Wirtschaftsbund prescht bei flexibler Arbeitszeit vor

Der Wirtschaftsbund hat klare Vorstellungen für flexiblere Arbeitszeiten.
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  • hochgeladen von Simon Michl

Noch im ersten Halbjahr 2017 sollen die Sozialpartner ein Paket erarbeiten, das zu einer Novelle des Arbeitnehmergesetzes führt. So steht es zumindest im neuen Arbeitsprogramm der Bundesregierung, das vergangene Woche in Wien präsentiert wurde. Knapp 200 Kilometer weiter südwestlich war zeitgleich genau das Hauptthema des Wirtschaftsbunds.

Wirtschaft wächst langsam

Bezirksgruppenobmann Manfred Kainz und Organisationsreferentin Maria Deix waren mit dem Direktor des Steirischen Wirtschaftsbunds, Kurt Egger, den ganzen Tag zu einer jährlichen Bezirkstour im Raum um Deutschlandsberg unterwegs. Es ging nicht nur um die Überprüfung, ob die eigenen Themen relevant sind, sondern auch darum, mit Betrieben und Funktionären ins Gespräch zu kommen. „Die Konjunktur zieht ein bisserl an“, merkte Egger dabei. „Jetzt geht es darum, dieses zarte Pflänzchen zu pflegen.“ Es herrsche überall positive Stimmung, aber dennoch gäbe es sehr kritische Stimmen.

Zwölf Stunden am Tag

Diese waren auch von den Vertretern des Wirtschaftsbundes zu hören. „Die Verhandlungen müssen auf die betriebliche Ebene verlagert werden. Ein Mitarbeiter kann vieles besser einschätzen als ein Gewerkschafter“, meinte Egger zu der Neugestaltung des Arbeitszeitgesetzes. Ein rechtlicher Rahmen, der flexiblere Arbeitszeiten ermöglicht, welche näher an der Praxis sind, gehört zu den Hauptforderungen, für die der Wirtschaftsbund derzeit wirbt. Dienstleistungen etwa, bei denen Arbeiten durch Überschreitung der täglichen Höchstarbeitszeit unterbrochen werden müssen oder nicht durchgeführt werden können, kommen immer wieder vor. Dafür hat der Wirtschaftsbund bereits klare Vorstellungen: Zwölf Stunden Tageshöchstarbeitszeit, 60 Stunden in der Woche und das gerechnet auf zwei Jahre, um im Schnitt auf eine 40-Stunden-Woche zu kommen. „Man soll die Zeiten lieber später ausgleichen können anstatt in Arbeitslosigkeit zu gehen“, erklärte Deix in Hinblick auf Saisonarbeit. Laut einer GfK-Umfrage von November 2016 befürworten 84 Prozent der Österreicher eine flexible Gestaltung ihrer Arbeitszeiten.

Mehr Wertschätzung gefordert

Die Vertreter der stärksten Kraft in der Wirtschaftskammer orteten auch eine falsche Politik am Arbeitsmarkt. Trotz einem Höchststand an Arbeitssuchenden - 2015 und 2016 gab es in der Steiermark im Schnitt über 44.000 Arbeitslose - sei fast jeder Betrieb auf der Suche nach Arbeitskräften. „Die 196 Millionen Euro fürs AMS hätten nicht für 400 neue Mitarbeiter verwendet werden sollen“, kritisierte Egger. „ Personen sollten fachlich qualifiziert ausgebildet werden.“ Zwischen Schulen und Fachkräfteausbildungen fürchtet man in Zukunft einen noch verschärfteren Wettbewerb, weil die Neue Mittelschule bereits gescheitert sei. Angesprochen auf wiederkehrende Vorwürfe sagte Egger in Sachen Gewerbeordnung: „Da bin ich gerne Blockierer. Mein Haus sollte schon jemand bauen, der das auch wirklich kann.“ Ein Mindestlohn, der nun mit 1.500 Euro Untergrenze kommen soll, könnte für Unternehmen teilweise problematisch werden. „Dadurch hätten manche Betriebe plötzlich höhere Gesamtpersonalkosten, die man erst einmal finanzieren muss“, erklärte der WB-Direktor. Eine Senkung der Körperschaftssteuer würde man im Wirtschaftsbund begrüßen, um mehr Kapital in Betrieben lassen zu können. Auch neuen Verbrauchssteuern gegenüber ist man nicht abgeneigt. „Wenn man die Lohnsteuer kürzt und im Gegenzug eine Energiesteuer einführt, wäre das ein Wettbewerbsvorteil für jemanden, der weniger Energie verbraucht“, so Kainz. Am Herzen lag allen mehr Wertschätzung für die Unternehmer in der öffentlichen Wahrnehmung. „Sie sichern Arbeitsplätze, bilden aus, unterstützen Vereine“, so Egger. „Das sind keine Feindbilder, sondern Vorbilder.“

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