Kirchensanierung
Heller Glanz für die Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg

Freude über die sanierte Stadtpfarrkirche in Deutschlandsberg:  Stadtpfarrer István Holló, Josef Reiterer, Robert Neschmach und Markus Jeschaunig | Foto: Susanne Veronik
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  • Freude über die sanierte Stadtpfarrkirche in Deutschlandsberg: Stadtpfarrer István Holló, Josef Reiterer, Robert Neschmach und Markus Jeschaunig
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Die Sanierung der Stadtpfarrkirche in der Deutschlandsberger Kirchengasse schreitet zügig voran. Davon haben wir uns bei einem Rundgang mit Stadtpfarrer István Holló und Robert Neschmach, stellvertretender Vorsitzender im Wirtschaftsrat der Stadtpfarre, ein Bild gemacht. 

DEUTSCHLANDSBERG. Wer jetzt die Stadtpfarrkirche in Deutschlandsberg betritt, wird sein helles Wunder erleben: Die Kirche ist bis auf Altar und Heiligenfiguren komplett ausgeräumt, der Boden geöffnet und in der Mitte ist ein riesiger, mobiler Kran aufgebaut, um Wandflächen und das Gewölbe hoch oben zu säubern. 
Schon vor dem ersten Bauabschnitt 2019, in dem der Kampf gegen den Wurmbefall an den vielen Heiligenfiguren in der Allerheiligenkirche im Mittelpunkt gestanden ist, sind wir mit Pfarrer István Holló und Josef Reiterer, Vorsitzender des pfarrlichen Wirtschaftsrates, durch das sakrale Gebäude gegangen.

Das waren die Vorbereitungen auf die erste Bauphase:

Wurm raus aus der Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg

Jetzt, zwei Jahre später, haben wir mit István Holló, Josef Reiterer als Vorsitzender des pfarrlichen Wirtschaftsrates und seinem Stellvertreter Robert Neschmach und Bautechniker die Fortschritte im aktuell zweiten Bauabschnitt dieser umfassenden Innensanierung besichtigt. Wegen der Corona-Krise hat sich dieser zweite Bauabschnitt um ein ganzes Jahr verschoben.
"Wir liegen dennoch gut im Zeitplan. Zu Allerheiligen wird die erste öffentliche Messe wieder in der Stadtpfarrkirche stattfinden," betont István Holló.

Baustelle im Zeitplan

Derzeit ist die Baustelle in vollem Gange: "In der Vorwoche ist der alte Boden entfernt worden. Hier, im Bereich der Altkirche gleich beim Eingang, entsteht ein eigener kleiner Raum für Feierlichkeiten. Der anders als im Hauptschiff gefärbte Boden kennzeichnet, dass sich hier die ursprüngliche, mittelalterliche und nach Osten ausgerichtete Kirche befindet. Das dominierende Langschiff wurde ja später in der Barockzeit quer dazu gebaut", erklärt Holló. Ein mobile Bestuhlung ergänzt die neue Ausstattung, um so auch den Blick entweder in Richtung der Leidens-Mutter-Figur bzw. zur gegenüber situierten Ölberg-Gruppe zu richten. 
Die insgesamt 42 historischen Kirchenbänke wurden bereits einer Rundumerneuerung unterzogen und dabei mit vergrößerten Sitzflächen in aufwändiger Tischlerarbeit den heutigen Anforderungen entsprechend komfortabler ausgestaltet.
Bodenelemente, die bei archäologischen Grabungen im Augfust entdeckt worden sind betonen die Schwelle von der alten zur neuen Kirche.

Es werde Licht

Ein weiterer Schwerpunkt kommt der Erneuerung der elektrischen Leitungen und damit verbunden der Beleuchtung zu: Bei jenen beiden seitlichen Nischen gleich beim Haupteingang, wo es kein Fenster gibt, sind Kabel für eine neue Beleuchtung bereits eingearbeitet. Dabei stellen die bis zu 1,20 Meter dicken Mauern beim Durchbohren für die Leitungen eine besondere Herausforderung dar.
Zu den bestehenden Lustern im Langschiff, die gerade bei Abendgottesdiensten zu wenig Licht abgegeben haben, wird jetzt bei den Kapitelen eine zusätzliche, indirekte Beleuchtung eingerichtet.
"Außerdem ist die akustische Anlage neu installiert worden", ergänzt Robert Neschmach.
Einen großen Beitrag für den lichtdurchfluteten Eindruck im Kirchenschiff leisten die von Staub und Ruß gereinigten Wände und Gewölbe. "Die Wand und Deckenflächen umfassen ca. 4.000 Quadratmeter", macht Robert Neschmach auf die umfassenden Säuberungs-Arbeiten aufmerksam.

