Wenn Kinder die Wut packt

Zorn und Tränen: Kind lernen mit ihrer Wut umzugehen und ein „Nein“ zu akzeptieren. | Foto: bilderbox
  • Zorn und Tränen: Kind lernen mit ihrer Wut umzugehen und ein „Nein“ zu akzeptieren.
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Wut ist ein machtvolles Gefühl – Sie kennen es bestimmt. Sie tritt auf, wenn etwas, das wir wirklich wollen, nicht erfüllt wird – besonders wenn Bedürfnisse wie Anerkennung, Zugehörigkeit, Kompetenz und Autonomie frustriert werden. Dann wird unser emotionales Gehirn aktiv, weil es uns bedroht sieht.
Auf Wut folgen oft aggressive Handlungen oder Verzweiflung.
Üblicherweise lernen wir, unsere Wut und Aggressionen zu kultivieren. Diese Gefühle sind aber auch wichtig, um unsere soziale Zugehörigkeit und Integrität zu sichern. Denn wer ausgegrenzt wird, muss sich wehren.
Wutanfälle gehören zur Entwicklung kleinerer Kinder bis zum Alter von 4 Jahren dazu. Sie sind Ausdruck des Bedürfnisses nach Anerkennung. Wichtig ist, kindliche Wut nicht zu unterdrücken sondern zu kultivieren.

Respektvoll „Nein“ sagen

Das wichtigste Instrument dabei ist das elterliche „Nein.“ Durch ein respektvoll vorgetragenes „Nein“ lernt das Kind selbst Nein zu sagen. Ein Nein ist ein Nein. Dies auszuhalten und zu verstehen ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Sozialisation. Haben Sie den Mut, auch frühzeitig Nein zu sagen. So unglaublich es klingt, das stärkt die Beziehung zu ihrem Kind.
Wutausbrüche können aber auch gelernt und bewusst eingesetzt werden. Dies geschieht, wenn Sie auf eine konstruktive Auseinandersetzung verzichten und nachgeben: Sie kaufen die Schokolade um des Friedens Willen und weil die Leute im Supermarkt Sie schon anstarren. So züchten Sie kleine Tyrannen.

Was tun bei einem Wutanfall?
1. Verzögern Sie Ihre Reaktion, auch wenn es schwierig ist. Bleiben Sie ruhig, atmen Sie tief durch und nehmen Sie eine Position der Stärke ein. Das gelingt, indem Sie sich aufrichten.
2. Begegnen Sie Ihrem Kind einfühlsam statt zu erzürnen. Schreien Sie es nicht an. Das steigert seine Angst. Es erlebt die Wut ja schon als Kontrollverlust.
3. Versuchen Sie nicht, in dem Moment vernünftig mit ihm zu reden. Es ist in einer Ausnahmesituation und hört Sie nicht.
4. Bleiben Sie präsent und versuchen Sie, sich in das Kind einzufühlen. Bleiben Sie stehen oder gehen Sie einige Schritte weg, aber bleiben Sie innerlich bei Ihrem Kind. Ignoranz nützt gar nichts.
5. Wenn die Umgebung Sie kritisch ansieht, nehmen Sie freundlich Kontakt auf. Sie können fragen: „Haben Sie eine Idee was ich jetzt tun könnte?“
6. Seien Sie freundlich zu Ihrem Kind, aber bleiben Sie konsequent bei Ihrem Nein.
7. Lenken Sie ab, deuten Sie auf etwas anderes, machen Sie einen Spaß. Bei Gelegenheit verlassen Sie gemeinsam den Supermarkt.
8. Suchen Sie später einen Moment für ein Gespräch, wenn alle in guter Stimmung sind. Reden Sie aber nicht auf Ihr Kind ein, sondern bitten es, das Erlebnis aus seiner Sicht immer wieder zu erzählen. So kann es konstruktive Gedanken dazu finden.
9. Zeigen Sie gerade in Situationen, in denen Wutausbrüche stattfinden, unmissverständlich, wie gern Sie Ihr Kind mögen.

Dr. Philip Streit ist Psychologe und Psychotherapeut.
Seit 19 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.

Jede Woche beantwortet er
in der „WOCHE Graz“ eine Frage zu verschiedensten Themen rund um die zwei Schwerpunkte Erziehung und Beziehung.

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