Wirtschaftsbund
Karl-Heinz Snobe, Jochen Pack und Hans Kilger zum Arbeitskräftemangel

Beim Herbstempfang des Wirtschaftsbundes auf der Burg Deutschlandsberg: Gastgeber Stadtgruppenobmann Gunther Riedlsperger, 
AMS Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe, Hans Kilger, WB-Direktor Jochen Pack, Vize-Bgm. Jürgen Kovacic, Bgm. Josef Wallner und Wirtschaftskammer Regionalstellenobmann Manfred Kainz (v.l.) | Foto: Veronik
  • Beim Herbstempfang des Wirtschaftsbundes auf der Burg Deutschlandsberg: Gastgeber Stadtgruppenobmann Gunther Riedlsperger,
    AMS Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe, Hans Kilger, WB-Direktor Jochen Pack, Vize-Bgm. Jürgen Kovacic, Bgm. Josef Wallner und Wirtschaftskammer Regionalstellenobmann Manfred Kainz (v.l.)
  • Foto: Veronik
  • hochgeladen von Susanne Veronik

Der Rittersaal auf der Burg Deutschlandsbrg war Schauplatz für den Herbstempfang des Wirtschaftsbundes Stadtgruppe Deutschlandsberg. Stadtgruppenobmann Gunther Riedlsperger hat dazu AMS Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe, Wirtschaftsbund-Direktor Jochen Pack und den in der Region Wirtschaftstreibenden Hans Kilger aus München zu einem Vortragszyklus eingeladen.

DEUTSCHLANDSBERG. "Wir wollen nicht wissen was war, wir wollen wissen, was kommt", stellte Manfred Kainz, Obmann der Wirtschaftskammer Regionalstelle Deutschlandsberg eingangs fest. Diesen Ball nahm AMS Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe gerne auf und stellte den geradezu historischen Tiefstand an Arbeitsuchenden bei enormer Nachfrage an Arbeitskräften in den Mittelpunkt. "Wir verzeichnen erstmals einen historischen Tiefstand der Arbeitslosigkeit von September auf Oktober, und das in einer Zeit, in der saisonbedingt seit 60 Jahren sonst immer ein Anstieg in der Arbeitslosigkeit den Arbeitsmarkt dominiert, noch dazu mitten in der Pandemie. Wir kommen heuer bei 34.071 Arbeitslosen in der Steiermark an. Das ist ein enormer Rückgang seit Mai dieses Jahres", betont Snobe.

Historischer Tiefstand an Arbeitslosen

Jetzt, im Oktober 2021, verzeichnen wir in der Steiermark eine so niedrige Arbeitslosigkeit wie vor zehn Jahren, d.h. die enorme Krise mit Kurzarbeit und sprunghaftem Anstieg der Arbeitslosigkeit nach Ausbruch der Corona-Krise im März/April 2020 ist binnen weniger Monate am Arbeitsmarkt repariert worden", erklärt Snobe. Dieser Trend wird noch weiter anhalten. Wir werden im kommenden Jahr vielleicht sogar auf weniger als 34.000 Arbeitssuchende kommen. Im Bezirk Deutschlandsberg stehen wir derzeit bei einer Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent (Steiermarkweit 5,1 Prozent), die weiter sinken wird. Mit dieser Entwicklung könnte in absehbarer Zeit eine Arbeitslosen-Quote von rund 4 Prozent erreicht werden. Bei einer Quote von unter vier Prozent  spricht man von Vollbeschäftigung, womit die Politik das seit 25 Jahren gesetzte Zielbild erreicht hätte. Snobe betont: "Auch wenn das alles sehr gut klingt, mit dieser Entwicklung einher geht nicht nur ein enormer Fachkräftemangel, inzwischen sprechen wir schon von einem Arbeitskräftemangel quer durch die Branchen."


Demografischer Hammer


Somit zeichnet sich eine geradezu dramatische Entwicklung ab, wenn man vom Wunsch der Arbeitgeber nach gut verfügbaren Arbeitskräfte geht, also im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 50 Jahren, ohne sprachliche und gesundheitliche Einschränkungen aber mit entsprechender Ausbildung.  Dabei driften die Vorstellungen der Arbeitgeber und die Möglichkeiten der tatsächlich verfügbaren Arbeitskräfte vielfach auseinander.
Der Trend: Bis 2040 geht das Arbeitskräftepotenzial, also die Zahl jener Menschen, die erwerbsfähig am Arbeitsmarkt verfügbar sind, deutlich zurück.

