Gams. Gerade wenn man Kinder oder zu pflegende Angehörige hat, ist die Anwesenheit eines praktischen Arztes im Ort einfach essentiell für die gesundheitliche Nahversorgung und das Gemeinwohl.
"Die Leute erzählen mir, dass sie zwar das regionale Mobilitätsangebot gerne für solche Fahrten zu Ärzten und Apotheken nutzen, aber dennoch mitunter sehr lange unterwegs sind", so Spiz. Unterschriftenliste und eine Petition sind schon erstellt, doch die Mühlen der steirischen Ärztekammer mahlen langsam und lassen die Bevölkerung mit nur schemenhaften Informationen allein.
Vize-Bgm. Jürgen Kovacic, selbst bei der ÖGK tätig, setzt sich ebenso für eine Neuvergabe der Kassenstelle in Bad Gams ein wie Bgm. Josef Wallner, der auf ein rasches Handeln der Ärztekammer hofft: "Wir wissen nur, dass die Kassenstelle ausgeschrieben ist."
"Es ist ja nicht nur die geschlossene Ordination, sondern auch der Abzug von Bank, Post und Polizei, die die Bad Gamser entmutigt. Auch unser Zahnarzt Dr. Hans Kirisits wird in absehbarer Zeit in Pension gehen. Doch bei all diesen Negativ-Nachrichten: Wir bleiben auf alle Fälle dran für eine Lösung zur Gesundheitsversorgung in Bad Gams."
Stadträtin Barbara Spitz aus Bad Gams
In einigen Jahren möchte Georg Salmhofer in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters Werner Ernst Salmhofer treten. Er hat sein theoretisches Medizinstudium bereits abgeschlossen und plant nach dem vierjährigen Turnus die Praxis seines Vaters und seines Großvaters in der dritten Generation als Hausarzt mit fachmedizinischer Ausbildung weiterzuführen.
Derzeit ist also eine Neuvergabe im Gange. Ziel sei gemäß der Ärztekammer eine Dauerlösung in Form einer Übernahme durch einen erfahrenen Arzt ab kommenden September.
Arman Tanil in Stainz verstorben
Auch in der Großgemeinde Stainz ist nach einem tragischen Todesfall derzeit eine Kassenstelle frei. Arman Tanil hat erst am 1. Juli 2019 die Ordination von Allgemeinmediziner Kurt Leinich in der Kärntner Straße 20 übernommen. Jetzt, vier Jahre später, hatte der beliebte Hausarzt einen Herzinfarkt mit tödlichem Ausgang.
Wie geht es hier weiter? Derzeit wird die die Ordination von Vertretungsärzten geführt. "Die Ordinationszeiten bleiben für die Patientinnen und Patienten wie gewohnt bestehen", gab uns eine Ordinationshilfe auf Anfrage von MeinBezirk.at Auskunft. Auch Bgm. Karl Bohnstingl hofft auf eine baldige Nachbesetzung von Seiten der Ärztekammer:
"Wir hoffen sehr, dass diese Kassenstelle wieder besetzt wird! So eine große Gemeinde wie Stainz braucht eine ausreichende Gesundheits-Versorgung."
Karl Bohnstingl, Bürgermeister der Marktgemeinde Stainz
Langwierige Suche in St. Peter im Sulmtal
An seinem 70. Geburtstag Anfang Mai hat Alfred Lohr als langjähriger Hausarzt in St. Peter im Sulmtal zugleich seinen Pensionsantritt gefeiert. Schon seit Ende des Vorjahres setzt man im Gemeinderat des Europadorfes alle möglichen Hebel in Bewegung, um seine Nachfolge abzusichern. "Wir alle wissen um die fehlenden Fachkräfte in vielen Bereichen und leider auch im Bereich der Hausärzte. Der Gemeinderat konnte bereits im Vorjahr die Kassenarztstelle für St. Peter bei der Österreichischen Gesundheitskasse sicherstellen", so LAbg. Bgm. Maria Skazel.
Nachdem die Praxisräume von Alfred Lohr wegen Eigennutzung jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen, hat die Gemeinde bereits eine Übergangslösung bis zur Bereitstellung einer fixen Arztpraxis im Auge: "Die Räumlichkeiten im alten Kindergarten können innerhalb kurzer Zeit mit relativ geringem Aufwand umgebaut werden", so Skazel.
Obwohl mit der ersten Ausschreibung durch die Ärztekammer bereits Mitte Dezember des Vorjahres, mit der Bereitstellung von Ordinationsräumen und einer garantierten Anschubfinanzierung von 70.000 Euro alle nur möglichen
Rahmenbedingungen für eine neue Hausärztin bzw. einen neuen Hausarzt im Ort geschaffen worden sind, sind die Bemühungen in St. Peter im Sulmtal bisher vergeblich geblieben:
"Wir sind jetzt in der dritten Ausschreibung der offenen Hausarztstelle der Ärztekammer Steiermark mit einer Anschubfinanzierung von 70.000 Euro dabei.
Leider sind zeitgleich elf offene Hausarztstellen in der Steiermark ausgeschrieben. Unser größtes Manko ist die fehlende Hausapotheke für unseren kleinen Ort. Aber wir geben die Hoffnung keinesfalls auf…"
LAbg. Maria Skazel, Bürgermeisterin in St. Peter im Sulmtal
Neuer Arzt in St. Martin im Sulmtal
Es gibt aber auch positive Nachrichten: Im benachbarten St. Martin im Sulmtal hat man es geschafft, die Kassenstelle für Allgemeinmedizin im Ort neu zu besetzen. Somit wird Florian Amerstorfer ab Herbst in der Nachfolger von Josef Rosmanitz als Allgemeinmediziner und Facharzt für Orthopädie ordinieren.
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