Bangen um das Tageszentrum in St. Stefan ob Stainz

Ein froher Tag im Tageszentrum St. Stefan ob Stainz: Ernst Summer, Barbara Schmiedbauer, Helga Kurath, Manfred Gosch und Sabine Lerch.
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"Für mich ist das Tageszentrum in St. Stefan eine wichtige, therapeutsche Einrichtung. Ich kann mit den Leuten reden, wir töpfern, wir haben Spaß. Ich habe mir mit dieser Einrichtung etliche Spitalsaufenthalte erspart", spricht sich Irmgard Weber ihre Freude der Seele. Sie ist eine der Damen, die regelmäßig das Tageszentrum im Haus der Generationen besucht.
Manfred Gosch aus Wielfresen ist einer der Herren in der Tageseinrichtung: "Ich bin gerne hier. Ich mag es, wenn ich die Weiberle sekkieren kann", scherzt der charmante Pensionist.

Rundum freudvolle Stimmung

Und wirklich: Schon beim Eintreten spürt man die rundum freundliche, positive Stimmung, die beim Rundgang durch die hellen Räume noch deutlicher wird: Es wird gespielt, gebastelt, gescherzt und gefeiert. Gymnastik und Gedächtnistraining sowie das gemeinsame Zubereiten der Obstjause gehören je nach den Vorlieben der Gruppe dazu. Dabei wird niemand zwangsbeglückt - man muss also nicht alles mitmachen. Aber das regelmäßige Töpfern hat sich zu einem Fixpunkt eingebürgert. Dabei kann der Ofen in der Neuen Mittelschule St. Stefan verwendet werden. Es sind Gesellschaft, Abwechslung und soziales Gefüge, das die Leute hier gerne wahrnehmen.
Gemeinsame Feste mit den Kindergartenkindern entsprechen genau dem Credo im Haus der Generationen, das im Jänner 2012 eröffnet worden ist. Schließlich gibt es ja immer mehr Familien, in denen die Generationen nicht mehr unter einem Dach wohnen. Hier gibt es die Möglichkleit, dass diese verschiedenen Lebensalter mit ihren Qualitäten wieder aufeinander treffen und einander bereichern.

Ein offenes Haus

"Wir sind eine sehr offene Einrichtung. Zu uns kann jeder kommen, der mobil ist und sich selbst ein Bild machen. Sogar ein kostenfreier Probetag ist möglich", betont Sabine Lerch, die diese Senioren-Tagesstätte an drei Tagen in der Woche betreut. Warum nicht an mehr Tagen?
"Es sind eben nur sieben Damen und Herren, die unsere Einrichtung derzeit in Anspruch nehmen. Das ist schade, es könnten doppelt so viele sein", so Sabine Lerch, die sich weniger als Leiterin als als "Mädchen für alles" sehen will.
Einerseits liegt es wohl am Transport in die Tageseinrichtung, der selbstständig zu stemmen ist, andererseits dürfte das Bewusstein um diese Einrichtung zu wenig geläufig sein, die eine enorme Entlastung für Angehörige bedeutet. Schließlich geht es hier nicht um eine Pflegeeinrichtung, sondern um ältere aber mobile Menschen, die gerne Gemeinsamkeit und Kommunikation in familiärer Atmosphäre pflegen und vielleicht sonst allein wären.

Ein auf die Bedürdnisse abgestimmtes Gesamtkonzept

"Das Haus der Generationen ist ein Gesamtkonzept, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Bevölkerung mit Kindergarten, Kinderkrippe und eben einem umfassenden Angebot für ältere Menschen. Dieses ist auf drei Säulen aufgebaut, nämlich: mobile Betreuung, betreutes Wohnen und die Tageseinrichtung. Wenn man eine dieser tragenden Säulen wegnimmt, ist das ganze Ensemble aus dem Gleichgewicht", spricht Ernst Summer vom Haus der Generatonen als sein Herzensprojekt, das er noch in seiner Zeit als Bürgermeister gemeinsam mit Sabine Lerch auf die Beine gestellt hat. Jetzt droht allerdings das Aus für das bezirksweit erste Tagesszentrum, da es eben zu wenig in Anspruch genommen wird und sich nicht rechnet.
Die Finanzierung für die Tageseinrichtung in Tagsätzen ist auf die jeweilige Pflegestufe und die Möglichkeit der Eigenleistung ausgerichtet, so wie in Pflegeheimen.
Der Rest sollte von der öffentlichen Hand getragen werden - und genau dieser so wichtige Punkt fehlt hier. "Darauf warten wir schon seit 2012", betont Summer.

Menschen bleiben länger ohne Pflege

"Ich glaube einfach, dass diese Einrichtung vielen Menschen die Möglichkeit gibt, eine wesentlich teurere Einrichtung entweder gar nicht zu brauchen oder erst viel viel später", spricht Summer die von LR Christopher Drexler angesprochenen kaum leistbaren Spitalskosten an. Mit dem Tageszentrum kann man genau hier ansetzen und die Menschen präventiv abholen, noch bevor sie pflegebedürftig sind und in ein Heim kommen. Schließlich sind Lebensfreude und Kommunikation die wohl heilsamsten Zutaten für ein langes, gesundes Leben, wie auch Helga Kurath überzeugt ist. Sie ist im betreuten Wohnen aktiv und bringt sich auch in der Tagesstätte ein.

Das sagt die Politk

Wir haben auch Gesundheits-Landesrat Christopher Drexler um eine Stellungnahme gebeten: "Es wäre ja sinnvoll, im Bereich der Langzeitpflege die Angebote rund um Tageszentren und alternative Wohnformen, wie das betreute Wohnen, zu stärken, das ist keine Frage. Mein Problem ist, dass wenn etwas theoretisch logisch klingt, wenn ich mehr in Tageszentren und alternative Wohnformen stecken könnte, müsste man sich ja in der stationären Langzeitpflege etwas ersparen. Das merke ich aber derzeit nur in der 24-Stunden-Betreuung, die ja ziemlich boomt und die die stationäre Langzeitpflege entlastet. Aber es werden ja immer mehr Menschen, die Pflege brauchen. Das ganze System kollabiert ja nur deshalb noch nicht, weil 80 Prozent ohnehin daheim gepflegt werden. St. Stefan ob Stainz war also ein Pilotprojekt. Soweit ich das jetzt mitbekommen habe, liegt es nicht am Land, dass es zu einer Schließung kommen könnte, sondern an der Gemeinde, wenn mich nicht alles täuscht", spielt Drexler den Ball der Gemeindeführung zu.

Die Zukunft steht in den Sternen

Auch dort haben wir angefragt. Bgm. Stephan Oswald steht hinter dem Haus der Generationen: "Fakt ist allerdings, dass die Tages-Einrichtung nicht ausgelastet ist und die Gemeinde jährlich 70.000 Euro dazuschießen muss. Zwar gab es bisher immer einen Härteausgleich durch das Land Steiermark, doch heuer kam aus dem Büro von LR Christopher Drexler ein "Nein" zum bisherigen Regelwerk. Auch wenn die Zukunft noch in den Sternen steht, denken wir in sämtliche Richtungen. Wir könnten sogar das Gemeindeamt dort unterbringen. Allerdings brauchen wir bis Jahresende eine klare Entscheidung."

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