Neues Naturschutzgebiet in Graz

Eröffneten das neue "Naturschutzgebiet Weinzödl": Emanuel Lederer, Wolfgang Windisch, Siegfried Nagl, Ernst Albegger und Johannes Obenaus (BV Andritz)
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Im Grazer Süden sorgt das bereits in Bau befindliche Murkraftwerk nach wie vor für Gesprächsstoff – über die Wichtigkeit des Naturschutzgebiets Weinzödl gibt’s aber wohl keine zwei Meinungen. Bürgermeister Siegfried Nagl hat heute (Donnerstag) die Erklärung zum Schutz der Natur auf der 2,1 Kilometer langen Fließstrecke der Mur zwischen Kraftwerk Weinzödl und dem Pongratz-Morre-Steg zwischen Andritz und Gösting unterschrieben. "Insgesamt werden so beachtliche 73 Hektar unter Schutz gestellt", sagt der Grazer Stadtchef. "Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die bisher vier ausgewiesenen Naturschutzgebiete in Graz eine Gesamtgröße von 5,5 Hektar haben."

Naturschutzgebiet als großer Wurf

Ein nahezu historischer Tag ist der 19. Jänner deshalb für Wolfgang Windisch, dem Naturschutzbeauftragten der Stadt Graz. "Noch nie hat es in Graz so ein großes Naturschutzgebiet gegeben – es ist ja fast drei Jahrzehnte her, als 1987 der 22 Hektar große Stadtpark zum geschützten Landschaftsteil erklärt worden ist." Lächelnd fügt er dann hinzu: "Eigentlich könnte ich jetzt meine Arbeit niederlegen, weil 73 Hektar Naturschutzgebiet werde ich nie mehr zusammenbringen …"

134 Vogelarten

Erstmals konkret formuliert wurde dieses Projekt 2007 im Rahmen der Bürgerbeteiligungs-Initiative "Zeit für Graz" auf Initiative des Grazer Ornithologen Emanuel Lederer, der die Einrichtung eines "Vogelschutzgebietes Graz-Nord" aufs Tapet brachte. Und auch heute noch soll das neue Naturschutzgebiet vor allem den Vögeln als Rückzugsort dienen. "Von den insgesamt 144 in Graz heimischen Vogelarten, wurden nicht weniger als 134 im neuen Schutzgebiet nachgewiesen – bei 49 von ihnen wurden erfolgreiche Bruten beobachtet", erklärt Ornithologe Ernst Albegger von BirdLife Österreich. Darunter bedrohte Arten wie Wasseramsel Gänsesäger, Baumfalken oder Flussuferläufer. Aber auch im Wasser leben geschützte Tierarten wie die Würfelnatter oder der Huchen.

Paddler brauchen Genehmigung

Der neue Schutzstatus bringt natürlich auch für die Menschen Veränderungen mit sich: So gibt es ein Verschlechterungsverbot für das gesamte Areal – Vorhaben wie Brunnenbauter oder andere Nutzungen bedürfen ab sofort einer Bewilligung. Aufpassen müssen nun auch alles Wassersportler, die diesen Abschnitt der Mur gerne nutzen. Neben einem absoluten Badeverbot wird auch der Kanusport künftig eingeschränkt und ist nur noch mit einer Genehmigung erlaubt. Einschränkungen gibt’s auch für die Fischer – so dürfen zum Schutz der bodenbrütenden Vogelarten die Schotterinseln nicht mehr betreten werden. Die Einhaltung der neuen "Spielregeln" wird künftig durch die Ordnungswache sowie der Berg- und Naturwacht kontrolliert. Bei Vergehen drohen empfindliche Strafen.

Grüne fordern Ausweitung des Schutzgebietes

Schnell zu Wort gemeldet haben sich die Grünen – "den Anstoß zur Unterschutzstellung dieses Gebietes haben wir Grüne mit einer Initiative im Gemeinderat bereits im Mai 2015 gegeben. Daher freut es uns umso mehr, dass es nun endlich soweit ist, wiewohl die Ankündigung des Bürgermeisters mitten im Wahlkampf natürlich ein etwas durchsichtiges Politmanöver ist“, ist Andrea Pavlovec-Meixner, Umweltsprecherin der Grünen, überzeugt. Für sie kann dieser erfreuliche Schritt "nicht den mögliche Verlust des grünen Bandes durch die Mur-Staustufe wettmachen. Wir fordern daher als nächsten Schritt, eine umgehende Unterschutzstellung der ökologisch wertvollen freien Fließstrecke der Mur und ihrer Uferbereiche im gesamten Grazer Stadtgebiet bis zur Puntigamer Brücke. Nur so lässt sich der derzeit noch funktionierende Biotopverbund schützen"

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