"Dazu kommt angesichts geburtenschwächerer Jahrgänge ein 'demografischer Hammer', der in der Steiermark gewaltig ist."
AMS Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe 

Aktuelle Lieferengpässe und Rohstoffmangel lassen gerade im Bezirk Deutschlandsberg mit dem Autocluster jetzt wieder vermehrt Menschen in Kurzarbeit geraten.

Auch öffentlicher Dienst betroffen

Betroffen sind inzwischen alle Arbeitgeber, sogar der öffentliche Dienst: "So groß früher die Nachfrage nach Jobs in der Stadtgemeinde gewesen ist, jetzt haben wir Positionen ausgeschrieben, für die sich niemand mehr bewirbt. Wir spüren also auch im öffentlichen Dienst den Arbeitskräftemangel massiv. Auch die Bereitschaft, einen 40-Stunden-Job anzunehmen, ist immer weniger gegeben", spricht Bgm. Josef Wallner aus seiner Erfahrung.
Derzeit sind 34.000 offene Stellen bei zugleich 29.076 als beim AMS Steiermark arbeitssuchend eingetragenen Menschen gemeldet, das bedeutet also mehr offene Vakanzen als arbeitssuchende Menschen. 

Schulung und Qualifizierung

Snobe ist überzeugt: "Mit der Jugend allein gewinnen wir den Krieg am Arbeitsplatz nicht mehr. Wie müssen den Fokus auf Erwachsenenbildung zur Umschulung in gefragte Berufsbilder von der Pflege bis in die Technik in den Fokus nehmen."
Um wieder vermehrt Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen zu können, setzt das AMS mit mehreren Initiativen an:

  • Jobvermittlung durch AMS, incl..... AMS Job APP, online Portal „alle Jobs“
  • Arbeitsplatznahe Ausbildung (IT, Pflege, Facharbeiter_innen, Klima/Umwelt, Frauen in Technik, BerufslenkerInnen, ...)
  • Ersatzlehre für Jugendliche. mit Defiziten (ÜBA)
  • Erwachsenenlehre (18+)
  • Über die Aktion "Sprungbrett" der Bundesregierung will das AMS in der Steiermark bis Ende des Jahres 2022 nicht weniger als 5.000 Langzeitarbeitslose in Beschäftigung bringen.  
  • Qualifizierungsförderung für Beschäftigte
  • Impulsberatung (Analyse und Beratung in Personalfragen mit Blick von Außen)

Eine neue Initiative wird die rund 600 offenen Stellen bei LKW-Fahrern in den Fokus rücken, die es derzeit in der Steiermark zu vergeben gilt.

Arbeitskräftemangel betrifft jeden

"Der Arbeitskräftmangel ist kein isoliertes Problem. Die Situation resultiert aus aktuellen Lieferenpässen, folglicher Kurzarbeit, überlasteten Arbeitskräften u.a. Am Ende des Tages trifft es den ganzen Wirtschafts-Kreislauf und somit jeden Einzelnen", betont WB-Dir. Jochen Pack
Aber wie kann der Wirtschaftsbund als Unternehmervertretung entgegenwirken?

  • Lernen aus Corona-Krise und verstärken in Bezug auf die bereits angekurbelte digitalen Vermittlung
  • Rekrutierungsberatung bei Betrieben forcieren
  • Kombination von Jobs vor Ort mit Homeoffice als Alternative
  • Jobchancen sichtbar machen zur überregionalen Vermittlung, Stichwort Talent-Center auch für die Erwachsenen-Bildung als Schlüssel für künftige Arbeitskräfte mit Leidenschaft
  • Zukunftsfitness durch lebenslanges Lernen für Erwachsene. Dabei sind AMS, WIFI u.a Institutionen als Partner an Bord
  • Betriebsnahe Qualifikation als Herzensangelegenheit des Wirtschaftsbundes
  • Zuzug nutzen
  • Regulierung der Zuverdienstgrenze
  • AMS als Beratungs und Vermittlungszentrale nutzen
  • Zumutbarbeit in Sachen Mobilität am Arbeitsmarkt erweitern
  • Neue Modelle zur Entlohnung in der Zukunft für die von der Jugend geforderte Flexibilität, Stichworte Homeoffice, Work-Life-Balance, u.a..

"Ganz oben steht dabei ein faires Entlohnungsmodell für den Faktor Arbeit mit entsprechenden steuerlichen Vorteilen sprich mehr Netto vom Brutto, damit sich die Betriebe die Arbeitskräfte auch zu einem attraktiven Lohn leisten können", betont Jochen Pack.

