Neues Hotel in Hollenegg
"Wir wollen zur Destination in der Weststeiermark werden"

Umgeben von Schloss und Koralm wollen Jürgen und Gernot Kleindienst (v.l.) ein neue Tourismusdestination in der Weststeiermark schaffen. | Foto: Michl
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Beim alten Gasthaus „Zur Taverne“ in Hollenegg wird ein neues Hotel entstehen. Die beiden Bauherrn, die Brüder Jürgen und Gernot Kleindienst aus Deutschlandsberg, verraten nun erstmals ihre Pläne.

So kennt man das Gasthaus "Zur Taverne": Das Gebäude in Hollenegg wird bis 2021 zu einem Hotel umgebaut. | Foto: Kleindienst
  • So kennt man das Gasthaus "Zur Taverne": Das Gebäude in Hollenegg wird bis 2021 zu einem Hotel umgebaut.
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WOCHE: Wie lange arbeiten Sie schon am Projekt?
Jürgen Kleindienst: Gekauft haben wir das Objekt im letzten Sommer, aber seit eineinhalb Jahren arbeiten wir am Projekt. Schon vorm Kauf haben wir intensiv mit dem Vorbesitzer Karl Lambauer über das Konzept gesprochen.
Gernot Kleindienst: Ihm war es ein Anliegen, dass es jemand aus der Region ist und es im touristischen Bereich fortgeführt wird. Deswegen hat das auch länger gedauert, bis der richtige Partner gefunden wurde.

Viel ist bisher noch nicht bekannt. Warum eigentlich?
Jürgen: Wir haben bisher nicht viel nach außen transportiert. Aber wir müssen zuerst einmal wissen: Wer sind wir? Wer ist unsere Zielgruppe? Heutzutage ist es zu wenig, zu sagen: Ich hab Zimmer, oder ich koche. Du musst wissen, wie du dein Zielpublikum ansprichst. Wir wissen jetzt, wer wir sind und wie wir dorthin kommen.

Und wer sind Sie nun?
Gernot: Wir wollen Boutiquehotel, Restaurant und Bar in einem Konzept vereinen. Ein Boutiquehotel ist einfach ein Konzept, das sehr individuell auf den Gast eingeht, aber in einem höheren Standard als Privatzimmer oder Hotel garni. Das ist aber trotzdem für alle geeignet. Wir wollen ein Gefühl schaffen, wo man sich wohl fühlt und jeden Tag aufhalten kann. In der Weststeiermark müssen wir selbst zur Destination werden. Deswegen haben wir so viel Arbeit in die Marke gesteckt. Unser Gast hat den Ausgleich zwischen Aktivität und Ruhe. Das soll dieses Boutiquehotel verkörpern.
Jürgen: Da geht’s nicht um Sterne, wir legen Wert darauf, auf den Gast und seine Bedürfnisse einzugehen.
Gernot: Es ist eine Preisklasse, die sich jeder leisten kann, aber es ist trotzdem alles drinnen, was man für den Urlaub braucht. Nicht gehobener, sondern persönlicher Service, wo wir mit dem Gast in der weststeirischen Kultur umgehen. Ich hab in Kempinski-Hotels mit über 300 Betten gearbeitet, da ist es gehoben, aber nicht mehr persönlich. Wir sind direkt zu Hotels gefahren, die wir cool finden, haben dort Tage verbracht und alles niedergeschrieben. Diese Erfahrungen sind sehr viel Wert, damit wir das Service individuell umsetzen können und nicht auf Massentourismus gehen.

Zu den Personen

Jürgen Kleindienst (32) ist mit seinem Unternehmen „inStyleHaus“ seit fünf Jahren als Bauträger tätig und übernimmt den baulichen Part.
Gernot Kleindienst (23) absolvierte die Tourismusschule in Bad Gleichenberg, betreibt eine Onlinemarketing-Agentur und wird das Hotel führen.
Die beiden Brüder sind im „Gästehaus Kleindienst“ in Deutschlandsberg mit der Privatzimmervermietung aufgewachsen.

Welches Service kann der Gast erwarten?
Jürgen: Wir versuchen, die Rezeption als eine Art Wohnzimmer zu gestalten. Der Gast soll ankommen und runterkommen. Unser Gast ist aktiv, geht Rad fahren, wandern oder golfen und sucht trotzdem den Ausgleich, den wir ihm mit einem kleinen, aber feinen Wellnessbereich bieten. Auch in der Kulinarik wird alles regional sein. Der Gast soll die Region in unserem Haus voll spüren.

Welches Konzept bekommt die Kulinarik?
Gernot: Der Restaurant- und Barbereich ist für alle Leute in der Region geeignet. Deswegen suchen wir was, das sehr viele Leute anspricht.
Jürgen: Weststeirische Küche neu interpretiert: Ein bodenständiges Gericht, aber mit Qualität aus der Region neu interpretiert, das passt hierher. Ein Haubenküche mit sieben Gängen passt nicht hierher. Wir sind bodenständig und unser Ziel im Restaurant ist, das neu zu interpretieren. Wir werden auch das Frühstück zelebrieren. Da wollen wir die Region miteinbinden, jeder kann bei uns frühstücken oder brunchen. Bis am Abend ist jeder Einheimische bei uns willkommen. Das wär für mich das Schönste, wenn auch Leute aus der Region kommen. Nach der Arbeit rauffahren und ein Glaserl oder ein Bier trinken, weil man runterkommt, auch mit dem Blick direkt zum Schloss.

