Wirtschaftskammer
Deutschlandsberg ist der Industriebezirk Nummer eins im Land

Benedikt Bittmann, Maria Deix und Manfred Kainz von der WKO (v.r.) waren unterwegs, hier bei SVI in Deutschlandsberg. | Foto: LIDO
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Im Zuge der Initiative „WK on tour“, sind Spitzenfunktionäre der Wirtschaftskammer Steiermark bei Betrieben vor Ort und machen sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage. In diesem Sinne war WKO Vizepräsident Benedikt Bittmann im Bezirk Deutschlandsberg, um auf Gespräche bei acht Unternehmen, sowohl bei kleinen wie auch großen, einzugehen. Im Mittelpunkt standen die Themen „Wettbewerbsgleichheit zum Online-Handel“ und die „Dumpingkonkurrenz“ aus dem benachbarten Ausland.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Benedikt Bittmann, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg, war in der Vorwoche bei Betrieben im Bezirk Deutschlandsberg unterwegs. Vom
Unternehmerfrühstück beim Schlosstoni in Pichling über Kfz-Technik Josef Schmuck in Jagernigg bis hin zu Kunststoffverarbeitung der Firma FiberTech in Bergla 38 reichte die Tour am Vormittag, bevor es bei SVI Austria GmbH mit Headquarter in Deutschlandsberg einen Zwischenstopp für ein Pressegespräch gab.
Nach einem informativen Mittagessen mit Vertretern regionaler Leitbetriebe beim Sorgerhof in Frauental besuchte die kleine WK-Delegation noch die Firma Prohan Industrieanlagenbau und Steinmetzmeister Gernot Delemeschnig in Groß St. Florian sowie Elektrotechnik Prader in Unterbergla.

Lokalaugenschein bei  Kfz-Technik Josef Schmuck. | Foto: LIDO
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"Der Bezirk Deutschlandsberg lebt von seiner wirtschaftlichen Vielfalt," resumiert Bittmann, dass die Wirtschaftskammer nicht nur für die großen Industriebetriebe als große Zahler mit ihrem Service-Angebot da ist, wie für jeden einzelnen Unternhmer und jede einzelne Unternehmerin, nämlich mit den Schwerpunkten Service und Bildung. "Ich möchte dabei aufzeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwichen den großen Betrieben und den Klein- und Mittelbetrieben bis hin zu den Einpersonenbetrieben ist", erklärt Bittmann zu einer konkreten Untersuchung über Epcos und seine Verlinkung mit Klein- und Mittelbetrieben zum beiderseitigen Nutzen. Um die best möglichen Vorraussetzungen für Unternehmen zu schaffen sei ein ständiger Austausch mit der Politik nötig. "Es ist mir ein ganz besonderes Anliegen, dass die Menschen hier in der Region sehen, dass wir eng zusammenarbeiten. Wir sind stolz darauf, dass Deutschlandserg jetzt der Industrie- und Produktionsbezirk Nummer eins in der Steiermark geworden ist und das mit einem höheren Brutto-Median-Einkommen bei einer zugleich deutlich niedrigeren Arbeitslosenquote als in der gesamtem Steiermark", bringt es Manfred Kainz, Regionalstellenleiter der WKO Deutschlandsberg, auf den Punkt.

Starke Wirtschaft im Industriebezirk Deutschlandsberg

Die Unternehmen vor Ort bieten wesentlich mehr als „nur“ Arbeitsplätze. Sie sichern durch ihre tatkräftige Unterstützung einen großen Teil dessen, was das Leben in den Regionen so lebenswert macht - sei es das Vereinswesen oder soziale und kulturelle Initiativen. „Diesen Mehrwert wollen wir künftig noch stärker aufzeigen“, betonen RSTO Manfred Kainz und WKO Vizepräsident Benedikt Bittmann. Und zwar mit einem Forderungspaket zur Sicherstellung fairer Wettbewerbsregeln, gegen die vor allem im Bereich des Onlinehandels, aber auch beim grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr immer öfter verstoßen wird.

