Blutkonservenvorrat schrumpft
Der Steiermark fehlt erneut frisches Blut

Das Rote Kreuz ruft zum Blutspenden auf. Am häufigsten fehlen Blutgruppen "A positiv" und "A negativ". | Foto: ÖRK/Holly Kellner
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  • Das Rote Kreuz ruft zum Blutspenden auf. Am häufigsten fehlen Blutgruppen "A positiv" und "A negativ".
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Die Blutvorräte wurden über die Sommermonate wieder weniger. Im Gespräch mit dem Vorstand des zuständigen Universitätsklinikums des LKH Graz ging MeinBezirk.at dem Ganzen auf den Grund.

STEIERMARK. Laut dem Roten Kreuz wird durchschnittlich alle 90 Sekunden in Österreich eine Blutkonserve benötigt – das sind circa 1.000 Blutkonserven am Tag. In der Steiermark beträgt der Bedarf um die 1.000 Konserven pro Woche. Damit dieser abgedeckt werden kann, bemüht sich das Rote Kreuz bereits mit zahlreichen Marketingstrategien. Flyer, E-Mail-Aussendungen, Inserate, Anrufe bei bereits registrierten Spenderinnen und Spendern – all das und vieles mehr passiert im Hintergrund, um stets in der Lage zu sein, Leben retten zu können. Im Zentraldepot, das sich in Graz befindet, werden für die ganze Steiermark 1.000 Butkonserven als Sollwert aufbewahrt. Doch trotz aller Bemühungen wird ein Minimum der Bestände immer wieder erreicht. Bei einer Anzahl von 500 bis 600 Blutkonserven wird wieder öfters zur Blutspende aufgerufen.

Beteiligung schwankt 

In Österreich spenden laut Roten Kreuz gerade einmal 3,59 Prozent der Bevölkerung im spendefähigen Alter Blut. Dieser Prozentanteil ist besonders gering und schließt sich nur an die Werte der restlichen europäischen Länder an. In Industrieländern schwankt die Beteiligung nämlich grundsätzlich zwischen drei und vier Prozent, in weniger weit entwickelten Ländern, sind es deutlich weniger. Für die Versorgung Österreichs wäre eine Spenderinnen- und Spenderbasis von sechs Prozent wünschenswert, da man dann auch nicht so oft auf die gleichen Personen zurückgreifen muss.

Peter Schlenke, Vorstand des Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin, bedankt sich für die Spenden, die über den Sommer geholfen haben.
 | Foto: M. Kanizaj/LKH-Univ. Klinikum Graz
  • Peter Schlenke, Vorstand des Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin, bedankt sich für die Spenden, die über den Sommer geholfen haben.
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Gesetzlich ist Blutspenden in Österreich für 18 bis 70 Jährige erlaubt. Laut Peter Schlenke, Vorstand der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin am LKH Graz sei dies eine wichtige Maßnahme, um den Generationenwechsel zu garantieren. "Langjährige Spenderinnen und Spender sollen nicht über Gebühr belastet werden. Wir wollen unserer Fürsorgepflicht nachkommen und gar nicht erst ein Risiko bei Blutspenden mit Älteren eingehen", stellt der Professor des Uniklinikums klar.

Das Gesetz besagt auch, dass Erstspenderinnen und Erstspender, Personen, die noch nie zuvor Blut oder Blutbestandteile gespendet haben, das 60. Lebensjahr zum Zeitpunkt ihrer ersten Entnahme noch nicht vollendet haben dürfen. Dieses Alter sei laut Peter Schlenke nicht willkürlich, sondern eher konventionell festgelegt. Es komme dabei nämlich vermehrt zu Kreislaufreaktionen, die jedoch nicht bei jedem auftreten. Hier möchte man ebenfalls lieber auf der sicheren Seite sein. "Unser Plädoyer ist eher, dass die jüngeren Generationen nachrücken", so der Experte.

So kommt die Spende zum "Verbraucher"

Die konventionelle Vollblutspende wird in der Steiermark und in ganz Österreich in erster Linie vom Österreichischen Roten Kreuz betreut. An den Terminen für die Blutspende einfach an den jeweiligen Standort kommen, eine Voranmeldung ist nicht nötig. Zu Beginn muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, um abzuklären, ob man überhaupt geeignet ist. Nach einem kurzen Gesundheitscheck werden innerhalb von 10 Minuten rund 465 Milliliter Blut aus der Ellenbogenvene entnommen.

In der Steiermark wird das Blut danach an die Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin am LKH Graz geliefert. Dort werden im Labor mehr als 20 Sicherheitstests durchgeführt, die Spenderinnen und Spendern sogar Aufschluss über mögliche Krankheiten wie HIV liefern können. Daraufhin wird das Blut in verschiedene Komponenten getrennt und in der Produktion zu verschiedenen Blutprodukten verarbeitet.  Dadurch kann die Spende einer Person bis zu drei Leben retten. Den roten Blutkörperchen wird noch eine Stabilisatorflüssigkeit zugemischt, die die Haltbarkeit auf 42 Tage verlängert.  Bis das Blut bei den Patientinnen und Patienten jedoch ankommt, wird es entweder im Zentraldepot in Graz oder in Depots der Peripherie gelagert. 

Fürs Blutspenden sollte man ungefähr eine Stunde einplanen. | Foto: MicEnin/panthermedia
  • Fürs Blutspenden sollte man ungefähr eine Stunde einplanen.
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Angst vor Blutspenden unberechtigt

Einer der Gründe für die durchaus geringe Anzahl an Spenderinnen und Spendern ist die Angst vor gesundheitlichen Problemen nach der Entnahme. Es kann grundsätzlich zu Kreislaufreaktionen kommen, mit den entsprechenden Maßnahmen können diese jedoch vermieden werden. Ein 70 Kilogramm schwerer Mensch hat ungefähr fünf bis sechs Liter Blut in sich. Bei der Vollblutspende werden davon circa 465 Milliliter aus der Armvene entnommen.  Diesen "Blutverlust" kann der Körper innerhalb weniger Wochen kompensieren ohne Schaden davon zu tragen.

"Die Blutspende bedarf einer gewissen inneren Ruhe", erklärt Peter Schlenke. Man muss an dem Tag der Spende schließlich einiges beachten. Wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Spenderin beziehungsweise der durchschnittliche Spender zwei Mal im Jahr das Rote Kreuz aufsucht, sollte der Aufwand nicht allzu fordernd sein. Am Tag des Spendens sollte man gesund und gut hydriert sein. Ein leerer Magen ist ebenfalls ein No-Go. Um so gut wie möglich eventuelle Nebenwirkungen wie Schwindelgefühl abzufedern, stehen bei jedem Blutspende-Standort ein Buffet mit Jause und Getränken zur Verfügung.

Frauen dürfen vier bis fünf Mal pro Jahr, Männer bis zu sechs Mal pro Jahr Blutspenden. Der Mindestabstand zwischen zwei Vollblutspenden muss acht Wochen betragen. Mit genügend Vorsicht und Erholung sollte der Vorgang problemlos ablaufen. "Angst darf ja ein subjektives Gefühl sein. Die Angst überwinden kann man jedoch nur, wenn man es wirklich ausprobiert", so der Experte.

  • An der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin kann man zwar direkt keine Blutabnahmen durchführen lassen, dafür aber Plasma- und Thrombozytenspenden. Beide sind wichtige Elemente im medizinischen Versorgungssystem.

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