Hans Kilger über unser Schlaraffenland

Einer, der vermehrt Arbeitskräfte braucht ist Hans Kilger, Steuerberater aus München, der durch umfassende Immobilien-Ankäufe in der Region auf sich aufmerksam macht. "Dabei möchte ich gar nicht als der 'Großinvestor' gelten, der da aus München alles aufkauft. Ich bin inzwischen schon mehr hier in der Süd- und Weststeiermark als in München", betont Kilger in Hinblick auf einen seiner Wohnsitze in Feisternitz/Eibiswald.
Kilger spannte den Bogen von seinen Anfängen als Wirtschafts- und Steuerberater über seine Intention zu nachhaltig betriebener Landwirtschaft bis hin zur aktuellen Aufzucht von Wasserbüffeln und Rotwild in Transsylvanien mit derzeit knapp 1000 Stück, die dort auf der Weide erlegt werden. "Das Tierwohl hat für mich oberste Priorität. Massentierhaltung und Lebend-Tiertransporte sind mir ein Gräuel", betont Kilger, dass es ihm um Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft geht, die sich sowohl in seinen Weingütern als auch in der Veredelung der angekauften Liegenschaften widerspiegelt. Mit dem ersten regionalen Ankauf des Kirchenwirts Hasewend in Eibiswald im Jahr 2017 ist auch eine Kleinfleischerei unter den Betrieben: Mein Ziel ist es, alles von der Ackerscholle bis zum fertigen Produkt für den Endkunden möglichst selbst zu erzeugen und damit alles in einer Wertschöpfungskette zu belassen", betont Kilger, der unsere Gegend als Schlaraffenland bezeichnet. "Hier wächst ja alles. Die Region ist einfach wunderbar für einen Genusstourismus geeignet."

250 Arbeitnehmer in der Domaines Kilger

Und der viel zitierte Ausverkauf der Region? "Wer mich kennt, der weiß, dass ich bis jetzt keine der erworbenen Liegenschaften verkauft habe und das auch nicht plane. Wir möchten die Betriebe, die wir übernommen haben, langfristig halten, auch über meine Lebenszeit hinaus. Daher streben wir eine gewisse Größe an", erklärt Kilger. Mittlerweile sind es rund 250 Arbeitnehmer, die in der Domaines Kilger beschäftigt sind, Tendenz steigend.
Als Arbeitgeber von so vielen Menschen würde auch Kilger eine Senkung der Lohnnebenkosten in Österreich begrüßen.
Im Sinne der Immobilen-Veredelung wurde das Schloss Gamlitz heuer zu einem Kompetenzzentrum rund um Wein ausgebaut. Der Jaglhof wird noch um einen Zubau für die insgesamt dreifache Beherbergungsgröße zu einem 365-Tages-Betrieb mit Wellness-Bereich ausgebaut.
Natürlich ist man bei den Aus- und Zubauten auch in der Domaines Kilger nicht von Lieferengpässen durch das pandemische Geschen verschont geblieben, sodass sich manches Vorhaben verzögert hat.
"Das Gute durch die Pandemie ist: Die Leute schauen jetzt wieder mehr auf ihre Region. Schließlich haben wir hier alles was wir brauchen", schwärmt Kilger von unserem Klima, der bodenständigen Bevölkerung und der guten Küche. "Und da möchten wir einen Teil beitragen."
Neugierig gefragt: Woher kommt das Vermögen für alle die Investitionen? "Ich kann mit Fug und recht behaupten: Das Geld habe ich selbst verdient, es steckt also weder eine russische oder chinesische Mafia dahinter", betont Kilger mit Nachdruck.

Kaminstub'n öffnet wieder am 12. November

Die gute Nachricht zum Schluss: "Wir haben endlich einen Koch für die 'Kamninstub'n' gefunden", freut sich Hans Kilger mit seiner Lebensgefährtin Doris Kremser. Somit wird die Kaminstub'n in Kresbach/Deutschlandsberg am kommenden Freitag, dem 12. November, wieder mit Küche und Gaststube aufsperren. Auch beim Kirchenwirt in Hasewend by Domaines Kilger am Kirchplatz von Eibiswald ist noch heuer ein Neustart geplant.
Eine Auswahl der Genüsse aus der "Domaines Kilger" wurde für die Gäste im Keller des Burgrestaurants bereitgestellt.


Hans Kilger war bereits mit seinen Ausführungen in Eibiswald zu Gast:

Hans Kilger höchst persönlich in Eibiswald

Das ist die Aktion Sprungbrett:

Mit einem "Sprungbrett" in die Arbeitswelt
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.