Bewässerung als große Chance für die Zukunft

Freude über die heurige Ribisel-Ernte: Martin Jöbstl jun. Helena Meyer, Linde und Martin Jöbstl.
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AIBL. Sie sind rund, rot, hängen an Rispen und haben einen unverkennbar erfrischend säuerlichen Geschmack: Ribisel. Außerdem sind sie sehr gesund, da sie einen hohen Wert an Antioxidantien aufweisen. Diese zu ernten ist eine Herausforderung, die Erntezeit ist so gut wie abgeschlossen. Linde und Martin Jöbstl ziehen auf ihrem Obstbaubetrieb in Aibl/Eibiswald neben Äpfel, Birnen und Wein auch Ribisel:  Auf drei Hektar sind rote Ribisel und auf ca. 1,5 Hektar sind schwarze Ribisel angesetzt: "Wir verkaufen sie vor allem direkt in den Handel für den Frischmarkt. Teilweise vermarkten wir sie auch selbst z.B. als Apfel-Johannisbeer-Saft. Ganz neu haben wir auch den 'Riberol', ein leichter Perlwein mit in etwa 6 Volumsprozent Alkohol", so Jöbstl. Angesichts der klimatischen Veränderungen sieht auch er sich vor neue Herausforderungen gestellt: Die zunehmende Trockenheit bereitet Kopfzerbrechen. Daher hat Jöbstl schon vor Jahren in eine Tröpfchen-Bewässerung investiert, die das Wasser  ganz gezielt an die Pflanze abgibt und das bei geringem Wasserverbrauch - eine technische Errungenschaft, die urprünglich aus dem Wüstengebiet in Isreal kommt. Jöbstl: "Wasser ist enorm wichtig, schließlich besteht die Pflanze selbst zu 84 % aus Wasser".

Aktuelle Studie

Wie wichtig die Zufuhr von Wasser tatsächlich ist, zeigt das Ergebnis einer aktuellen Studie.
Dr. Helena Meyer, die derzeit an ihrer Bachelorarbeit für das Agraringenieur-Studium mit Spezialisierung auf Bio-Anbau arbeitet, hat bei Martin Jöbstl einen Versuch auf die Beine gestellt. Das Thema der Arbeit: Einfluss von Bewässerung bei Ribisel auf Ernte und Qualität.
Meyer ist Juristin und arbeitet in der Generaldirektion Landwirtschaft im Rahmen der EU. In Brüssel wohnhaft ist die Familie Meyer gerne in ihrem Ferienhaus in Wernersdorf zur Sommerfrische - und so kam auch bei einem Buschenschankbesuch der Kontakt zu Martin Jöbstl zustande.

Warum gerade Ribisel? "Ich wollte mich immer mit Obstbau befassen. Dabei sind Ribisel sehr interessant, weil sie nicht tief wurzeln. Das kommt der Forschung von Wasser und gezielter Bewässerung sehr entgegen", so Helena Meyer, die so auch in der Praxis erfährt, was die Bauern künftig brauchen werden.

Zum Ablauf

Gemessen wurde an Standorten mit und ohne Bewässerung aber bei sonst völlig identen Bedingungen.
Im Frühling hat Helena Meyer sechs Tensiometer für das Experiment installiert, die die Feuchtigkeit in der Erde über den Wasserdruck messen. "Das Wasser kommt ja eigentlich von unten in einem gewissen Druck herauf. An den Druckunterschieden kann man erkennen, wieviel Wasser sich die Pflanze holen kann," erklärt Meyer. Zwei der Geräte gehen in die Tiefe von 25 cm und die anderen in bis zu 60 cm Tiefe. Ribisel wurzen nämlich nur bis zu etwa 20 bis 30 cm, sodass in 60 cm Tiefe die  wichtige Ebene darunter offenbar wird.

Optimale Bewässerungszeiten

Daran war gut abzulesen, zu welchem Zeitpunkt man bewässern soll und wie sich die Feuchtigkeit in der Erde entwickelt. In dieser Region hat man es mit eher sandigem Boden zu tun, der das Wasser nicht gut halten kann. Das Wasser läuft also rasch durch, was die Bewässerung für eine gleichmäßige Wasserzufuhr umso notwendiger macht.
Außerdem hat Meyer eine Wetterstation installiert, die über Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Regenmenge Auskunft gibt.

Aus dem Abgleich all dieser Werte wird klar:  Besonders wichtig ist die Zufuhr von Wasser in der Zeit der Blüte über das ganze Frühjahr für die erste Entwicklung der Beeren und auch ca zwei Wochen vor der Ernte.  Im Herbst ist Wasser auch sehr wichtig, damit sich die Pflanze für das darauffolgende Jahr gut entwickeln kann.
Der Versuchszeitraum war von April bis zur Ernte, die so gut wie abgeschlossen ist.
Die Versuchsreihe läuft noch weiter bis September, um die Entwicklung der Pflanzen für nächstes Jahr zu beobachten. Das ganze Ergebnis wird sich also im kommenden Frühjahr weisen.

