Insolvenz bei Steirerwein
Hans Kilger kontert Vorwürfen von Christian Reiterer

Der Unternehmer Hans Kilger zieht die Notbremse bei Steirerwein. | Foto: Otto Michael
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Nach 26 Jahren ist die Steirerwein Produktion & Handel OG insolvent. Kilger kontert den von Miteigentümer Christian Reiterer getätigten Vorwürfen zu mangelnden Investitions-Aktivitäten und Zahlungs-Ausständen: "Wir haben nachweislich in Millionenhöhe investiert."

WIES/GRAZ. Die Grazer Steirerwein Produktion & Handel OG hat am Dienstag, den 22. Februar, Insolvenz angemeldet, das teilte Miteigentümer Christian Reiterer mit. Dieser Schritt sei  notwendig gewesen, da die Domaines Kilger GmbH & Co KG den Verpflichtungen aus dem 2018 abgeschlossenen Kooperationsvertrag trotz mehrmaliger Aufforderung nicht nachgekommen sei. Der Vertrag wurde jedoch bereits im Mai 2020 durch Kilger wieder gekündigt.

2,24 Mio. Euro an Verbindlichkeiten

Die Verbindlichkeiten der Steirerwein Produktion & Handel OG betragen laut Insolvenzantrag 2,24 Mio. Euro. Diesem Betrag stehen offene Forderungen in Höhe von 2,1 Mio. Euro sowie weiteren 200.000 Euro für getätigte Bestellungen für Sekt an die Domaines Kilger GmbH & Co KG gegenüber. Also ein Gesamtbetrag an offenen Forderungen von 2,3 Mio. Euro, die bis dato von der Domaines Kilger GmbH & Co KG nicht beglichen wurden und den Insolvenzantrag unumgänglich machte.

Dementsprechend groß ist die Enttäuschung von Christian Reiterer, dem Miteigentümer der Steirerwein Produktion & Handel OG:

„Ich bin vom Verhalten des ehemaligen Vertragspartners Hans Kilger schockiert und kann eine zukünftige Geschäftsbeziehung kategorisch ausschließen.“

Christian Reiterer, dem Miteigentümer der Steirerwein Produktion & Handel OG 

Hans Kilger kontert den Vorwürfen

Der Wahlsteirer und Unternehmern Hans Kilger widerspricht den Vorwürfen anlässlich der Insolvenz der  Steirerwein Produktion & Handel OG vehement. Man habe nachweislich in Millionenhöhe in die gemeinsamen Geschäftsaktivitäten investiert und bis zuletzt versucht, die Kooperation aufrecht zu erhalten.

Erst als Christian Reiterer die Treuepflichten gegenüber der Gesellschaft – ihm wird zur Last gelegt, er habe die Umsätze des größten Kunden in eine seiner Unternehmungen umgeleitet – verletzt hat, habe sich die Domaines Kilger für den Insolvenzantrag entschieden. Dieser wurde – entgegen der Behauptung von Christian Reiterer – nachweislich von der Domaines Kilger bereits am 8. Februar eingebracht. 

Zur Vorgeschichte bei Steierwein

Die Steirerwein Produktion & Handel OG wurde 1996 von Christian Reiterer gegründet. Die Tätigkeit beinhaltete die Produktion sowie Einzel- und Großhandel mit Wein, vorwiegend mit "Schilcher" sowie mit Spirituosen. 2018 erfolgte der Einstieg der Domaines Kilger GmbH & Co KG durch eine 50-prozentige Schenkung von Christian Reiterer an Kilger.

Die Steirerwein Produktion & Handel OG habe über die letzten Jahre sowohl die Pflege als auch die Vinifikation der Weine für die Domaines Kilger GmbH & Co KG durchgeführt. Die von Hans Kilger angekündigte Öffnung neuer Märkte durch die Domaines Kilger GmbH & Co KG sei ausgeblieben und die dafür getätigten Investitionen konnten laut Reiterer nie einer entsprechenden Nutzung zugeführt werden.

Starker Widerspruch

Anders die Sicht bei Domaines Kilger: 2015 habe die Domaines Kilger Miteigentümer Christian Reiterer und die Steirerwein Produktion & Handel OG  durch den Einstieg vor einer dramatischen finanziellen Schieflage bewahrt. Den nun getätigten Vorwürfen kontert Hans Kilger:

„Wir haben in den letzten Jahren nachweislich in Millionenhöhe in den laufenden Betrieb in der Region sowie den Ausbau der gemeinsamen Geschäftstätigkeiten mit Christian Reiterer investiert. Von Beginn an war unser Engagement darauf ausgerichtet, die wirtschaftliche Tragfähigkeit sowohl von Reiterer als auch von Steirerwein zu erhalten. Wir haben bis zuletzt versucht, alle Rahmenbedingungen zu schaffen, um die bereits seit 2015 andauernde Zusammenarbeit mit ihm fortzusetzen."

Hans Kilger, Investor bei Steirerwein

Ein Bild aus früheren Tagen: Der Münchner Unternehmer Hans Kilger und der Winzer Christian Reiterer (r).  | Foto: Veronik
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Hans Kilger betont: "Aufgrund unüberbrückbarer wirtschaftlicher und persönlicher Differenzen haben wir uns dazu entschlossen, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um die Kooperation zu beenden. Konkret geht dem eine massive unternehmerische und menschliche Verfehlung seinerseits voran: Seit einem Jahr werden die Umsätze des größten Kunden, einer namhaften international tätigen Lebensmittelkette, von Steirerwein in ein von ihm geführtes Unternehmen umgeleitet. Er hat entgegen seiner Pflichten und widerrechtlich gehandelt, weshalb wir bereits im Vorjahren diverse gerichtliche Schritte einleiten mussten.

Die von ihm getätigten Vorwürfe entsprechen damit nicht der Wahrheit. Die nun von uns getroffenen Maßnahmen vermeiden eine juristische Sackgasse. Wir bedauern die daraus resultierenden Unannehmlichkeiten und entstandenen Schäden für die am Projekt Beteiligten. Für die aktuell drei beschäftigen Dienstnehmer des gemeinsamen Unternehmens wird versucht, eine Lösung zu finden.“

Kilger hegt Wachstumspläne in Österreich

Hans Kilger zeigt sich sehr enttäuscht, lässt sich aber nicht entmutigen: „Der Glaube an die gemeinsame Vision hat uns dazu bewogen, den jeweiligen Partner mit einem Vertrauensvorschuss auszustatten. Bei einer Vielzahl an Beteiligungen an Unternehmen in der Steiermark geht dieses Konzept erfolgreich auf."

"Nun haben wir – mit Müller, La Gioia und eben Steirerwein – drei Projekte, die wirtschaftlich fehlgeschlagen sind. Wir wurden in diesen Fällen menschlich sehr enttäuscht. Wir bedauern das insbesonders gegenüber unseren Kunden, Mitarbeitern und treuen Wegbegleitern. Für uns ist es wichtig, daraus nun die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir lassen uns nicht mit falschen Vorwürfen von unserem nachhaltigen Wachstumskurs in der Steiermark und Österreich abbringen.“

Hans Kilger, Unternehmer und Walhlsteirer

Christian Reiterer selbst und das Weingut Reiterer mit Standort in Wies sind vom Insolvenzverfahren nicht betroffen. Die laufende Produktion läuft uneingeschränkt fort: "Wir freuen uns auf die Abfüllung der aktuellen Jahrgänge", so Reiterer.

Insolvenz bei Domäne Müller:

Domäne Müller ist insolvent
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