Interview
Hans Kilgers Ziele in der Steiermark: "Eine Herzensangelegenheit"

Der Müncher Hans Kilger hat über 50 Millionen Euro in mehr als 20 Projekten in der Steiermark investiert. | Foto: Lorber
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  • Der Müncher Hans Kilger hat über 50 Millionen Euro in mehr als 20 Projekten in der Steiermark investiert.
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Trotz kürzlichen Pleiten von drei Partnerbetrieben: Investor Hans Kilger plant auch mit weiteren Projekten in der Steiermark. Im Exklusivinterview mit MeinBezirk.at spricht Kilger über seine Ziele und Investitionen.

Drei Betriebe, an denen Sie beteiligt waren, gerieten zuletzt in die Schlagzeilen – ist das Zufall?
Hans Kilger: Wir haben massiv in die Region und die Menschen hier investiert. Wir haben alle drei Betriebe vor einer massiven finanziellen Schieflage bewahrt. Leider wurde unser Vertrauen in diesen Projekten missbraucht.

Könnten andere Projekte einen ähnlichen Verlauf nehmen?
Bei einer Vielzahl an Beteiligungen an Unternehmen in der Steiermark geht unser Konzept erfolgreich auf, andere Projekte funktionieren nicht. Das ist nicht außergewöhnlich – im Gegenteil: Derartige Kurskorrekturen gehören zum Unternehmertum und sind auch künftig für uns nicht auszuschließen.

Drei Pleiten

Die Domäne Müller (Groß St. Florian) und Steirerwein (Graz/Wies), an denen Kilger beteiligt war, meldeten kürzlich Insolvenz an, wobei die Geschäftsbeziehungen mit Steirerwein schon länger beendet sind. Gegen den Schweinezuchtbetrieb La Gioia (Ottendorf/Oststmk.), wo er ebenfalls eingestiegen war, brachte Kilger selbst Strafanzeige wegen Tierquälerei und Betrug ein.

Nach eigenen Angaben haben Sie weit über 50 Millionen Euro in mehr als 20 Projekten in der Steiermark investiert.

Ich sag immer: Über 90 Prozent ist gut. Und wenn's bei zehn Prozent nicht funktioniert, dann muss man damit auch leben, so schmerzlich es ist.

Geht Ihr Vertrauen für zukünftige Projekte dadurch verloren?
Es wurde uns glaubhaft gemacht, dass hier echte Profis am Werk seien und über entscheidendes Know-how verfügen würden. Hier hätten wir kritischer hinschauen müssen. Wir gehen grundsätzlich mit einem Vertrauensvorschuss in Projekte – und das werde ich auch weiterhin so handhaben. Ich bin ein Mensch und Unternehmer, der vertraut. Ich mache das seit 30 Jahren so, dass ich auf Vertrauensbasis Kooperationen mit Menschen eingehe. Da gehören auch Enttäuschungen dazu. Warum soll ich jetzt meine unternehmerische Herangehensweise verändern? 30 Jahre lang bin ich mit dieser Einstellung gut gefahren. Daher werden mich auch derartige "Ausreißer" nicht vom Kurs abbringen.

Manche fürchten, Ihre Investitionen könnten zu Spekulationsobjekten werden.
Das ist gar nicht das Ziel. Im Gegenteil: Wir stehen für Nachhaltigkeit, Regionalität und Innovationskraft in Tourismus und Landwirtschaft. Schnelle Verkäufe und Spekulationsobjekte haben darin keinen Platz. Wir glauben an unsere Vision, eine nachhaltige Wertschöpfungskette aufzubauen.

"Das Ende der Fahnenstange in der Steiermark ist nicht erreicht."
Hans Kilger über mögliche weitere Investments

Die Steiermark ist für mich eine Herzensangelegenheit, die langfristig geplant ist – und, so hoffe ich, auch nach meinem Ableben so weitergeführt werden kann. Das ist mein erklärtes Ziel.

Also wird es Hans Kilger auch in 20 Jahren noch in der Steiermark geben?
Davon dürfen Sie ausgehen und daran arbeiten unsere 230 Mitarbeiter täglich hart. Ich bin allein während der Pandemie in zweistelliger Millionenhöhe für Investitionen, Kosten und Ausgaben in der Steiermark aufgekommen. Wir haben das Schloss Gamlitz revitalisiert, wir erweitern gerade den Jaglhof auf die dreifache Zimmerkapazität samt Pool und Ruhebereich und einem größeren Restaurant. Das macht man nicht, wenn man nicht vor hätte, ein langfristig angelegtes Generationenprojekt daraus zu machen. Außerdem bin ich stolz, dass wir über 230 Arbeitsplätze hier in der Region abgesichert haben – und das selbst während der Pandemie.

Haben Sie noch weitere Pläne in der Steiermark?
Wenn ein Vorhaben dazu passt, werden wir es prüfen. Das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht.

