Simone Schmiedtbauer im großen Interview
"Wir dürfen den Menschen hinter keinem Politiker nicht vergessen"

Geht in den EU-Wahlkampf: Simone Schmiedtbauer | Foto: ÖVP
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Wir trafen die steirische ÖVP-Spitzenkandidatin Simone Schmiedtbauer im Steiermarkhof in Graz. Im dortigen Bauernbund-Büro hat die Hitzendorferin, die vom österreichischen Bauernbund ins Rennen geschickt wird, die Vorbereitungen für den Wahlkampf gestartet.

WOCHE: Wann und wie haben Sie von ihrer Kandidatur zur EU-Wahl 2019 erfahren?
Simone Schmiedtbauer: Das Ganze war eigentlich sehr kurzfristig und spontan. Ich habe immer gesagt, so lange der Landesparteiobmann und der Bundesparteiobmann nicht mit mir sprechen, ist nichts offiziell für mich. Das Ganze wirklich fixiert ist dann vor zwei Wochen mit österreichweiten einstimmigen Beschlüssen geworden.

Stehen Sie in direktem Kontakt mit Bundeskanzler Sebastian Kurz?
Es hat ein paar Treffen gegeben. Der Kontakt am Montag (Anm.: Bekanntgabe-Pressekonferenz) war für mich irrsinnig beeindruckend, weil sich der junge Politiker für jeden Zeit nimmt. Er überlässt nichts dem Zufall und das Team um ihn arbeitet 24 Stunden am Tag und lebt für das. Sehr überwältigend. Man steht in Telefonkontakt und es wird einem jede Hilfe angeboten und das in diesem Job. Das zollt Respekt.

Man hört Kurz wird auch zum Bauernbundball nach Graz kommen. Sie treten für den österreichischen Bauernbund zur EU-Wahl an. Der Bauernbundball am 1. März als offizieller Wahlkampfauftakt wäre also passend, oder?
Das könnte durchaus passieren. Der Wahlkampfautakt ist aber noch nicht festgelegt. Ich weiß, dass der Bundeskanzler und Ministerin Elli Köstinger zum Ball kommen. Dieser ist natürlich eine Plattform, die man nutzen muss.

Sie sind auf Listenplatz vier gereiht. Bei der neuen türkisen ÖVP laufen die Kandidaten aber um Vorzugsstimmen. Sollte es nicht mit dem Einzug ins EU-Parlament klappen, wovon nicht auszugehen ist, was wären ihre Pläne für die Zukunft?
Durch das Vorzugsstimmenmodell wird eigentlich jedem offen und frei gestellt, wenn man sich bemüht und Menschen aktiviert und mitreißt, dass man den Einzug schaffen kann. Wenn jemand eine Stimme mehr hat, als ich, dann ist die Sache gelaufen, das ist so. Ich habe mich diesbezüglich mit meinem Mann bei einem guten Glas Wein zusammengesetzt. Das Bürgermeisteramt, ist ein Amt auf Zeit, dass mir anvertraut wurde. Dort bin ich sozusagen auf Besuch. Ich habe vor der Politik ein tolles, gutes Leben gehabt und werde auch nach der Politik ein ausgefülltes Leben haben. Sollte das jetzt schiefgehen, dann denke ich mir, dass alles im Leben einen Sinn hat. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Mir ist die Familie das Allerwichtigste. Das ist nämlich das, was wirklich übrig bleibt. Wenn Fotografen und Scheinwerfer weg sind, dann sind sie dein Rückzugsort und das muss stabil sein und passen. Dann bin ich wieder Bäuerin. Ich hab das Glück, dass ich von der Politik nicht abhängig bin. Wenn du nämlich davon abhängig bist, kannst du nicht du selbst sein. Wir dürfen den Menschen hinter keinem Politiker vergessen.

Sie schlagen von der Kommunalpolitik kommend einen völlig anderen Weg ein und werden geplanterweise ins EU-Parlament einziehen. Wie hat ihr Umfeld ihre Entscheidung aufgenommen?
Man macht sich natürlich Gedanken, das ist ganz klar. Unsere jüngere Tochter, die politisch sehr interessiert ist, hat das sehr cool und spannend gefunden. Die Familie hat gesagt, wir schaffen das und wenn du diesen Rückhalt hast, dann geht das. Wenn ich den nicht hätte, würde ich heute nicht da sitzen.

Die vergangene Woche war eine sehr hektische für Sie. Pressetermine zwischen Wien und Graz standen auf der Tagesordnung. Haben Sie sich an das Leben aus dem Koffer, das ja mit den Reisen nach Brüssel auf Sie zukommen wird, bereits gewöhnt?
Es beginnt. Zugfahren ist für mich jetzt sehr wichtig und auch sehr praktisch geworden. Ich war jetzt nur mit dem Zug unterwegs. An das muss ich mich gewöhnen. Die Veränderung findet statt.

Eines Ihrer letzten Vorhaben auf kommunaler Ebene war die Planung eines Gewerbegebiets im Hitzendorfer Ortsteil Berndorf. Damit sind sie aber nicht durchgekommen. Warum nicht?
Ich würde sagen, der Gemeinderat ist daran gescheitert, obwohl der Raumordnungsausschuss alles einstimmig erarbeitet hat. Es ist genau das passiert, was eigentlich hinten anzustellen ist. Die Politik ist ins Spiel gekommen und das Wirtschaftliche, das Weitdenken, die Möglichkeiten für Hitzendorf sind in den Hintergrund gedrängt worden und das muss im Ausschuss im Vordergrund stehen. Wir hatten bereits viele Interessenten. Es wurden Ängste geschürt und sobald Emotionen im Spiel sind, hast du keine Chance mehr. Wir hätten das aber mit dem Bebaungsplan steuern können. Ich war da ein bisschen im Zwiespalt. Auf der einen Seite ist es so, dass in Österreich täglich viel zu viel verbaut wird und die Grünflächen verloren gehen. Auf der anderen Seite muss ich aber auch schauen, wo habe ich Möglichkeiten mich als Gemeinde zu entfalten und zu entwickeln. Kommunalsteuer-Einnahmen erleichtern wirklich Vieles in der Gemeinde. Es wäre die einzige Möglichkeit für Hitzendorf gewesen. Ich darf in meinem Handeln nicht an die nächste Wahl denken, sondern muss Hitzendorf als Gesamtpaket denken, sonst hat man in einer Gemeinde als Führungsposition nichts verloren.

Sie übergeben das Bürgermeisteramt und bleiben nicht bis zur Wahl im Amt, warum nicht?
Das bin ich nicht und widerspricht meinem Denken. Wenn ich etwas mache, dann hat nichts Anderes Platz. Ich bin so eine leidenschaftliche Bürgermeisterin, dass ich weiß, dass ich nicht in eine Wahlbewegung gehen kann, weil ich in Gedanken immer bei meiner Gemeinde wäre. Ich höre dabei auf mein Bauchgefühl und das war für mich von vornherein klar.

Wer wird ihnen als Bürgermeister oder Bürgermeisterin in der Großgemeinde Hitzendorf nachfolgen?
Ich habe einen Wunschkandidaten und die Gemeinderäte haben einen Wunschkandidaten, der sich mit meinem zu 100 Prozent deckt. Ich kann sagen ich hab mein Bürgermeisteramt sehr menschlich ausgerichtet und der nächste Bürgermeister wird auch ein sehr menschlicher sein und Ohren für alle haben.

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