Zu Martini
Im Gänsemarsch ab auf die grüne Weide

Überzeugt von Tierwohl und damit einhergehend hoher Qualität der Lebensmittel: Angelika und Erich Wechtitsch bei den Weidegänsen. | Foto: Susanne Veronik
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Angelika und Erich Wechtitsch vulgo Bachbauer haben mit der Aufzucht von Weidegänsen eine Monopolstellung im Bezirk Deutschlandsberg, und das mit Blick auf das gelebte Tierwohl.

GROSSRADL/EIBISWALD. Saftige Wiesen, sanfte Hügel und ein idyllisch gurgelnder Latein-Bach - wir sind beim Bachbauer in Oberlatein/Großradl/Eibiswald gelandet. Und dann ein lautes Schnattern: "Das sind unsere mehr als 500 Weidegänse", lacht Bachbauer Erich Wechtitsch bei einem Rundgang. Vor gut vier Jahren ist Wechtitsch auf diese Tiere neugierig geworden und hat erstmals Küken, sogenannte Gössel, auf den Hof gebracht hat, um mit den Steirischen Weidegänsen Grünflächen auch in steilen Hangflächen sinnvoll zu bewirtschaften.

Im Gänsemarsch um den Teich - und in den Teich. | Foto: Susanne Veronik
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"Das war für uns völliges Neuland. Wir haben gleich einmal mit 150 Gössel begonnen. Mittlerweile sind wir bei etwa 550 Stück", blickt Angelika Wechtitsch, auch bekannt als Bezirksbäuerin, auf die doch mutigen Anfänge zurück.
Mittlerweile geben auch die Gastronomie-Betriebe ihre Bestellungen bereits zu Jahresbeginn beim Bachbauer an. "Dazu kommen private Bestellungen und natürlich ein Bestand für Kurzentschlossene, die sich für Martini oder Weihnachten ihre eigene Gans auftischen möchten", erklärt Erich Wechtitsch, bevor er einer Kundschaft das kochfertige Gansl übergibt.

Gans im Glück

Wie sieht nun so ein Jahreslauf einer Weidegans aus? "Die Gössel werden im Jänner, Februar in der Brüterei bestellt, die von Mai bis Juni angeliefert werden. "Da sind die Tiere erst einen Tag alt und sehr empfindlich. Sie müssen gut gewärmt und völlig im Trockenen heranwachsen können, nur so haben sie eine Überlebenschance", erklärt Angelika Wechtitsch. Für die trockene Einstreu werden in Eigenproduktion hergestelltes Heupellets verwendet, die jegliche Nässe aufsaugen. "Mit den Heuballen, die fein vermahlen und zu Pellets gepresst werden, hat auch die Kreislaufwirtschaft auf unserem Hof einen wertvollen Effekt", erklärt Angelika Wechtitsch, dass die Pellets nicht nur das Federkleid der Gänse trocken halten, sondern auch als Rohfaser zum Futter für die Schweine verwendet werden.

Weideidylle beim Bachbauer in Lateindorf: 4,5 ha Grünland sind für die Gänse eingezäunt. | Foto: Susanne Veronik
  • Weideidylle beim Bachbauer in Lateindorf: 4,5 ha Grünland sind für die Gänse eingezäunt.
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Nach spätstens sechs Wochen beginnen die jungen Weidegänse ihr Gefieder zu wechseln. Dann ist es auch Zeit für den ersten Freilauf im Vorhof vor dem Stall. "Und später auf unseren rieisgen Weiden", zeigt Erich Wechtitsch auf die riesigen Grünflächen und seine Frau ergänzt: "Die Gänse zeigen uns selbst, wann sie bereit sind für den Weidegang."
Über Nacht können die Gänse aber nicht im Freien bleiben. "Wir haben's probiert, aber schon in der zweiten Nacht hatten wir ungebetenen Besuch", spricht Wechtitsch den Fuchs als natürlichen Feind an. Im Gänsemarsch geht es also jeden Abend zurück in den sauberen Stall.
"Man kann das Federvieh gut erziehen. Wenn die Gänse ihren Weg nach einiger Zeit kennen und einen Zaun respektieren, dann ist auch eine Straßenüberquerung kein Problem", schmunzelt Angelika Wechtitsch.

Stressfreie Schlachtung

Nach einem Sommer voller Gänseglück geht es ab Oktober je nach Gewicht zur stressfreien Schlachtung gleich am Hof, also ganz ohne Transportweg: "Die Tiere kommen um den Stall auf die Waage und dann zehn Meter weiter zur Betäubung gefolgt von der Schlachtung", erklärt Angelika Wechtitsch, dass jetzt bis Ende November die ganze Familie mit anpackt, bis das letzte Federchen von Hand gerupft ist. Dabei hat man auch viele Investitionen für einen modernen Schlachtbetrieb getätigt. Schließlich gibt es am Hof auch Schweine, Weide-Puten und Kamerun Schafe die hier nach einem erfüllten Tierleben auf einem entsprechend genehmigten Schlachtbetrieb ein möglichst stressfreies Ende finden sollen.

"Wenn es den Tieren gut geht, dann erhält man auch ein qualitätvolles und gesundes Lebensmittel."
Erich Wechtitsch.

Zeit für Wachstum und Qualität

Was zeichnet jetzt die steirische Weidegans gegenüber der Mastgans aus?
"Unsere Weidegänse haben Zeit zum Wachsen. Die Gänse werden bei uns erst nach ca. einem halben Jahr geschlachtet, da bringen sie gut vier Kilogramm auf die Waage. Eine Mastgans legt enorm schnell Substanz zu und hat dieses Gewicht für die Schlachtreife bereits nach zehn oder zwölf Wochen. Mastgänse leben auf engstem Raum und ganz ohne Auslauf - eine Zumutung", ist Erich Wechtitsch froh darüber, seinen Tieren für ihre Lebenszeit auch Lebensqualität bieten zu können.
"Wir haben 4,5 Hektar Grünland für unsere Gänse eingezäunt", betont Erich Wechtitsch.
Durch die längere Aufzucht ist auch der fleischliche Ertrag bei einer Weidegans höher, d.h. bei einer Mastgans mit 4 kg bleiben nachweislich 2,4 kg verwertbares Fleisch. Bei einer Weidegans sind es stolze 3,2 Kilogramm bei weniger Fettanteil.
"Da hat man einfach mehr vom Gansl", ist Wechtitsch überzeugt.
Außerdem werden die Federn für die Daunenproduktion verwertet.

Hofladen mit Selbstbedienung

Übrigens: Beim Bauchbauer gibt es einen Hofladen mit Selbstbedienung. Geboten wird alles, was vor Ort produziert wird, also Freiland-Eier, Fleischprodukte und Schmalz von den Tieren am Hof, Honig von benachbarten Betrieben und natürlich das mehrfach ausgezeichnete Kürbiskernöl ("Gault&Millau", Finale Landesprämierung). "Und jetzt sind wir auch in die Essigproduktion aus eigenen Äpfeln gegangen", zeigt Angelika auf die frisch abgefüllten Flaschen.

Foto: Susanne Veronik

Gusto bekommen?

Weidegansl vom Bachbauer sind ganz einfach online über die Hompage www.bachbauer.com bestellbar. Dazu gibt es auch g'schmackige Weideganrezepte, einfach hier reinklicken.


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