Hans Kilgers zahlreiche Investments

Die "Domaines Kilger" umfasst mittlerweile mehr als 20 Weingüter, Lokale, Übernachtungs- und Eventlocations sowie Verkaufsstellen in der Steiermark, in Burgenland, Wien und Bayern: neben dem Gasthof Hasewend (Eibiswald) und der Kaminstubn (Deutschlandsberg) u.a. den Jaglhof (Gamlitz), Schloss Gamlitz (gepachtet) oder einen Weinkostladen und eine Weinbar in Wien. Das Plabutscher Schlössl (Graz) und das Loisium (Ehrenhausen) hat Kilger gekauft.

Viele fragen sich, auf "gut steirisch": Woher kommt das ganze Geld?
Ich bin seit über drei Jahrzehnten unternehmerisch in unterschiedlichsten Branchen tätig. Und mit Sicherheit bei dem ein oder anderen Thema auch sehr erfolgreich. Das, was hier investiert wurde, habe ich mir alles hart erarbeitet. Der Großteil des eingesetzten Kapitals kommt aus Veranlagungen und Immobilien, wo ich seit 30 Jahren tätig bin. Und natürlich auch meiner harten Arbeit in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung. Damit man eine Vorstellung hat: Ich habe im letzten Jahr 4.600 Stunden gearbeitet.

Sie schwärmen häufig von der Süd- und Weststeiermark. Wie oft sind Sie hier?
Zu 50 Prozent hier und zu 50 Prozent in Deutschland oder anderen Ländern, in denen ich tätig bin.

Das kürzlich revitalisierte Schloss Gamlitz ist seit dem letzten Herbst die Zentrale der Domaines Kilger. | Foto: Lorber
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Wie würden Sie den Tourismus in der Region beurteilen?
Die Südsteiermark ist touristisch ein paar Jahre voraus. Die Weingegend Südsteiermark ist nach außen hin natürlich bekannter als die Weststeiermark. Ich glaube aber, dass die Weststeiermark auch ein großes Potential hat. Für mich ist sie genauso reizvoll. Wir tun auch für die Weststeiermark viel. In Bad Schwanberg entsteht unsere Fleischmanufaktur, wo wir das ganze Fleisch verarbeiten werden, nicht nur in Österreich gezüchtetes, wir werden auch aus Deutschland die Produkte hierher zur Verarbeitung bringen. Da werden auch hier neue Arbeitsplätze entstehen.

Wie finden Sie die Fusion zu einem Tourismusverband?
Ich find’s gut. So riesig sind die einzelnen Regionen nicht, dass es zwei verschiedene sein müssen. Das wächst auch zusammen.

Sie haben 2017 gesagt: "Die Süd- und Weststeiermark ist in München sehr wenig bekannt." Wie ist das heute?
Ich hab ein großes Netzwerk in Bayern und München. Ich glaube, dass hier durchaus ein bisserl was an Bekanntheit von mir lanciert wurde. So schlimm es ist, muss man ganz ehrlich sagen: Die Pandemie hat der Region perspektivisch sicherlich nicht geschadet. Weil viele Leute diese Fernreisen nicht mehr machen und ich glaub, das wird auch so bleiben. Ich kenne sehr viele Menschen aus meinem engeren Kreis, die hier in der Pandemie in unseren Beherbungsbetrieben untergebracht waren, von denen jeder sagt: "Jetzt verstehen wir dich, warum du hier in diese Gegend so verliebt bist." Und das werden langfristige Gäste bleiben.

Seit 2019 ist Kilger Hauptsponsor beim SV Frauental, seit 2020 auch Präsident. | Foto: SV Frauental
  • Seit 2019 ist Kilger Hauptsponsor beim SV Frauental, seit 2020 auch Präsident.
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Sie sind auch im steirischen Fußball sehr präsent. Woher kommt’s?
Als junger Mann hab ich natürlich tagtäglich Fußball gespielt. Für mich ist Fußball der Massensport. Wenn er vernünftig betrieben wird – so wie in Frauental, da gefällt mir das einfach sehr gut, darum bleib ich auch weiterhin involviert – dann hat er eine Vorbildfunktion für die Kinder und Jugendlichen. Jeder hängt an seinem Handy oder iPad und die körperliche Ertüchtigung ist mindestens genauso wichtig. Ich bin sogar Marathon gelaufen vor zehn Jahren, ich bin immer schon sportbegeistert.

Welche Ziele und Visionen haben Sie mit dem SV Frauental?
Die Landesliga ist eigentlich die richtige Liga, wenn der SV Frauental im vorderen Drittel mitspielt. Dann ist das für diesen Verein genau das richtige. Ich weiß nicht, ein Aufstieg… aber: Sag niemals nie. Verdient hätte es die Mannschaft, mit dem Budget, das wir hier zur Verfügung haben. Wenn ich an die Tabellenspitze schau, ist das zehn Mal so viel. Dann kann man stolz sein auf die Männer.

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