Gewaltschutzzentrum und Polizei gehen Hand in Hand

Setzen auf gelebte Zusammenarbeit: Birgit Reiner und Chefinspektor Karl Sungi sowie Katja Neger und Bezirkspolizeikommandant Helmut Zöhrer (v.l.). | Foto: Veronik
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Bei der "Tour de Police" hat das Gewaltschutzentrum Steiermark sämtliche Polizeidienststellen aufgesucht. Der Schlusspunkt dieser Tour war im Bezirkspolizeikommando Deutschlandsberg mit einer positiven Bilanz.

DEUTSCHLANDSBERG. Wenn es laut und bedrohlich in den eigenen vier Wänden wird, dann sind sie die erste Anlaufstelle: Unsere Polizistinnen und Polizisten. "Wir schreiten also akut vor Ort ein, noch bevor wirklich Gravierendes passiert. Da muss noch keine Körperverletzung stattgefunden haben, sodass diese sicherheitspolizeilichen Aktion bei häuslicher Gewalt präventiv wirken kann. Das wird auch unserem Anspruch gerecht, die größte Menschenrechtsschutzorganisation zu sein. Wir schützen Leben, Gesundheit und körperliche Unversehrtheit - und das 24 Stunden, sieben Tage die Woche", betont Bezirkspolizeikommandant Helmut Zöhrer. Ein Betretungsverbot als sicherheitpolizeiliche Maßnahme kann hier also ausgesprochen werden, die 14 Tage Gültigkeit hat, auch wenn der Weggewiesene selbst Eigentümer von Haus bzw. Wohnung ist. "Diese 14 Tage sind ganz gut, damit sich der Aggressor über Geschehnisse, Situation und  Konsequenzen seines Handelns klar werden kann", weiß Chefinspektor Karl Sungi, Stellvertretender Bezirkspolizeikommandant und zuständig für Gewaltprävention im Bezirk zu den Rechtsaufklärungsgesprächen.

Hilfe für Opfer von Gewalt

Seit Jänner dieses Jahres bis jetzt waren im Bezirk Deutschlandsberg 28 Männer und eine Frau von einem Betretungsverbot betroffen, im Jahr 2017 waren es insgesamt 42 Personen. In gröberen Fällen kann es zu einer Anzeige und einem Strafverfahren kommen.
Doch wie geht es nach so einer Wegweisung für die Opfer weiter? Als Opferschutzeinrichtung wird das Gewaltschutzzentrum Steiermark über die Polizei mit den entsprechenden Daten zum jeweiligen Vorfall häuslicher Gewalt informiert und setzt sich mit den gefährdeten Personen aktiv in Verbindung, die diese kostenfreie Unterstützung annehmen können, natürlich auf freiwilliger Basis. Diese Hilfe reicht von rechtlicher bzw. psychosozialer Unterstützung bis zur Prozessbegleitung im Falle eines Strafverfahrens. Wenn es gewünscht ist, besteht sogar die Möglichkeit einer langfristigen Betreuung.

Gelebte Kooperation

Seit 1996 besteht diese Kooperation zwischen Polizei und Gewaltschutzzentrum als gemeinnütziger Verein, nämlich über das sogenannte Gewaltschutzgesetz. "Auch wenn es sich um ein Gesetz handelt - wir leben diese Zusammenarbeit aus Überzeugung", betont Zöhrer.
Um diese bereits sehr gute Zusammenarbeit noch weiter zu verbessern, hat man sich vom Gewaltschutzzentrum ausgehend seit September 2017 auf die "Tour de Police" gemacht, die in der Vorwoche im Bezirk Deutschlandsberg ihren Abschluss gefunden hat. "Die Stimmung war in allen Polizeidienststellen sehr offen und konstruktiv", freuen sich die beiden Juristinnen Birgit Reiner und Katja Neger vom Gewaltschutzzentrum Steiermark über diesen persönlichen Kontakt.

Beratung für Opfer

Die Beratungen finden Gewaltschutzzentrum Graz oder in den jeweiligen Außenstellen statt, wie auch für Deutschlandsberg in der Außenstelle Leibnitz. "Wir erreichen somit den Großteil der betroffenen Personen, obwohl die Dunkelziffer an nicht gemeldeter, häuslicher Gewalt nicht auszumachen ist", so Katja Neger und ihre Kollegin Birgit Reiner betont: "Zu uns kann jeder, der von Gewalt im sozialen Umfeld betroffen ist, zu einem unverbindlichen Beratungsgespräch kommen: Männer und Frauen in jedem Alter und auch Jugendliche und Kinder", so Reiner. Das Beratungs-Angebot reicht von Stalking und sexuelle Gewalt über (Cyber-) Mobbing und Zwangsheirat bis hin zu Gewalt an Männern, Frauen, Kindern und Jugendlichen sowie Menschen mit Migrationshintergrund u.v.a.
"Die Menschen sollen keine Scham haben, sich bei uns zu melden. Wir nehmen uns Zeit und wir hören ihnen zu", laden Birgit Reiner und Katja Neger zu einem unverbindlichen und selbstverständlich vertraulichen Beratungsgespräch ein.

Zum Gewaltschutzzentrum Steiermark

21 Personen (Sozialarbeiter und Juristen) sind im Gewaltschuztzentrum Steiermark tätig. Die beiden Juristinnen Kath´ja Neger und Birgit Reiner sind von Graz aus für die Bezike und Leibnitz und Deutschlandsberg mit Leibnitz als Außenstelle zuständig.
Das Gewaltschutzzentrum ist ein gemeinnütziger Verein. Die Finanzierung erfolgt über BMI, BMJ, BKA und mit kleinem Teil über das Land Steiermark, je nach den Anforderungen des Vereines.
Jährliche Kooperationstreffen gibt es außerdem mit weiteren Institutionen, die niederschwellig und peräventiv agieren, wie das Kinderschutzzentrum, Männerberatungsstelle, Neustart, Bezirksgericht, Bezirkshauptmannschaften, Kinder- und Jugendhilfe u.a.

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