Der Schlusstein als Mittelpunbkt in der Stadtpfarrkirche Deutschlandsberg, darunter wird der neue Taufstein installiert. | Foto: Susanne Veronik
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Die grauen Verschmutzungen werden abgetragen und die Wand und Deckenflächen in gebrochenen Weiß verputzt, so wie es eben ursprünglich gewesen ist. Somit wirkt der Kirchenraum bereits jetzt um vieles heller und das ursprüngliche Licht- und Schattenspiel kommt wunderbar zur Geltung, obwohl noch gar nicht alle Emporen bearbeitet sind.
Die größte Herausforderung?
"Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir das ganze Podest unter den Bänken austauschen müssen, da hier durch die Feuchtigkeit das Holz morsch geworden ist", erklärt der Stadtpfarrer. Hier kann man nicht einfach zubetonieren, da sonst die Feuchtigkeit über die Wände ausweichen würde.

Stadtpfarrer István Holló zeigt auf die morsch gewordenen Holzbalken unter den Kirchenbänken, die jetzt ausgetauscht werden müssen. | Foto: Susanne Veronik
  • Stadtpfarrer István Holló zeigt auf die morsch gewordenen Holzbalken unter den Kirchenbänken, die jetzt ausgetauscht werden müssen.
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Neuer Altar, neuer Ambo und neuer Taufstein

Zur Umgestaltung kommen ein neuer Volksaltar und ein neuer Ambo als Lesepult sowie ein Taufstein genau in der Mitte der Kirche, also unter dem Schlussstein am darüber liegenden Gewölbe.
Der Boden um den Taufstein wird bläulich gefärbt sein, um so das Wasser des Lebens im Zentrum des Sakralraumes zu symbolisieren.
Den anonymen Wettbewerb dazu hat Markus Jeschaunig gewonnen, der schon die Gestaltung des Portales an der Wolfgangi-Kirche umgesetzt hat. 

Markus Jeschaunig überwacht die Vorbereitung für die von ihm völlig neu gestalteten Elemente, nämlich Volksaltar, Ambo und Taufstein. Das Taufbecken erhält in einer Achse unter dem Schlussstein einen neuen Platz im Zentrum der Kirche. "Der bläuliche Boden symbolisiert das Wasser des Lebens, aus dem der Baum in Form des Taufbeckens herauswächst", zeigt Jeschaunig auf die Platten.

Baum und Natur als tragendes Thema

Der Künstler holt nämlich die drei alten Lindenbäume vor der Stadtpfarrkirche symbolisch in das Kircheninnere. Dazu hat er die Abdrücke von der Rinde genommen, um diese organische Struktur mittels Lasertechnik als Relief im Marmor für Ambo und Taufstein zu verewigen. "Man hat ja in Kirchen auch früher floristische Elemente verwendet. So möchte ich die aktuellen Themen um Klimakrise und Umweltschutz sichtbar machen", betont Jeschaunig, der dankbar dafür ist, die heiligsten Objekte im Auftrag der Kirche zu den bereits aus etlichen Epochen bestehenden Kunstwerken zu gestalten.
"Der Baum ist als Symbol des Lebens und der Hoffnung bis hin zum Kreuz Christi ein tragendes Thema unserer Kirche", ist Holló von jenem an die biblischen Gleichnisse anschließende Programm von Markus Jeschaunig begeistert und betont: 

"Diese der Natur nachempfundenen Elemente mit ihrer lebendigen Struktur passen sehr gut als Zeichen unserer Zeit in die barocke Kirche, die ja mit den vielen Heiligen-Figuren ebenso viele bewegte Motive aufweist."
Stadtpfarrer István Holló

Sanierung der Glocken

Überraschend mussten die Glocken am Turm der Stadtpfarrkirche überarbeitet werden. "Bei einer Begehung hat sich herausgestellt, dass durch die Eigenschwingung vor allem der dritten Glocke der Kirchturm enorm in Bewegung versetzt worden ist, sodass dieser über kurz oder lang beschädigt worden wäre. Wir haben uns das im Turm selbst angesehen. Es war wirklich sehr deutlich spürbar, dass sich der Turm beim Geläut der Glocken bewegt", erklärt Neschmach und führt aus: "Um diesem Effekt entgegenzuwirken, mussten Gegengewichte eingebaut und die Klöppel entsprechend verändert und angepasst werden, um das Spiel der insgesamt sechs Glocken zu optimieren. Das kleinste Glöckerl, das ganz oben angebracht war, wurde in den Glockenstuhl versetzt, um es besser zu schützen. Auch die Elektronik musste dabei erneuert werden. Die Kosten für diese völlig unvorhergesehene Sanierung belaufen sich auf ca. 22.000 Euro."

