Zur Pensionierung
Interview mit dem evangelischen Pfarrer Andreas Gerhold

Sind guter Dinge: Presbyter Daniel Gerhold, Pfarrer Andreas Gerhold, Projektleiter Werner Flisar (v.l.) | Foto: Gerhard Langmann
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  • Sind guter Dinge: Presbyter Daniel Gerhold, Pfarrer Andreas Gerhold, Projektleiter Werner Flisar (v.l.)
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Andreas Gerhold ist seit 33 Jahren Pfarrer in der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Stainz-Deutschlandsberg. Am 1. September wird er in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger László László ist nach einem Vorstellungsgottesdienst im Pfarrgemeinderat bereits gewählt worden, der auch den Religions-Unterricht in den Schulen übernehmen wird. MeinBezirk.at hat Andreas Gerhold vor dem Gottesdienst mit der Entpflichtung von seinen Diensten zu einem Exklusiv-Interview gebeten.

  • Herr Pfarrer, 33 Jahre sind eine lange Zeit. Wie sind Sie nach Stainz gekommen?

ANDREAS GERHOLD: Auf den Punkt gebracht: Vom Pfarrhaus der Grazer Heilandskirche ins Pfarrhaus nach Stainz. Mein Vater war lange Zeit Pfarrer in Graz, wo ich auch geboren wurde.
Aber ganz so knapp war es nicht: Schule in Graz, Studium in Graz und Wien, Lehrzeit in Linz, Pfarramt in Hochburg-Ach (Innviertel) und seit 1990 Pfarrer in Stainz.

Andreas Gerhold, seit 33 Jahren Pfarrer in der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Stainz – Deutschlandsberg. | Foto: Foto Augenblick
  • Andreas Gerhold, seit 33 Jahren Pfarrer in der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Stainz – Deutschlandsberg.
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  • Wie ist Ihre familiäre Situation? 

Ich bin seit 1979 verheiratet mit meiner Frau Ursula mit der ich fünf Kinder habe. Dazu kommen fünf Schwiegerkinder und inzwischen elf Enkelkinder. Opa, du hast ja jetzt viel Zeit! Da könntest du doch …… Das wird ebenso eine Wegmarkierung nach dem 1. September 2023 sein, dem ersten Tag meiner Zeit im Ruhestand.

  • Was waren für Sie in jenen 33 Jahren die schönsten Momente?

Hochzeiten, Taufen Konfirmationen, Beerdigungen und Verabschiedungen im anderen Sinn: denkwürdig, emotional, von tiefer Freundschaft mit den Angehörigen geprägt, also gottesdienstliche Feiern, in denen die Verbundenheit mit den Familien, dem Freundeskreis besonders ausgeprägt sind.

Pfarrer Andreas Gerhold bei der Taufe seines Enkelsohnes Moritz. | Foto: privat
  • Pfarrer Andreas Gerhold bei der Taufe seines Enkelsohnes Moritz.
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Wobei für mich die Gottesdienste im Zentrum meines Dienstes standen, und das in allen möglichen Formen: ganz kleine, im privaten Häusern, bis zu den Fernsehübertragungen in alle Welt.

Dankbar bin ich für die vielen Möglichkeiten, in ökumenischer Gemeinschaft Gottesdienste zu feiern, an vielen Orten unseres Bezirkes. Trauungen, Eröffnungen, der ökumenische Gottesdienst 1997 in der Pfarrkirche Stainz im Schloss mit Pfr. Lorenz Möstl und dem Reverend John Cotton der anglikanischen Pfarrgemeinde aus Bexhill an der Südküste Englands. Ein paar Jahre zuvor waren wir mit der Chorgemeinschaft Stainz dort zu Besuch.
Dazu gehören auch die Feste, die wir als Pfarrgemeinde gefeiert haben, wie die Feier zu „500 Jahre Brendlhof“ in Bad Schwanberg, einer evangelischen Gedenkstätte direkt aus der Zeit der Reformation.

"Eine großartige Erfahrung und ein wichtiger Teil meiner Arbeit war der Religionsunterricht. Sogar das 40-jährige Dienstjubiläum durfte ich noch begehen. Und ich kann sagen: Bis auf die Pädagogischen Akademien habe ich in allen Bildungsformen unterrichtet, von der Volksschule bis zur Universität und der Erwachsenenbildung. Eine ganz spannende und vertiefende Zeit!"
Andreas Gerhold, seit 33 Jahren Pfarrer in der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Stainz-Deutschlandsberg

  • Was hat Sie besonders in der Pfarrgemeinde beeindruckt?

