Schülertransport
Holpriger Start für den RegioBus im Bezirk

Seit Beginn der heurigen Sommerferien erweitern die grün-weißen RegioBusse auch im Bezirk Deutschlandsberg die Fahrverbindungen.  | Foto: Susanne Veronik
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Verspätungen, aufgelassene Streckenführungen, neue Routen, stillgelegte Haltestellen und veraltete Fahrpläne sind nur einige der Fakten, die Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal in der ersten Schulwoche wegen der Umstellung auf das Regio-Bus-System verärgert haben. Die gute Nachricht: Ab Mitte nächster Woche soll alles optimiert werden.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Mit Beginn der Sommerferien ist die Installation der neuen Busverbindungen über das RegioBus-System mit 29 Gemeinden aus drei Bezirken angekündigt worden. Im Zuge der EU-weiten Ausschreibung hat das Land Steiermark gemeinsam mit dem Verkehrsverbund das Verkehrsangebot der Region um Deutschlandsberg bis zur Eröffnung der Koralmbahn neu geordnet.

Nicht weniger als acht Millionen Euro aus dem Verkehrsbudget werden dazu investiert.
Soweit so gut. Jetzt sind die Sommerferien aber vorüber und der Schülertransport mit dem neuen System bereitet vielfach Verwirrung und Ärger.

Chaos in der ersten Schulwoche

Dass die erste Schulwoche für Eltern, Kinder, Lehrkräfte bei oft sehr uneinheitlichen Unterrichtszeiten eine Herausforderung darstellt, ist aus vielen Jahren bekannt, auch bei den Schulbusunternehmen.

Aber die neuen Busverbindungen beziehungsweise die Auflösung einiger Linien im Zuge dieser Struktur-Umstellung haben heuer für besonderes Chaos gesorgt: Schon am Montag, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, sind Schülerinnen und Schüler zu spät in die Schule gekommen oder mussten sogar von den Eltern und Erziehungsberechtigten in die Bildungsstätten gebracht werden, weil sich die Zeiten geändert haben oder gewisse Busstationen einfach aufgelöst waren.

Wie geht es Dir mit dem RegioBus

Mangelnde Information

Viele Eltern sind aufgebracht über den mangelnden Informationsfluss zu den geänderten Streckenverbindungen: "Uns hat niemand darüber Bescheid gegeben, dass die Busverbindung von Gleinstätten bis Bad Schwanberg und zurück geändert wird. Das alles ist das reinste Chaos", so ein Mutter aus Bad Schwanberg. Außerdem werden seit Jahren übliche Haltestellen jetzt gar nicht mehr angefahren, sodass mitunter zeitaufwändige Umwege für die Kinder entstehen, Verspätungen sind die Folge.

Weinende Kinder am ersten Schultag

Von Schülerinnen und Schülern, die in der ersten Woche zu spät in die Schule gekommen sind, weiß auch das Lehrpersonal im Bezirk: 

"Bereits am Montag sind die Kinder aus Frauental und Bad Gams 20 Minuten zu spät gekommen. Darunter auch viele Erstklässler mit Tränen in den Augen. Für sie war es die erste Fahrt und dann gleich eine sehr sorgenvolle. Viele Schülerinnen und Schüler haben nach vergeblichem Warten in den Busstationen Eltern und Großeltern angerufen, die sie dann doch noch in die Schule gebracht haben."
Beatrix Janits, Schulleiterin der Mittelschule 1 in Deutschlandsberg

Stress und Unmut 

Nach Aussage der Kinder sind manche Busse einfach an den Haltestellen vorbeigefahren, ohne zu halten. Andere Busse sind sehr langsam gefahren. "Ein Bus hat die Kinder nur bis zum Bundesschulzentrum gebracht. Dort mussten alle Kinder aussteigen und zu Fuß in die Mittelschule marschieren. Aber beim Bundesschulzentrum war es dann schon 8.05 Uhr. Wir starten um 8 Uhr mit dem Unterricht", ärgert sich Beatrix Janits, Schulleiterin der Mittelschule 1 in Deutschlandsberg.

