Vor knapp einem Jahr in der Region
Die "Jahrhundert-Flut" und ihre Folgen

Bild von oben: Als die Wassermengen Deutschfeistritz trafen und Existenzen auf dem Spiel standen. | Foto: Marcel Reiter-FF Deutschfeistritz
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  • Bild von oben: Als die Wassermengen Deutschfeistritz trafen und Existenzen auf dem Spiel standen.
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Ein Jahr ist vergangen, seit sich über Graz-Umgebung ein Unheil zusammenbraute, das in der kollektiven Erinnerung der Menschen sowie der Landschaft tiefe Spuren hinterlassen hat.

GRAZ-UMGEBUNG NORD. Was sich am Abend jenes Samstags im Norden von Graz-Umgebung abspielte, war keine gewöhnliche Sommergewalt, es war eine entfesselte Naturkatastrophe mit einer Geschwindigkeit, die selbst erfahrene Einsatzkräfte an ihre Grenzen brachte. MeinBezirk beleuchtet in einer mehrteiligen Serie die Ereignisse im Detail, gibt Ausblicke, schildert Präventionsmaßnahmen für die kommende Sommersaison und hebt einzelne Heldentaten sowie besondere Momente des Zusammenhalts hervor.

"Verschwindet, Deutschfeistritz säuft ab"

Deutschfeistritz, Peggau, Übelbach, St. Radegund und Co. Orte, die man mit Idylle verbindet – sie alle wurden Schauplatz einer dramatischen Nacht, die vorübergehend alles veränderte. "Verschwindet, Deutschfeistritz säuft ab." Dieser Satz, der am Morgen danach durch soziale Netzwerke hallte, war ein Ausdruck purer Verzweiflung. Binnen Minuten trat der Übelbach über die Ufer, peitschte durch Straßen, verwandelte Plätze in Ströme, Höfe in Seen. Die Freiwilligen Feuerwehren sprachen von einem Zustand, der schwer in Worte zu fassen war.

Binnen kürzester Zeit ging der Übelbach über. | Foto: FB/Privat
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50 Menschen mussten aus lebensbedrohlichen Situationen befreit werden – eingeklemmt in Fahrzeugen, umgeben von Wasser, mit der Angst im Nacken. Es war ein Wunder, dass niemand zu Tode kam. Anrainer, die mit Leitern halfen, Menschen aus Autos in höhere Stockwerke zogen. Feuerwehrleute, die bis zur Erschöpfung pumpten, schaufelten, retteten, all das wurde für mehrere Stunden und Tage zur Realität.

Flut der Solidarität und Zerstörung

Mehr als 300 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz standen im Dauereinsatz. Im Ortskern von Deutschfeistritz wurden Autos wie Spielzeug durch die Gassen geschoben, verkeilten sich ineinander, Menschen standen auf Dächern – Szenen wie aus einem Katastrophenfilm.

Viele Straßen in der Region wurden komplett zerstört. | Foto: BFVGU
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"Es bewegt noch immer sehr, die Einsatzkräfte waren die ganze Nacht da, auch am nächsten Tag kam Hilfe aus der ganzen Steiermark, Leute haben angerufen und gefragt, ob sie helfen können. Wir waren über jede helfende Hand froh", so Bürgermeister Michael Viertler. Ebenso bestätigte er, dass "alle wieder aufgesperrt haben, vom Tennisclub bis zur Mühle, wir können stolz sein." Wie lange die Infrastruktur darunter litt? "Manche Straßen blieben bis Oktober gesperrt", so Viertler. Nicht nur Deutschfeistritz, auch die umliegenden Gemeinden gerieten ins Wanken. Eine Mure verschüttete die A9 bei Übelbach, der Bahnverkehr zwischen Frohnleiten und Peggau kam zum Erliegen, die Wasserversorgung in weiten Teilen war unterbrochen. Über 200 Haushalte waren ohne Wasser, Straßen wurden unpassierbar, Hänge rutschten ab, Strom fiel aus.

Ein Schulhaus fällt

Besonders tragisch traf es St. Radegund: Die Volksschule wurde durch das aufgeweichte Erdreich so schwer beschädigt, dass sie abgerissen werden musste. Der Wiederaufbau: eine Mammutaufgabe. Derzeit befindet sich eine vorübergehende Containerschule am Hauptplatz. "Wir wollen bis November festlegen, wo der neue Schulstandort sein soll", bestätigte Bürgermeister Jakob Taibinger.

Die Containerschule in der Gemeinde St. Radegund. | Foto: MeinBezirk
  • Die Containerschule in der Gemeinde St. Radegund.
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Selbst der traditionsreiche Kalvarienberg blieb nicht verschont. Wassermassen drangen in Räume mit jahrhundertealten Wandmalereien, ganze Hänge gaben nach. "Fünf Zentimeter mehr, und alles wäre verloren gewesen", schilderte Heribert Lantzberg vom Erhaltungsverein. Heute, ein Jahr später, sind die Narben teilweise sichtbar – in der Landschaft, in der Infrastruktur, in den Herzen. Die Renaturierung, beziehungsweise Wiederherstellung dauert in vielen Bereichen bis heute an.

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