Da steht für mich ein Wunder über allen Ereignissen, ob schön, traurig oder konfliktreich: Nämlich die Erfahrung, dass Personen ehrenamtlich bereit sind, sich mit ihren Gaben und Erfahrungen in die Pfarrgemeinde einzubringen, auf allen Ebenen: von der Musik bis zur Gebäudeverwaltung. Da sind Freundschaften mit großer Vertrautheit entstanden, die sicher über meine aktive Zeit hinausgehen. Dies sagen zu dürfen, erfüllt mich mit großer Freude!

  • Die großen Herausforderungen in dieser Zeit?

Die Lebensveränderungen, mit denen sich Menschen konfrontiert sehen, sich damit verändern und neu orientieren müssen, in das Gemeindeleben aufzunehmen und ihnen dabei zur Seite zu stehen. Vieles muss aus dem Pfarrhaus, aus den Kirchen hinaus bewegt werden, direkt zu den Menschen kommen.

Die „klimaneutrale“ Pfarrgemeinde ist ein weiteres wichtiges Anliegen. Einiges haben wir durch die Generalsanierungen unserer Gebäude schon erreicht. Aber das ist eine erste, oder auch 2. Stufe. Folgen noch 100? Ich weiß es nicht. Aber die Gestaltung der Pfarrgemeinde nach klimagerechten Maßstäben, die sollte 100 Stufen leicht schaffen!

Pfarrer Andreas Gerhold (l.) bei einem inklusiven Gottesdienst im Wohnhaus der Diakonie de La Tour in Deutschlandsberg mit Rektorin Astrid Körner. | Foto: privat
  • Pfarrer Andreas Gerhold (l.) bei einem inklusiven Gottesdienst im Wohnhaus der Diakonie de La Tour in Deutschlandsberg mit Rektorin Astrid Körner.
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  • Wie werden Sie die Zeit der Pensionierung anlegen?

Mit einer selbstbestimmten Zeitvergabe. Denn „Zeit haben, wann andere es wünschen“, das ist eine Prämisse jedes Dienstes als Pfarrer bzw. als Pfarrerin, also bis hin zum Religionsunterricht. Auf diese „freie Zeiteinteilung“ freue ich mich riesig!

  • Was möchten Sie  Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben?

Bring neue Töne in die Pfarrgemeinde! Neue Farben, mit denen du andere Personen ansprichst, als ich es konnte. Vertraue denen, die an deiner Seite stehen. Ich bin sicher, ihr werdet ein wunderbares Team sein, von dem wir noch viel Gutes hören werden!

Das Programm am 25. Juni 

Der Abschiedsgottesdienst mit der Entpflichtung von Andreas Gerhold von seinem Amt als Pfarrer in der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Stainz-Deutschlandsberg durch Superintendent Pfarrer Wolfgang Rehner findet am 25. Juni in der Friedenskirche Stainz statt. Dabei wird das generalsanierte Pfarrhauses seiner Bestimmung übergeben.

  • 10 Uhr in der Friedenskirche in Stainz: Gottesdienst zur Entpflichtung. Die Entpflichtung nimmt Superintendent Pfr. Wolfgang Rehner vor.
  • 11.30 Uhr: Kleiner Festempfang
  • 12.30 Uhr: Festakt zur offiziellen Wiedereröffnung des generalsanierten Pfarrhauses

Über den kommenden Pfarrer

Der künftige Pfarrer der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Stainz Deutschlandsberg László László wurde in Ungarn geboren und ist derzeit Pfarrer in der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. und H.B. Melk-Scheibbs. Nach seinem Vikariat in der reformierten Pfarrgemeinde Szeged (1996 -1997) war er Pfarrer in der evang. Pfarrgemeinde A.B. Feldbach (1997 - 2010). Mit der Steiermark fühlt sich Pfarrer László seitdem sehr verbunden und hatte immer den Wunsch, wieder in seiner gefühlten Zweitheimat zurückzukehren.

Mit seiner Wahl im Pfarrgemeinderat der evang. Pfarrgemeinde A.B. Stainz-Deutschlandsberg geht dieser Wunsch als Nachfolger von Pfarrer Andreas Gerhold in Erfüllung. Er wird auch den Lehrauftrag an diversen Schulen in der Region übernehmen.

Auch Pfarrer Kanonikus Friedrich Trstenjak wird am 1. September in Pension gehen:

Kanonikus Friedrich Trstenjak tritt die Pension an

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