Ähnlich ist es den Kindern auch bei der Rückfahrt von den Schulen ergangen. "Mein Sohn ist nicht einmal mehr in den Bus gelassen worden, weil dieser überfüllt war. Er sollte auf einen zweiten Bus zu warten, der aber gar nicht gekommen ist", ärgert sich eine Mama, die dann wiederum selbst ins Auto gesprungen ist, um ihre verunsicherten Buben selbst abzuholen.

Ein alter Fahrplan an der Haltestelle in Moos/St. Peter im Sulmtal | Foto: RegionalMedien
  • Ein alter Fahrplan an der Haltestelle in Moos/St. Peter im Sulmtal
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"Die Aushänge an den Haltestellen sind teilweise noch von 2014", beschwert sich wiederum ein Vater aus St. Peter im Sulmtal.

Verärgert ist auch Monika Kiklin, Schulleiterin der Mittelschule Stainz über die Pannen bei der Graz-Fahrt der 2c Klasse: "Trotz vorheriger Absprache mit Helmut Kohler, Leiter der GKB Dienststelle Stainz, konnte der Busfahrer kein Tagesticket für die Gruppe ausdrucken.
Es wurde dann eine Zwei-Stundenkarte verkauft, und sogar dazu musste man mehrmals Rücksprache halten. Auf der Fahrt nach Graz ist der Chauffeur auch noch falsch gefahren."

Auch Monika Kiklin weiß von Eltern-Beschwerden, wonach Kindern auf der Frage nach der richtigen Linie nach Hause nicht weitergeholfen wurde, gewisse Strecken und Haltestellen nicht angefahren werden bzw. der Bus an Haltestellen einfach vorbeifährt.

Anfrage zu den Vorwürfen in der Abteilung 16

MeinBezirk.at hat diese Vorwürfe an Stefan Walter in der Abteilung 16 - Verkehr und Landeshochbau/Referat Öffentlicher Verkehr im Amt der Steiermärkischen Landesregierung herangetragen, der für die Bündel: Voitsberg, Deutschlandsberg, Graz-Südost und Südsteiermark zuständig ist: "Es gab bisher rund 80 Meldungen, jeder einzelnen gehen wir nach. Bis zu zwei Drittel der Schwierigkeiten sollten in einer Überarbeitung der Fahrpläne bis kommenden Mittwoch beseitigt sein", betont Stefan Walter und ortet auch eine Bringschuld vonseiten der Schulen:

"Alle Schulen wurden bereits im Frühjahr zu den Neuerungen kontaktiert. Allerdings haben sich nur zwei Schulen bei uns zurückgemeldet, deren Wünsche in den Fahrplan eingebaut worden sind. Die jetzt laufenden Anfragen der Schulen sind, soweit sie bei uns eingelangt, bereits in Arbeit."
Jene Aussendung zu den Neuerungen rund um den RegioBus soll am Dienstag noch einmal an die Schulen versendet werden“, so Walter.

"Ich kann die Sorgen aller Eltern, Schülerinnen und Schüler und auch der Pädagoginnen und Pädagogen gut verstehen. Ich bin ja selbst auch Vater. Aber wie immer zu Schulbeginn kommt es zu Schwierigkeiten, die wir im direkten Kontakt mit Schulen und Eltern zu lösen versuchen."
Stefan Walter, Abteilung 16 - Verkehr und Landeshochbau/Referat Öffentlicher Verkehr

Und die angesprochenen Verspätungen? "Es gibt eine Reihe von Fahrten, die noch Probleme mit der Pünktlichkeit haben, die mit kommenden Donnerstag mitsaniert werden sollten, aber weiterhin unter steter Beobachtung stehen", blickt Walter optimistisch auf die nächste Woche.

Angesprochen auf nicht aktuelle Fahrpläne antwortet Walter: "Meiner Information nach sollten alle Haltestellen mit den korrekten Fahrplänen ausgestattet sein. Wenn es konkrete Beispiele gibt, wo dies nicht der Fall ist, wird das natürlich umgehend korrigiert. Bei einem derart großen Bediengebiet, das auf einmal neu beschildert wird, kann es natürlich immer zu einzelnen Fehlern beim Aushängen kommen.