Die Glocken der Deutschlandsberger Stadtpfarrkirche mussten saniert werden, um größeren Schäden durch die Eigenschwingung entgegenzuwirken. | Foto: Susanne Veronik
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Zu den Kosten

Bleiben wir beim lieben Geld: Die ursprünglich geschätzten Gesamtkosten von rund 410.000 Euro sind inzwischen vor allem durch die unvorhergesehene Sanierung der Glocken und die Anpassung der historischen Kirchenbänke auf auf ca. 700.000 Euro brutto geklettert:
30 % der Kosten werden von der Diözese übernommen, 5 % kommen vom Bundesdenkmalamt, den Rest hat die Pfarre Deutschlandsberg selbst zu stemmen. "Unser Dank gilt den Spendern aus den frühen Haussammlungen, Benefizkonzerten, den im Pfarrblatt beigelegten Erlagscheinen sowie der Stadtgemeinde Deutschlandsberg, die kürzlich einen beträchtlichen Unterstützungsbeitrag in vier Jahresraten beschlossen hat", betonen Stadtpfarrer István Holló und die Vertreter des Wirtschaftsrates.

Altarweihe mit Diözesanbischof verschoben

Der erste wieder öffentliche Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche wird passend zur Allerheiligenkirche am 1. November um 10 Uhr stattfinden. "Leider sind Altar, Ambo und Taufbecken noch nicht fertig gestellt, weshalb wir die an jenem Tag geplante Altarweihe mit Diözesanbischof Wilhelm Karutwaschl verschieben müssen. Es wird dennoch eine Festmesse mit Agape unter den gegebenen Sicherheitsmaßnahmen stattfinden", betont Pfarrer István Holló.

Die Natur kommt ins Kircheninnere: Die Rinde der alten Lindenbäume vor der Stadtpfarrkirche wird symbolisch auf Altar, Ambo und Taufstein übertragen. | Foto: Susanne Veronik
  • Die Natur kommt ins Kircheninnere: Die Rinde der alten Lindenbäume vor der Stadtpfarrkirche wird symbolisch auf Altar, Ambo und Taufstein übertragen.
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Patenschaft für Heiligenfiguren 

Die Sanierung der Stadtpfarrkirche Deutschlandberg geht im kommenden Jahr weiter: Der dritte und abschließende Bauabschnitt umfasst die Konservierung der vielen Heiligenfiguren und Heiligenbilder. "Dazu kann man ab sofort Patenschaften für einzelne Heiligenfiguren in unserer Stadtpfarrkirche übernehmen", erklärt Pfarrer István Holló zu dieser außergewöhnlichen Aktion, um die Kosten für die Konservierung durch Restauratoren zu stemmen.

Die Kosten für eine Patenschaft richten sich nach der Größe der Heiligenfiguren:
Kategorie III (Untergröße): Heilige im Oberteil der Seitenaltäre
Kategorie II (Normalgröße): Heilige im Unterteil der Seitenaltäre
Kategorie 1 (Übergröße):

Sechs Assistenzfiguren an der Hochaltarretabel:

  • Hl. Nikolaus
  • Hl. Sixtus
  • Hl. Virgil
  • Hl. Rupert
  • Hl. Urban
  • Hl. Donatus

Abendmahls-Altar:

  • Fides (Glaube) (II)
  • Spes (Hoffnung) (II)
  • Aaron (II)
  • Melchisedek (II)
  • Hl. Laurentius (III)
  • Hl. Johannes Nepomuk (III)

Marien-Altar:

  • Hl. Barbara (III)
  • Hl. Katharina (III)
  • Hl. Nikolaus (II)
  • Hl. Petrus (II)
  • Hl. Paulus (II)
  • Hl. Ulrich (II)
  • Madonna (II)

Guter-Hirt-Altar:

  • Hl. Notburga (III)
  • Hl. Isidor (III)
  • Hl. Wolfgang (II)
  • Hl. Patrizius (II)

Vierzehn Nothelfer-Altar:

  • Hl. Magnus (III)
  • Hl. Florian (III)
  • Hl. Rochus (II)
  • Hl Sebastian (II)

Blasius-Altar:

  • Hl. Jakobus d. J. (II)
  • Hl. Wendelin (III)
  • Hl. Matthias (II)
  • Hl. Martin (III)
  • einen namenloser Heiliger (kann wegen fehlender Attribute nicht zugeordnet werden) (III)

Antonius-Altar:

  • Hl. Johannes Capestran (II)
  • Hl. Franz von Assisi (II)
  • Hl. Georg (III)
  • Namenloser Heiliger (II)
  • Namenloser Heiliger (III)
Möchten Sie die Patenschaft für eine der Heiligenfiguren übernehmen?

Mehr Informationen gibt Ernest Theußl unter Tel.: 0676/8742-2630 oder per Mail: ernest.theussl@aon.at

Auf der Homepage der Pfarre gibt es den gibt es den wöchentlich aktualisierten Baubericht unter http://deutschlandsberg.graz-seckau.at

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