Verpflichtender religiöser oder ethischer Unterricht für alle!, fordert KPH-Professor Markus Ladstätter

Markus Ladstätter ist Professor für vergleichende Religionswissenschaften an der KPH Graz. | Foto: KPH Graz
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Auch wenn das kein Schüler mehr hören kann: Man lernt für das Leben und nicht für die Schule! Was uns dort vermittelt wird, bestimmt aber nicht nur unsere eigene Zukunft, sondern wirkt sich gleichzeitig natürlich auch auf die Gesellschaft als Ganzes aus – eine Gesellschaft, die gerade dabei ist, sich massiv zu verändern. Als Reaktion darauf wurden deshalb in den letzten Wochen an dieser Stelle bereits das Pflichtfach Technik und ein stärkerer Praxisbezug an unseren Schulen angedacht.

Ein friedliches Miteinander
"Verpflichtender religiöser oder ethischer Unterricht für alle!", fordert nun Markus Ladstätter. Der Professor für vergleichende Religionswissenschaften an der "Kirchlichen Pädagogischen Hochschule" (KPH) in Graz reagiert damit auf einen demografischen Wandel, der sich auch an den Grazer Schulen widerspiegelt: Laut der Diözese Graz-Seckau sind etwa an den Pflichtschulen nur noch 58 Prozent der rund 20.000 Schüler römisch-katholisch, der Rest verteilt sich auf Mitglieder anderer Glaubensgemeinschaften und auf Schüler ohne Bekenntnis.

Keine Chance für Rattenfänger
Im Religionsunterricht sieht der Theologe vor diesem Hintergrund eine große Chance für Schüler aller Konfessionen, gegenseitig mehr über sich und ihre jeweilige Kultur zu erfahren – und so in einer immer heterogeneren Gesellschaft auch in Zukunft ein friedliches Miteinander garantieren zu können. Gerade, da es nicht zuletzt an Schulen immer wieder zur Radikalisierung junger Menschen komme: "Dieser Gefahr kann man am besten durch ethische und religiöse Bildung entgegentreten. Dann können auch Rattenfänger vom 'IS' nicht mehr ein X für ein U vormachen und sagen, dass die Religion etwa verlangt, in den Dschihad zu ziehen oder Ähnliches."
Wichtig ist Ladstätter dabei, den konfessionellen Religionsunterricht nicht zu ersetzen, sondern durch Ethikunterricht auch jene zu erreichen, die sich bisher einfach davon abmelden können. "Kinder und Jugendliche haben das Recht, auch in diesem Bereich Bildung zu erfahren." Selbst, wenn sie manchmal lieber eine Freistunde hätten.

WOCHE Wissen

Bisher gibt es Ethikunterricht in Österreich nur als Schulversuch.
Vom Religionsunterricht abgemeldete Schüler haben derzeit eine Freistunde.
Eine flächendeckende Einführung scheiterte bisher u. a. an verschiedenen Vorstellungen davon, wie der Unterricht aussehen sollte.
Inhalte reichen in Österreich etwa von moralisch-handlungsorientiertem, über ethisch-reflexiven, bis hin zu lebenskundlichem Unterricht.

Schreiben Sie!

Sollten auch Schüler, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben, verpflichtend eine ethische Bildung erhalten? Oder sollte es nach wie vor jedem selbst überlassen sein, ob er darauf Wert legt? Wie könnte ein möglicher Ethikunterricht aussehen und welche Inhalte würden Sie sich dafür wünschen? Schreiben Sie uns eine E-Mail an leserbrief@woche.at, posten Sie auf facebook.com/wochegraz oder kommentieren Sie unter diesem Artikel.

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