"Wir bitten um möglichst genaue Schilderung der Problematik, um auch zielgerichtet nach Lösungen suchen zu können."
Stefan Walter zu den eingehenden Beschwerden

Die Maßnahmen im Detail 

Alle beteiligten Gemeinden wurden im Dezember 2021 und im Mai 2022 über die bevorstehenden Änderungen informiert, alle betroffenen Schulen im Juni 2022. Offenbar wurden diese Informationen häufig überlesen, sodass seitens der Gemeinden und der Schulen keine Informationen an die Kinder und Eltern ausgingen. Über die Änderungen werden die Schulen und Gemeinden nochmals direkt, voraussichtlich am Montag, angeschrieben.

Mit Juli 2022 ging das Verkehrsbündel Deutschlandsberg in Betrieb, dabei ging die Gesamtverantwortung für das Fahrplanangebot von den Verkehrsunternehmen auf das Land Steiermark und die Verkehrsverbund Steiermark GmbH über. Dass es hier bei Betriebsaufnahme und dann nochmals zu Schulbeginn zu Beschwerden und darauffolgenden Änderungen kommt, ist unvermeidlich, auch da sich im Vorfeld viele Regelungen informell zwischen Schulen und Verkehrsunternehmen angesammelt haben, die im Planungsprozess und vor allem danach in den behördlichen Genehmigungsverfahren nicht mehr abbildbar sind.

Da es sich um eine EU-weite Ausschreibung handelte, ist es aus vergaberechtlichen Gründen ausgeschlossen, vor Abschluss des Vergabeverfahrens in Kontakt mit den Bestandsbetreibern zu treten. Daher müssen bei jedem Bündelstart in den ersten Schulwochen umfangreiche Änderungen in der Planung durchgeführt werden, die dann üblicherweise auch in den ersten Schulwochen gelöst sind.

Von den eingebrachten Anliegen werden etwa zwei Drittel mit nächstem Mittwoch gelöst, etwa 20 Prozent sind unter Beobachtung, bei fünf Beschwerden sucht man noch nach Lösungen und der Rest hat sich als unbegründet erwiesen (etwa wenn nur die Information nicht aufgefunden wurde, die Anbindung aber zufriedenstellend war).

Beschwerden zu gestrichenen Streckenführungen

Einzelne Strecken (und somit auch Haltestellen) wurden aus behördlichen Gründen gestrichen, da Streckenabschnitte seitens der Kraftfahrlinienbehörde nicht nach dem Stand der Technik genehmigungsfähig sind. "In Summe betrifft dies eine einstellige Anzahl von Kindern, mit deren Eltern wir bereits teilweise persönlich in Kontakt sind, um Lösungen zu finden. Teilweise mussten aufgrund der Genehmigungsfähigkeit die Streckenführungen umgedreht werden, die Haltestellen also in umgekehrter Reihenfolge bedient werden. Schulen und Gemeinden wurden dazu informiert", betont Walter.

Hoffnung auf Verbesserung

Karin Auer, Schulleiterin der Mittelschule Bad Schwanberg hofft nach einer sehr schwierigen ersten Woche auf die angesprochenene Verbesserungen: "Vonseiten der Mittelschule Bad Schwanberg betone ich, dass verlässliche Schulbusse eine wichtige Voraussetzung für den sicheren Transfer der Schülerinnen und Schüler in die Schule und nach Hause sind. Als Schulleiterin vernetze ich mich daher laufend mit allen betroffenen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, mit RegioBus und mit den Kleinbusunternehmen. Wir hoffen alle, dass es durch Nachbesserungen zu guten Lösungen kommen kann."

"Die MS Bad Schwanberg lehrt ihre SchülerInnen Achtsamkeit für unser Klima und unsere Energieressourcen, in diesem Sinne leisten die Nachbesserungen der Fahrpläne einen Beitrag dazu, dass Kinder nicht einzeln in die Schule geführt werden."
Karin Auer, Schulleiterin der Mittelschule Bad Schwanberg

Mehr Infos unter der Service-Hotline der VerbundLinien unter Tel.: 056078910.
Hilfreich ist auch der interaktive Routenplaner mit aktuellen Fahrplanauskünften bei der BusbahnBim-Auskunftwww.busbahnbim.at
App: busbahnbim im App Store und auf Google Play

Alle Fahrpläne zum Download findest du hier 

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