Gesundheit im Fokus – "Gefragte Frauen" mit Sanitätsdirektorin Ilse Groß

Amtsärztin aus Leidenschaft: Ilse Groß war seit 2003 Referatsleiterin für Umweltmedizin und ist seit 1. April Sanitätsdirektorin. Sie schätzt das hohe Maß an Selbstständigkeit und Neutralität in diesem Beruf. | Foto: Foto Fischer
  • Amtsärztin aus Leidenschaft: Ilse Groß war seit 2003 Referatsleiterin für Umweltmedizin und ist seit 1. April Sanitätsdirektorin. Sie schätzt das hohe Maß an Selbstständigkeit und Neutralität in diesem Beruf.
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Ilse Groß ist die neue Sanitätsdirektorin und somit oberste Beamte im Öffentlichen Gesundheitswesen.

Im April 1870 wurde das Reichssanitätsgesetz geschaffen, um die Volksgesundheit zu verbessern. 2019 nimmt mit Ilse Groß erstmals eine Frau die Funktion der Sanitätsdirektion der Steiermark ein. Im WOCHE-Interview spricht sie über das wichtige Thema des Impfens, was für sie große Errungenschaften der Medizin sind und wieso Amtsärztin der schönste Job auf der Welt ist.

WOCHE: Welche Tätigkeiten fallen in Ihren Aufgabenbereich als Sanitätsdirektorin?
Ilse Groß: Ich bin die leitende Sanitätsbeamte der Steiermark, ich stehe also als Fachbeamte an der Spitze des Öffentlichen Gesundheitssystems. Dieses beginnt aber schon in den Gemeinden, die Gesundheitsbehörden erster Instanz sind; die Bezirkshauptmannschaften bilden die zweite Instanz. Zudem bin ich fachliche Vorgesetzte der Amtsärzte und die Sanitätsdirektion ist auch das Bindeglied zwischen dem Bundesland und dem Gesundheitsministerium.

Welche Schwerpunkte setzt die steirische Sanitätsdirektion?
Die Impf- und Beratungsstelle zählt zu unseren Domänen. Dort wird nicht nur geimpft, sondern auch intensiv beraten, was von der Bevölkerung sehr stark nachgefragt wird. Ein großes Thema sind auch Reiseimpfungen, daher wird unsere Expertise in diesem Bereich gerne in Anspruch genommen. Darüber hinaus ist die Mitwirkung der amtsärztlichen Sachverständigen in unterschiedlichsten Verwaltungsverfahren ein sehr wichtiger Aufgabenbereich. Zudem sind Amtsärzte in Bezirkshauptmannschaften für Untersuchungen betreffend Führerschein, Jagd, Prostituierte, Behinderungen sowie für Schulimpfungen zuständig. Kurzum sorgen wir dafür, dass das öffentliche Gesundheitswesen funktioniert.

Kürzlich konnte das beim Masern-Ausbruch unter Beweis gestellt werden?
Ja, beim Masern-Ausbruch hat sich gezeigt, wie gut der öffentliche Gesundheitsdienst zur Eindämmung beitragen kann. Das Netz funktioniert ausgezeichnet, jeder Fall wird dokumentiert, alle Kontaktpersonen werden erhoben und effektive Maßnahmen ergriffen. Das oberste Credo ist stets das öffentliche Gemeinwohl und dementsprechend agieren wir.

Merken Sie einen Impf-Hype oder lassen sich immer weniger Menschen impfen?
Es kommen sehr viele Menschen in die Impfstelle und lassen sich beraten. Wir laden auch alle ein, Impfungen in Anspruch zu nehmen. Natürlich gibt es Skeptiker, da braucht es diplomatisches Geschick, um sie von den positiven Wirkungen zu überzeugen. Bei Reisenden empfehlen wir bei bestimmten Destinationen beispielsweise Impfungen gegen Gelbfieber oder Typhus, wobei dies immer von dem individuellen Zustand, der Reisedauer und der Art der Reise abhängig ist. Aus diesem Grund sollte man sich persönlich beraten lassen.

Ein weiterer Bereich, der in Ihre Zuständigkeit fällt, ist die Drogenberatungsstelle ...
Ja, unsere dortigen Experten leisten wirklich Großartiges in der Beratung und Betreuung von Menschen, die mit Süchten diversester Art konfrontiert sind oder Gefahr laufen, süchtig zu werden. Auch Angehörige können sich an diese Stelle wenden und werden entsprechend begleitet.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Amtsärztin zu werden?
Ich bin ein Bergarbeiterkind aus Köflach und war schon immer an Naturwissenschaften interessiert. Medizin hat sich letztendlich durchgesetzt und es war eine meiner besten Entscheidungen, 2000 als Amtsärztin zum Land Steiermark zu wechseln. Die Tätigkeit ist eine unheimlich abwechslungsreiche, herausfordernde und für die Gesellschaft überaus wichtige. Ich war in der Personenbegutachtung tätig und habe Sachverständigengutachten erstellt, wo es um die Themen Führerschein, Jagd, Waffenverbot und ähnliches geht. Zudem ist der Beruf überaus familienfreundlich, ich konnte wunderbar die Erziehung meines Sohnes damit vereinbaren.

Also raten Sie Kollegen, den Beruf des Amtsarztes zu wählen?
Definitiv! Wir haben derzeit auch einige ausgeschriebene Stellen und ich lade alle ein, sich zu bewerben und von den positiven Seiten dieses Berufes zu überzeugen.

WOCHE-WORDRAP

Gesundheit ist ... das höchste Gut.
Als Kind ... war ich unglaublich wissbegierig und durchsetzungsstark.
Am liebsten reise ich nach ... New York.

STECKBRIEF

Geboren am 22. Dezember 1958
Mutter eines 26-jährigen Sohnes
Medizin-Studium in Graz, Ärztin für Allgemeinmedizin
Seit 2000 Amtsärztin, von 2003 bis 2017 Referatsleiterin für Umweltmedizin und Personenbegutachtung
Seit 1. April 2019 Sanitätsdirektorin

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