Ein Schnorrer mit Herz

August Eisner nimmt einen seiner Gäste im Vinzinest in Empfang. Jeder muss hier einen Ausweis vorzeigen. | Foto: geopho.com
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  • August Eisner nimmt einen seiner Gäste im Vinzinest in Empfang. Jeder muss hier einen Ausweis vorzeigen.
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Im Kaffeehaus zu sitzen und Karten zu spielen war für August Eisner nach seiner Frühpensionierung vor über 20 Jahren schnell zu langweilig. Ärgerlich für seine Spielpartner, aber ein Glück für viele Bedürftige in Graz, denn nur deswegen gibt es heute das Vinzinest gegenüber der Kirche St. Andrä.

Ehrenamt statt Langeweile
Als Herr Eisner nach einem Schiunfall seiner Arbeit im Schlachthof nicht mehr nachgehen konnte, fragte ihn seine Schwägerin, ob er nicht beim Vinzibus aushelfen wolle. „Damit mir nicht fad wird, hab ich gedacht: das schau ich mir an.“ Und somit war es besiegelt: Die Spielkarten wurden (zumindest teilweise) gegen die ehrenamtliche Arbeit bei der Vinzenzgemeinschaft getauscht. „Am Anfang war ich schon skeptisch, aber die Distanz hat sich schnell gelegt. Die Leute sind ja ‚nur‘ arm und nicht böse. Über die Jahre habe ich mich dann sogar mit vielen angefreundet.“

Ein Bett und ein Essen
Erst arbeitete Eisner also im Vinzibus und gemeinsam mit Pfarrer Wolfgang Pucher in einem Zeltdorf, das für Flüchtlinge aus dem Jugoslawienkrieg errichtet wurde. Als aber der Herbst kam und die Temperaturen langsam ungemütlicher wurden, bestand Handlungsbedarf. Eisner fand schnell eine aufgelassene Strickerei, die mit Betten ausgestattet wurde und inzwischen jede Nacht 80 Männern ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit bietet – das Vinzinest war geboren. Seitdem ist er fast täglich in der Notschlafstelle, kümmert sich um seine Gäste, besorgt Hygenieartikel und Lebensmittel oder verrichtet kleine Reperaturen. Und er ist ständig auf der Suche nach Spendern, ohne die das Vinzinest nicht überleben könnte. „Ich hätte mir nie gedacht, dass ich so gut schnorren kann“, sagt der 77-Jährige schmunzelnd, „aber man darf nie aufhören zu bitten, sonst glauben die Leute wir brauchen nichts mehr.“ Viele helfen außerdem ehrenamtlich mit: „Wir haben zum Beispiel Lehrer, Richter und Ärzte, die bei uns etwas Gutes tun wollen und sich hier die Nächte um die Ohren schlagen.“ Und so kommt Herr Eisner dann doch noch hin und wieder zum Kartenspielen.

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