Dem Wolf auf der Spur

Der "Mürztaler Bauernschreck" war im Jagdmuseum Stainz bei der Wolf-Ausstellung 2016/2017 zu sehen. | Foto: UMJ / Rainer Wegscheidler
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KORALM. Schon vor gut 100 Jahren hat der sogenannte "Bauernschreck" im Bereich der Koralm, also im Grenzgebiet der Weststeiermark und Kärntens, die Bevölkerung in Angst versetzt, sogar die Wallfahrten nach Osterwitz wurden ausgesetzt. Die Kinder hatten schulfrei, da der Weg dorthin zu gefährlich war. Mehr als 400 tote Schafe und Kälber wurden der Bestie zugeschrieben, von der manche sogar glaubten, dass es sich um einen Löwen handelte, der einem Zirkus entkommen war. Schließlich wurde der große Karpatenwolf im März 2014 bei einer Treibjagd auf kärntnerischer Seite erlegt. Auch heute noch kann man der Bestie von der Koralpe ins Auge blicken, nämlich im Museum <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.museum-lavanthaus.at/">Lavanthaus </a>in Wolfsberg.

Dass die Faszination Wolf nach wie vor besteht, zeigen die nicht weniger als 32.000 Besucher, die im Jahr 2016 und 2017 die Ausstellung im Jagdmuseum Stainz besucht haben. Doch das Thema Wolf hat auch heute nichts von seiner Brisanz eingebüßt allerdings mit dem großen Unterschied, dass der Wolf als gefährdete Art durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der EU geschützt ist.

Kalbriss im Vorjahr

Bereits Anfang Juli des Vorjahres sorgte ein Wolf im Koralmgebiet für Aufregung, der möglicherweise auf seiner Durchreise aus Italien ein neugeborenes Kalb gerissen hat und offenbar wieder in Richtung Kärnten abgezogen ist. Zwei weitere Kälber sind verschwunden, für die es allerdings von der Versicherung keine Entschädigungszahlungen gibt. Im Bezirk Leibnitz sorgte kürzlich ein vom Zug tödlich verletzter Wolf für Schlagzeilen.
Auch auf der Koralm werden von Mitgliedern der Berg- und Naturwacht immer wieder Wolfs-Spuren  gemeldet: "Es wurden auch Sichtungen eines Wolfes am Koralmstock und vor allem im Kärntner Raum gemeldet", so Bezirksjägermeister Hannes Krinner und ergänzt: "Aus jagdlicher Sicht können wir nichts ausrichten, da der Wolf unter Natuschutz steht und daher nicht bejagt werden darf. Jedenfalls ist bei uns kein prädestiniertes Wolfsgebiet." Das bestätigt auch <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.jagdschutz-mz.at/images/stories/Berichte/Krieglach/Wolfseminar/Wolf_in_Oesterreich_Rauer.pdf">Georg Rauer</a>, Bärenanwalt und Wolfbeauftragter am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie: "Allerdings wandern Jungtiere auf der Suche nach einem Territorium und Partner mitunter recht weitläufig ab. Da können Tiere aus dem Süden schon auch am Koralmstock auftauchen."

Kontroverse Meinungen

Aufgrund der jüngsten Vorkommnisse ist die Forderung nach der Bejagung des Wolfes allerdings wieder aufgeflammt. So hat Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, ein Herabsenken des Schutzstatus für wolfsfreie Zonen ins Gespräch gebracht, um den Wolf-Abschuss im Ernstfall zu erleichtern. Schließlich gehe es um die freie Zugänglichkeit der Kultur- und Erholungslandschaft im Sinne des Tourismus und der landschaftsgerechten Bewirtschaftung.
Die Meinungen dazu könnten allerdings kontroverser kaum sein: Während Naturschutzvereinigungen wie der WWF die Ansiedelung des Wolfes im Sinne der Artenvielfalt  begrüßen, sind vor allem Halter von Weidetieren zutiefst besorgt. So auch Alois Kiegerl, Obmann der Weidegemeinschaft Hochalm - Bärntal mit 50 Mitgliedern und 150 Rindern, die im Sommer auf der Alm sind. Auch wenn der Almauftrieb erst Ende Mai bevorsteht, macht man sich hier schon Gedanken über weitere Vorkommnisse mit Wölfen. "Wenn eine Bestoßung der Weiden aus Angst vor einem Wolfsriss nicht mehr möglich ist, werden die Almen nicht mehr belebt und bewirtschaftet werden. Die Kühe sind dann eben in  völlig dicht gemachten Ställen eingesperrt", so Kiegerl, der sich intensiv mit dem Thema Wolf beschäftigt und ergänzt: "Der Wolf, noch dazu in Rudelbildung, ist eine Gefahr für die extensive Almwirtschaft, also genau für den landwirtschaftlichen Betrieb, den sich die Gesellschaft von den Bauern wünscht und der den Tourismus ankurbelt. Dann wird man sich auch gesellschaftspolitisch die Frage stellen müssen, ob die so propagierte Artenvielfalt sinnvoll ist."

Mehr Angriffe auf Hunde

In dasselbe Horn stößt auch Christian Polz, Obmann der Bezirksbauernkammer Deutschlandsberg: "Der Wolf macht eine funktionierende Almwirtschaft unmöglich. Die Almwirtschaft rechnet sich ohnehin schon kaum. Wenn man dann noch Personal für die Bewachung der Weidetiere anstellen muss, gibt es keine Zukunft für die Almwirtschaft. Entschädigungszahlungen gibt es ja nur für offensichtliche gerissenen Tier und nicht für unauffindbar verschleppte Tiere."
Was ist dann mit einen Weidemagament bzw. Hütenhunden? "Kiegerl: "Es gibt keinen Zaun, den ein Wolf nicht überwindet. Und ich kann garantieren: Wenn Wölfe unterwegs sind, wird es auch mehr Angriffe auf Hunde gehen, also auch auf kleine Hunde, die mit Wanderern mitgehen, da ein Kuh nicht unterscheidet zwischen Wolf und Hund."
Gefordert ist jetzt die Politik, um ein bundesweites Wolfmanagement zu erstellen.

Der "Mürztaler Bauernschreck" war im Jagdmuseum Stainz bei der Wolf-Ausstellung 2016/2017 zu sehen. | Foto: UMJ / Rainer Wegscheidler
Der "Mürztaler Bauernschreck" aus dem Landesmuseum JB 1918 – 1923 wurde am 23. April 1921 im Bürgerwald bei Kindberg während einer Treibjagd vom Förster Max Steinacher erlegt, Gewicht 37,5 kg, Gesamtlänge  - Fang bis Rutenspitze – 183 cm, Risthöhe 95 cm) | Foto: UMJ / Rainer Wegscheidler
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