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Weingenuss mit dem wohligen Aroma von Verantwortung

Stefan Langmann ist überzeugt von der Zertifizierung "Nachhaltig Austria", nämlich für den jeweiligen Betrieb ebenso wie für den Konsumenten. | Foto: Augenblick
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Das Weingut Langmann-Lex setzt auf echtes Handwerk, und das seit 1746. Jetzt ist der Weinbaubetrieb mit einem Nachhaltigkeits-Zertifikat des österreischischen Weinbauverbandes zusätzlich ausgezeichnet.

ST. STEFAN OB STAINZ. Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Mit einem Wein vom Weinbaubetrieb Langmann-Lex in Langegg an der Schilchertsraße jetzt sogar im wahrsten Sinne des Wortes: Stefan Langmann hat als nur einer von insgesamt 120 Weinbaubetrieben in ganz Österreich das Zertifikat "Nachhaltig Austria" für Weine ab dem Jahrgang 2019 aus seinem Betrieb hoch über St. Stefan ob Stainz. Dieses neue Nachhaltigkeitsprogramm der österreichischen Weinwirtschaft hat sogar am internationalen Parkett Gültigkeit. Nur 14 Nachhaltigkeitszertifikate sind auch international anerkannt, "Nachhaltig Austria" ist eines davon.

Penibel bis ins kleinste Detail

"Das Audit für dieses Gütesiegel umfasst sämtliche Säulen, also vom Wasserverbrauch über den Umgang und die gerechte Entlohnung des Personals bis zum Zustand des Fuhrparks, der Rebflächen und der Arbeit im Keller. Dieses Audit beschreibt den Betrieb aus absolut ganzheitlicher Sicht", weiß der Önologe Stefan Langmann das rund 40 Seiten schweren Audit zu schätzen. Entsprechend umfassend gestaltete sich der Kritierenkatalog, um einmal alle geforderten Angaben online abliefern zu können. Danach nimmt eine unabhängige Komission direkt auf dem Hof alles unter die Lupe, also von Bilanzen über Versicherungspolizzen bis zur Hygiene im Keller und der  Bewirtschaftung in den Weingärten.  Es muss alles im Verhältnis zur Erzeugnis- und zur Betriebsgröße gesehen im grünen Bereich liegen. "Gerade im Weinbau zählt ja auch die Technik zur Nachhaltigkeit, also ob man moderne Traktoren mit Partikelfiltern und möglichst sparsamem Verbrauch einsetzt oder alte Dreckschleudern. Sogar die jährlichen Durchfahrten zwischen den Rebzeilen bekommen dabei Gewicht", so Langmann.

Vom Rebstock bis zum Schraubverschluss

Die Hotspots bei den vielen Parametern? "Das ist einmal die Bewirtschaftung der Weingärten, also ob die Drahtrahmen hoch genug für eine gewisse Höhe der Laubwand zum qualitätvollen Weinbau sind, das ist erst ab einer Mindesthöhe von gut einem Meter möglich. Bei uns sind die Steher für die Drahtrahmen aus zinkfreiem Kortenstahl, um einen Zinkeintrag in das Erdreich auszuschließen, also ein weiterer Pluspunkt", geht Langmann ins Detail. 
Dazu kommt die Hygiene im Weinkeller, für die Chlor bei der Reinigung natürlich absolut tabu ist. "Das verwenden wir schon seit Jahrzehnten nicht. Dazu kommt das Recycling der Laugen sowie das Absetzbecken in der Kanalisation, das wir eingebaut haben", führt Langmann nur einige der vielen Beispiele aus dem umfassenden Kriterien-Katalog an. Dazu werden aber noch viele andere Parameter penibel genau durchleuchet, um ein ganzheitliches Zeugnis zu erhalten, aus dem man seine Schlüsse für die Zukunft ziehen kann.
Das geht bis hin zu Details wie das Glas für die Flaschen oder die Farbe an den Schraub-Verschlüssen, die frei von Blei sein müssen. Dazu braucht man auch ein Gutachten vom jeweiligen Hersteller. Selbst das  Papier bei den Etiketten muss den vorgegebenen Standards entsprechen. Die Kontrolle für die Verlängerung des Zertifikates erfolgt jährlich.

Weingenuss mit Verantwortung

Wenn es die Möglichkeit für dieses Audit jetzt doch schon seit vier Jahren gibt, warum dann nicht eine Teilnahme von Anfang an? "Weil erst im Vorjahr ein Bewirtschaftung ganz ohne Glyphosat im Kriterien-Katalog enthalten ist. Erst mit diesem Verbot hat dieses Zertifikat für mich auch einen Sinn. Schließlich arbeiten wir jetzt schon seit acht Jahren völlig ohne Herbizide und ohne Insektizide", ist der Winzer überzeugt von der Bearbeitung seiner Rebflächen auf insgesamt auf 35 ha, davon 65 % Blauer Wildbacher für einen weststeirischen Schilcher in Bestform.
Es wird heute also so naturnah wie möglich produziert. Langmann: „Da wir gänzlich ohne Herbizide und Insektizide arbeiten, ist der Arbeitsaufwand dadurch zwar höher, aber das nehme ich in Kauf. Wir verzichten ganz bewusst darauf.“

"Was mir an diesem Gütesiegel so gur gefällt: Für dieses Zertifikat braucht man so viel an Pflanzenschutz als notwendig aber so wenig wie nur möglich."
Stefan Langmann

Würden Sie den Antrag für dieses doch aufwendige Zertifikat auch anderen Kollegen empfehlen?
Langmann: "Auf jeden Fall. Da weiß man, wo man steht und wo man noch nachjustieren muss, und das über eine völlig unabhängige Kommission. Außerdem gibt dieses Zertifikat dem Konsumenten die Sicherheit, seinen Wein aus einem sauber und nachhaltig wirtschaftenden Betrieb zu beziehen."
Wobei wird Langmann selbst nachjustieren? "Wir heizen zwar schon mit Hackschnitzel aus dem eigenen Wald, künftig wollen wir auch noch Ökostrom zuführen und Photovoltaik als Notstromversorgung einbauen, was der CO2-Bilanz wieder sehr gut tut."

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Über "Nachhaltig Austria"

Der österreichische Weinbauverband hat in einem merhjährigen wissenschaftlichen Projekt ein Online-Tool für die Messung nachhaltiger Arbeitsweise der heimischen Weinbranche entwickelt. Erste Zertifizierungen sind seit 2015 möglich.
Mehr auf www.nachhaltigaustria.at

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