Ungleichgewicht durch Mitbewerb

Vor allem KMUs klagen über ein zusehends stärker werdendes Ungleichgewicht, speziell was den Mitbewerb durch international agierende internetbasierte Plattformen sowie den grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr betrifft - aber auch im Vergleich zur nichtgewerblichen Wirtschaft, was gesetzliche Auflagen bei Betriebsanlagen, Kontrollen und steuerliche Vorgaben angeht. Diesen Wettbewerbsverzerrungen sagt die WKO Steiermark deshalb nun den Kampf an. „Wir leben in einer Zeit des digitalen Wandels mit vielen neuen Angebots- und Vertriebsmöglichkeiten. Allerdings darf die Innovation nicht darin liegen, bestehende Regeln zu umgehen und sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu sichern“, so Kainz und Bittmann.

Sichwort E-Kommerce

Konkret im Visier haben sie global agierende Internetplattformen, die hierzulande zwar hunderte Millionen Euro an Umsätzen verbuchen, aber davon so gut wie nichts in Österreich versteuern. „Es ist nicht einzusehen, dass die digitale Betriebsstätte und damit eine Besteuerung der großen Internetplattformen im Land noch nicht realisiert ist“, ergänzte Vizepräsident Bittmann, vor allem aufgrund der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung des Onlinehandels, aber auch von Buchungsplattformen im Tourismus. Ersterer hat im Vorjahr allein in der Steiermark beim Umsatz die Milliardengrenze gesprengt, denn mittlerweile shoppen bereits 61 Prozent der Steierinnen und Steierer im Internet, 47 Prozent im EU-Ausland. Experten gehen davon aus, dass allein in diesem Bereich der heimischen Finanz 550 bis 600 Millionen Euro pro Jahr entgehen. Bei den großen touristischen Online-Buchungsplattformen ist die Situation nicht viel anders. Allein die Erfolgreichste unter ihnen verbuchte im Vorjahr mehr als 750.000 Vermittlungen in Österreich. „Uns geht es nicht darum, hier innovative Dienstleistungen einschränken zu wollen. Ganz im Gegenteil, wir möchten lediglich dieselben Spielregeln für alle um einen fairen Wettbewerb zu garantieren“, so RSTO Kainz und Vizepräsident Bittmann.

Vorschlag Digitalsteuerpaket

Vorgeschlagen wird von Seiten der Wirtschaftskammer daher die Umsetzung eines Digitalsteuerpakets, durch das die Zuordnung der Gewinne an eine bestimmte digitale Betriebsstätte gewährleistet werden kann. Weiter wird eine Infopflicht für Online-Vermittlungsplattformen gegenüber der Finanzverwaltung und den Kommunen angestoßen sowie die Umkehr zur Umsatzsteuerschuld, da es bei Fernverkäufen aus Drittstaaten grundsätzlich schwierig ist, das Steueraufkommen zu sichern. „Mit diesem Paket würden wir fairere Wettbewerbsbedingungen für den heimischen Handel und den Tourismus sicherstellen. Und wir könnten damit den Spielraum für die zweite Etappe der Steuerreform zur Entlastung aller Unternehmen schaffen“, sind Manfred Kainz und Benedikt Bittmann überzeugt.

Rote Karte für Dumpingkonkurrenz

Zweite große Baustelle im Sinne der Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs ist der grenzüberschreitende Dienstleistungsverkehr. So kommt es bei Kontrollen ausländischer Unternehmen im Baubereich nach wie vor in jedem zweiten Fall zu Beanstandungen. Wettbewerbsverzerrungen, durch die drei Viertel der heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe unter massiven Preisdruck leiden, der oft, wie die Kontrollen zeigen, auf unlauterem Preisdumping beruht. Würden Entsendebetriebe nämlich alle gesetzlichen Vorgaben einhalten, wäre ein Preisunterschied von bis zu zehn Prozent gegenüber heimischen Firmen erklärbar, wie ein Studie der TU Graz belegt. In der Praxis seien aber 20 bis 30 Prozent feststellbar, in manchen Fällen sogar von bis zu 50 Prozent. Die volkswirtschaftlichen Negativeffekte belaufen sich dadurch allein im Hochbau bundesweit auf 220 Millionen Euro pro Jahr.
„Wir bekennen uns natürlich zum freien Waren- und Dienstleistungsverkehr, dieser ist ja wie gesagt auch Grundlage unseres Exporterfolgs. Aber es kann nicht sein, dass Spielregeln systematisch ignoriert werden“, kritisierten Regionalstellenobmann Kainz und WKO Vizepräsident Bittmann. Aus diesem Grund werde man nun sowohl die Tätigkeit des eigenen Erhebungsdiensts als auch die Kontrollen in Kooperation mit der Finanzpolizei ausweiten.

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