Verblüffendes Ergebnis:

Das Resumee: "Es gibt riesige Unterschiede im Ernte-Ergebnis: Pflanzen, die bewässert waren, haben um 62 % mehr Ertrag geliefert. Außerdem ist die Qualität besser, d.h. es gab bei bewässerten Pflanzen mehr Rispen die auch länger sind. Auch die Farbe ist anders: Bewässerte Pflanzen sind etwas heller. Für die Zukunft wäre es auch sehr interessant zu wissen, wie sich die Inhaltsstoffe ändern, vor allem die Säuren und die Antioxidanten", so Helena Meyer.
Das Mikroklima hier am Fuße der Koralpe wird immer extremer. Es ist sehr warm aber im Vergleich zu anderen Regionen gibt es viel Niederschlag, sodass Regenwasser zur Speicherung gut verfügbar ist. Aufgrund des sandigen Bondens, der das Wasser nicht gut halten kann, ist die Bewässerung zur gleichmäßigen Wasserzufuhr für die Pflanzen enorm wichtig.

Die Erkenntnis für Martin Jöbstl: "Für mich war das Ergebnis schon überraschend. Mit so einem eklatanten Unterschied in der Gewichtsmenge hätte ich nicht gerechnet. Es ist eine große Hilfe jetzt genau zu wissen, wann und in welcher Menge Bewässerung Sinn macht - und das zusätzlich zum Regen."

Das bringt die Zukunft

Was kann man aus diesem Versuch für die Zukunft schließen?
"Meiner Meinung nach hat die Region viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und ihre Produkte in andere Regionen zu exportieren, wo die Bedingungen sich durch den Klimawandel bereits sehr verschlechtert haben, wie etwa in Teilen Deutschlands, der Tschechischen Republik, Polen, Slowakei und Ungarn", so Meyer, die gerade darin eine große Chance für die Steiermark sieht. Somit könnte sich nämlich ein neuer Export-Markt entwickeln.

Im Detail

In den benannten Regionen gibt es gerade zu den wichtigsten Zeitpunkten kaum Regen - hier geht ohne Bewässerung nichts mehr. Dabei erfüllt sich auch die Wasserreserve ob des Schnee- und Regenmangels nicht mehr. Somit wird die Bewässerung selbst in diesen Regionen zunehmend schwierig. Je mehr Wasser entnommen wird, desto mehr verändert sich nämlich auch die Bodenqualität - der Boden wird immer salziger und das Wasser ist einfach  nicht mehr verfügbar für die Pflanzen. In Tschechien gab es heuer die niedrigste Ernte seit 1990. Dabei hat man allerdings auch verabsäumt, in moderne Bewässerungssysteme zu investieren.

Weitere Obstsorten

Martin Jöbstl zieht auf seinem Familienbetrieb in Aibl außerdem Äpfel und Birnen in verschiedensten Sorten. "Gerade bei den Äpfeln eigenen sich alte Sorten für den
Ab Hof-Verkauf gut ", betont Martin Jöbstl. Inzwischen hat auch der Weinanbau auf dem idyllisch gelegenen Betrieb Einzug gehalten, der gerade am Fuße der Koralm außerordentlich gut gedeiht und aufgrund de klimatischen Verhältnisse den richtigen Säuregehalt aufweißt, vor allem für den Sauvignon Blanc.

Zum Frost

Die klimatischen Veränderungen haben, wie bereits im Vorjahr, im Spätfrost eine dramatische Auswirkung. Doch was hat geholfen?
Martin Jöbstl: "Wir haben verschiedene Maßnahmen ausprobiert. Einmal haben wir auf einem Hektar ca 400 Blechdosen gefüllt mit Hackschnitzeln in der Nacht angezündet - das funktioniert gleich gut wie Parafinkerzen. Das hat schon genutzt. Bedingt geholfen hat das Räuchern, damit das Sonnenlicht nicht direkt auf die Pflanzen scheint, da sonst die Zellen platzen würden.
Wenig bis gegenteiligt gewirkt hat das Einwickeln von Trieben in Flies bzw. Plastik, dort ist die Kälte nämlich sogar stehen geblieben, was teilweise zum Erfrieren der Triebe geführt hat.

Ausfälle sind daher eher bei den frühen Sorten, wie Muskateller zu verzeichnen.
Schaden gibt es beim Kernobstbau, also vor allem bei den Birnen. Die Auswirkungen werden erst bei der kommenden Ernte ersichtlich sein. Ribisel schaffen Kälte übrigens sehr gut, allerdings mögen sie keine stetige Hitze über 35 Grad.

Zum eigenen Apfelsaft

Unter dem Motto "Press das Beste aus mir raus" kann man bei Jöbstl seine eigenen Äpfel  pressen lassen und dann seinen Apfelsaft mit nach Hause nehmen.

Auf zum Hoffest mit Pressbaumschneiden

Am 26. August heißt es wieder "Anpressen" beim Buschenschank Jöbstl. Das Hoffest zum Start in die Obstpress-Herbstsaison beim Jöbstl Stammhaus vulgo Stari beginnt um 13 Uhr.
Ab 14 Uhr geigen die Wernersdorfer Mädels vom "Drei Dirndl Takt" ebenso auf, wie die Burschen von  "Musi + 3". Außerdem wird die Volkstanzgruppe St. Martin i. S. flottes Brauchtum rund um Schuhplatteln und Volkstanz nahe bringen. Eifrig gepokert wird bereits jetzt um den heurigen Sieger beim alljährlichen Höhepunkt des Hoffestes: Dem Pressbaum-Schneiden um ca. 17 Uhr.

Ab 19 Uhr steigt wieder die Stadldisco in der Stari-Press mit "DJ Mat Light".

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