Gibt’s schon einen Namen?
Gernot:
In zwei Monaten wird es eine Homepage und Teaservideos geben, damit man das Gefühl besser verstehen kann. Auch den Namen, weil es ist kein klassischer Hotelname. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir von der Visitenkarte bis zu den Badeschlapfen wissen, wie alles ausschaut. Dieses Branding werden wir mit einem sehr speziellen Logo und Namen später preisgeben.
Jürgen: Dann versteht man auch „Boutiquehotel“. Das klingt vielleicht abgehoben, aber eigentlich heißt das nur „klein und fein“.

Eckdaten

Zu- und Umbau, ingesamt 1.990 Quadratmeter plus 6.000 Quadratmeter Grünfläche
70 Betten
Ganzjahresbetrieb
Wellnessbereich mit beheiztem Außenpool, Saunen, Ruheraum und Massage
Kooperation mit dem Schloss Hollenegg geplant

Wann beginnt der Bau und wird’s fertig?
Jürgen:
Wie immer bei so einem Riesenprojekt und so einem alten Gebäude, gehört sehr viel getan. Derzeit werden alle Förderungen alles geprüft, auch die genaue Umsetzung des Konzepts ist mitunter davon abhängig. Sobald wir alle Zusagen kriegen, können wir ins Detail gehen und starten. Unser Ziel ist, im April oder Mai mit dem Bau zu beginnen und es ist durchaus realistisch, im Frühjahr bis Sommer 2021 fertigzustellen.

Wie hoch sind die Baukosten?
Jürgen:
Das ist abhängig von genauen Ausführungen und Förderungen. Aber es handelt sich um einige Millionen Euro.
Gernot: Deswegen dauert das auch länger. Viele denken, dass wir das Gasthaus gekauft haben, einfach die Vorhänge austauschen und dann geht’s wieder los. Das wir nie unsere Intention. Wir wollen schon was machen, wo wir uns zu 100 Prozent darin sehen. Deswegen hat sich dieser Umbau ergeben, auch in der Innengestaltung wird sich viel verändern.
Jürgen: Wenn wir das nicht widerspiegeln können, macht’s für uns keinen Sinn. Deswegen haben wir bis jetzt schon diese Zeit gebraucht und sind jetzt an einem Punkt, wo wir in den nächsten Wochen starten können.

Wie viele Arbeitsplätze werden entstehen?
Gernot:
Wir werden zwischen 15 und 20 Personen beschäftigen. Uns ist wichtig, dass sich Leute aus der Region mit dem Konzept identifizieren können und wir Arbeitsplätze schaffen.
Jürgen: Auch baulich: Jetzt vergeben wir gerade Aufträge, da schauen wir ganz stark auf die Region. Wenn die Möglichkeit besteht, dass du das Personal vor Ort hast, glauben wir schon, dass wir mit unserem Konzept auch gute Mitarbeiter ansprechen. Dasselbe gilt bei den Baufirmen. Im besten Fall vergeben wir alles in der Region. Wie bei den Produkten, die dort verarbeitet werden, die ganze Region soll im Haus zusammenkommen. Das fängt beim Bau an und hört beim Mitarbeiter auf.

Das künftige Hotel liegt in direkter Nähe zum Schloss Hollenegg und in ruhiger Lage. | Foto: Kleindienst
  • Das künftige Hotel liegt in direkter Nähe zum Schloss Hollenegg und in ruhiger Lage.
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Wie wollen Sie den Tourismus in der Weststeiermark ankurbeln?
Gernot: Da können wir uns in der Region abheben und Pioniere sein. Das hat Hotelcharakter: Auch wenn’s regnet, kann man sich den ganzen Tag bei uns im Wellnessbereich aufhalten. Ein Außenpool mit dieser Aussicht ist sensationell. Unsere Ambition ist, österreichweit als Boutiquehotel mitzuwirken.
Jürgen: Das muss das große Ziel sein: In einer Region, wo der Tourismus noch viel Potential hat, wollen wir selbst zur Destination werden. Unsere Gäste wollen bei uns ein paar Tage verbringen und dann erkunden sie die Region. Das ist unser Antrieb.
Gernot: Das ist im Trend. Die Leute identifizieren sich immer mehr mit irgendetwas. Über meine Firma war ich die letzten zwei Jahre jede Woche in einem anderen Hotel und hab da erforschen können, wie wir unser Angebot am besten transportieren können. Auch in der Tourismusentwicklung wird das sehr viel bewirken, glaub ich. Durch das Marketing tragen wir die ganze Region nach außen. Desto mehr Leute zu uns kommen, desto mehr Leute sind auch da.
Jürgen: Touristisch gesehen muss alles ein großes Ganzes werden. Theoretisch sind wir in Hollenegg, aber direkt an der Gemeindegrenze zu Deutschlandsberg. Das musst du überregional sehen. Unsere Region hat so viel zu bieten und das vereinen wir in einem Haus. Wenn der Gast das mitkriegt, egal ob regionaler oder Hotelgast, dann macht’s für uns und für alle Beteiligten Sinn.

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