Thal/GU
Ausflügler sorgen für gestresste Tiere

- Weil die Wälder durch immer mehr Ausflügler frequentiert werden, kommt es zu einem Anstieg der Wildunfälle.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Nina Schemmerl
Ein totes Reh heizt Spekulationen an, ob in Thal ein Wolf unterwegs ist. Experte geht von anderer Ursache aus.
Treibt Isegrim sein Unwesen in Graz-Umgebung? Auf Facebook macht ein Foto eines angeschnittenen Rehs in Thal die Runde – und die Diskussion darüber, ob ein Wolf, Schakal, Fuchs oder ein unangeleinter Hund das Tier getötet hat, läuft heiß. Bezirksjäger Harald Schönbacher geht allerdings davon aus, dass es sich um einen durch den Menschen verursachten Unfall handelt.
Zu viele gestresste Tiere
Rund 800 Wildunfälle werden jährlich alleine in Graz-Umgebung gemeldet. Eine hohe Dunkelziffer ist wahrscheinlich, nicht zuletzt, "weil Lenker, die ein Tier anfahren, den Unfall nur dann melden, wenn es um die Versicherung geht", sagt Schönbacher. Auch wenn er das Foto des Rehs nicht gesehen hat, kann sich der Jäger auf seine jahrelange Erfahrung und seinen Wissensschatz verlassen: "Es gibt zwar keinen Beweis, dass dieses Tier durch Ausflügler verletzt wurde, aber aufgrund des Lockdowns zieht es aktuell immer mehr Menschen nach Graz-Umgebung, wo sie Erholung suchen. Deshalb merken wir auch, dass Wildunfälle zugenommen haben."
Weil das Wild seine Körpertemperatur gesenkt und sich damit selbst sozusagen auf Notbetrieb geschalten hat, ist es um diese Jahreszeit wenig unterwegs. Auch der "normale" Pkw-Verkehr sorgt eher dafür, dass Reh und Co. im Wald bleiben. Doch Schönbacher weiß: "Wenn sich die Leute, wie jetzt im Lockdown, mehr im Wald oder in Waldnähe aufhalten, stresst sich das Tier. Und das führt zu Unfällen."
Sicheres Ergebnis mit DNA-Test
Da die Vorderläufe des besagten Rehs auf dem Foto gebrochen sind, geht auch Bürgermeister Matthias Brunner in Rücksprache mit Experten davon aus, dass es zuerst angefahren und dann von einem anderen Tier angegriffen wurde. "Es ist nicht auszuschließen, dass es sich dabei um einen nicht angeleinten Hund handelt", so der Ortschef, "daher bitte ich alle Spaziergänger eindringlich, ihre Vierbeiner ordnungsgemäß an der Leine zu führen." Nicht auszuschließen ist es aber auch, dass sich ein Goldschakal an den Rest des Rehs rangemacht hat. "Der Goldschakal ist im Bezirk durch Wildkameras nachgewiesen. Bestätigen kann das ausschließlich ein DNA-Test. Aber ein Wolf war es bestimmt nicht, er wagt sich nicht so weit an den Menschen heran", versichert Schönbacher.


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