Bierdynastie, Geiseldrama und Co.
Weltberühmt und unbekannt aus GU-Nord
Das wohl berühmteste "Kind" aus Graz-Umgebung dürfte Arnold Schwarzenegger sein. Der Hollywood-Star, Profi-Bodybuilder, Politiker und Umweltaktivist hat, wie wohl jede und jeder weiß, seine Wurzeln in Thal, wo er geboren und aufgewachsen ist. Doch neben Schwarzenegger hat der Norden des Bezirks noch weitere Persönlichkeiten hervorgebracht. Zwei davon, von denen kaum jemand etwas weiß, wollen wir dir vorstellen.
GRAZ-UMGEBUNG. Berühmt und doch vergessen – oder besser gesagt: nicht gekannt. Im Norden des Bezirks sind nicht nur zahlreiche bekannte unbekannte Persönlichkeiten geboren, viele davon zog es auch hier her. Ihr Schaffen hat im Großen und im Kleinen für Wirtschaft, Wissenschaft und Co. bewirkt.
Bierdynastie mit Reiner Wurzeln
Die Unternehmerfamilie Reininghaus hat mit dem "kühlen Blonden" ein Brauimperium gegründet, das bis heute Stand hält. Johann Peter Reininghaus gründete zusammen mit seinem Julius 1855 das Unternehmen "Brüder Reininghaus", das die die erste mit Dampf betriebene Brauerei der Steiermark führte und bis zum Jahr 1900 zu den größten Brauereien des Landes zählte. Was die meisten allerdings nicht wissen, ist, dass der Besitz, auf und mit dem überhaupt gebraut werden konnte, von einem aus Gratwein-Straßengel stammten, nämlich von Karl Königshofer (1787–1861). Der Reiner bewirtschaftete ab 1815 den Besitz am Steinfeld in Graz, den er zehn Jahre später auch käuflich erwarb und seine Brauerei ausbaute.
Zusammen mit Franz Hold, später Besitzer der Brauerei Puntigam, förderte er den Hopfenanbau in der Steiermark – ein Verdienst, der ihm den Titel "Obervorsteher der Brauerinnung" einbrachte. Aufgrund wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten war Königshofer 1853 allerdings gezwungen, seinen Besitz zu verkaufen. An Johann Peter Reininghaus.
Historisches Geiseldrama
Am 28. September 1973 überfielen zwei palästinensische Terroristen am Grenzbahnhof in Marchegg, Niederösterreich, einen Zug mit jüdischen Insassen. Sie nahmen daraufhin drei sowjetisch-jüdische Emigranten und einen Österreicher als Geiseln gefangen und fuhren mit ihnen Richtung Flughafen Wien. Der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky führte Verhandlungsgespräche, um die Geiseln wieder freizulassen – mit Erfolg, aber einem "Gegengeschäft". Die Terroristen wurden, das war die Bedingung, ausgeflogen. Einer der Piloten, der sich freiwillig dafür meldete, war der Stattegger Alexander Hinczak.
Deutschfeistritzer Mondkrater
Gut 90 Kilometer Durchmesser hat ein Mondkrater in der südlichen Hemisphäre auf der Mondrückseite, der 1970 nach dem Physiker Victor Franz Hess (1883–1964)benannt wurde. Der Wissenschafter, der als Entdecker der Kosmischen Strahlung gilt und 1936 den Nobelpreis für Physik erhalten hat, ist ein waschechter GU-Nordler. Denn Hess wurde 1883 in Schloss Waldstein geboren. Sein Vater war Förster und Stand im Dienst des Schlossherren. Hess' gesamtes Leben war der Wissenschaft gewidmet: Seinen Abschluss, er promovierte mit "Sub auspiciis Imperatoris", machte er an der Karl-Franzens-Universität Graz.
Darauf folgte eine Karriere am Physikalischen Institut, bevor er sich dem Team am damals neu gegründeten Institut für Radiumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften anschloss. Zufällig entdeckte Hess bei einem Ballonaufstieg das Phänomen der Kosmischen Strahlung, nannte es aber selbst vorerst "Höhenstrahlung".
Überall zu Hause
Zugegeben, Hans Gsellmann ist kein gebürtiger Semriacher, immerhin stammte er aus Graz, dennoch war er in der Marktgemeinde eine Zeit lang zu Hause. Obwohl: Man sagt dem Skifahrer, Fotografen, Expeditionsleiter und Bergsteiger nicht nur nach, dass er eine Legende war, sondern auch, dass er auf jedem Kontinent ein Daheim fand, dass er seiner Heimat aber stets verbunden blieb. Ob Grönland oder die Ramsau, ob Kanada oder Feuerland: Gsellmann war überall und hat von überall aus auch Fotos mitgebracht, um den Menschen die weite Welt zu zeigen.
Darüber hinaus tat er mit nur wenigen Worten dem einstigen "Problem", dass Frauen die Berge erobern wollen, einen großen Gefallen. Auf die Frage, wie damit umzugehen sei, dass Frauen nichts auf den Bergen verloren hätten, antwortete er 1949, dass es sich hierbei "um lediglich um übernommene althergebrachte Urteile, um Resentiments [sic] aus der Zeit handelt, der der Mann die Vorherrschaft über das Weib genoß. Die Vergangenheit hat uns gelehrt … daß die Zahl jener Frauen, die hoffnungsfroh zum Jungbrunnen der Berge ziehen, von dort gestärkt und selbstbewußt wiederkehren, immer größer und größer wird".
Weitere Persönlichkeiten mit Wurzeln in oder Bezug zu Graz-Umgebung Nord:
- Stefanie Job: Die aus dem heutigen Kroatien stammende Job war Schauspielerin und Autorin, aber auch Schönheitskönigin – sie wurde 1927 zur ersten Miss Europe gewählt. Sie kaufte mit ihrem Mann 1938 einen Hof in Kumberg.
- Christian Eisenberger: international bekannter Künstler aus Semriach.
- Waltraud Klasnic – die erste Frau, die in Österreich das Amt einer Landeshauptfrau einnahm: 1970 bekam sie ihr erstes politisches Mandat als Gemeinderätin in ihrer Heimatgemeinde Weinitzen.
- Hermann Glettler: Der in Übelbach aufgewachsene Glettler ist römisch-katholischer Diözesanbischof der Diözese Innsbruck.
- Johann Nepomuk Georg Fellinger: Der Schriftsteller, der in Peggau geboren wurde, arbeitete auch unter dem Pseudonym Gustav Fellinger. Eines seiner Werke wurde von Franz Schubert vertont.
- Hanns Koren: Der Volkskundler, Nationalratsabgeordneter, Landesrat und Landtagspräsident hatte seine Wahlheimat in St. Bartholomä gefunden.
Auch interessant:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.