"Wir brauchen eine Elite-Universität in der Stadt!"

Graz ist eine Studentenstadt: Auf 270.000 Einwohner entfallen rund 45.000 Hochschüler – ein absoluter Spitzenwert. Und das europaweit. Anders verhält sich das mit dem Niveau der heimischen Universitäten: Im renommierten Ranking der niederländischen Universität Leiden kommt die Karl-Franzens-Universität – als beste Österreichs – nicht über Platz 150 hinaus. "Unsere Universitäten sind nur Mittelmaß", bestätigt der Mitinitiator des Bildungsvolksbegehrens und ehemalige Landesschulrat, Bernd Schilcher. "Und aus diesem Mittelmaß müssen wir endlich raus. Und zwar mit ausgezeichneten Leuten sowie ausgezeichneten Forschungsbedingungen." Kurz: "Graz braucht eine Elite-Universität", ist sich der Fachmann in Sachen Bildung sicher.

Hochbegabte für die Stadt

Wenn Schilcher von der sogenannten Elite spricht, stellt er aber klar: "Damit meine ich keine hochnäsigen, sich besser vorkommenden Menschen, sondern Hochbegabte, die die Stadt weiterbringen." Die Vorteile liegen für den Grazer auf der Hand, denn von einer Elite-Uni würde das gesamte Stadtklima profitieren: "Es würde eine offenere, konstruktivere Atmosphäre herrschen sowie das Gesamtniveau würde angehoben werden." Und das hätte auch Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft: Die angesehene Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich könnte dabei als Vorbild dienen: "Im Umfeld der ETH haben sich zahlreiche technische Top-Betriebe angesiedelt", weiß Schilcher.
Voraussetzung dafür: Eine Umschichtung der finanziellen Mittel im Staat. Zurzeit fließen elf Prozent der Staatsleistungen in den Bereich Bildung, mehr als die Hälfte in "Soziales". Diese Sozialausgaben sind für Schilcher nur "Reparaturen an misslungener Bildungsarbeit" und müssten reduziert werden. Sodass Frühförderung, individuelle Lehre und eben Bildung auf Hochbegabten-Niveau im Budget Platz finden. Denn: Graz ist eine Studentenstadt. Und will das wohl auch bleiben

WOCHE-Wissen

Im erhobenen Ranking der niederländischen Uni Leiden belegt die US-Uni Rockefeller Center, dicht gefolgt vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Harvard Platz eins. Die Uni Graz kommt als beste österreichische Hochschule auf Platz 150. Im "Times Higher Education World Reputation Ranking" kommt keine heimische Uni unter die Top 100. Die Uni Wien kommt als beste auf einen Rang zwischen Platz 110 und 120.

Schreiben Sie!

Braucht Graz eine Universität für Hochbegabte? Was würde das in unserer Stadt ändern? Was muss sich an den Bildungsstätten in Graz ändern? Was würden Sie sich für die Bildung wünschen? Haben Sie Vorschläge? Dann schreiben Sie uns: Senden Sie uns eine E-Mail unter leserbrief@woche.at, posten Sie einfach auf facebook.com/wochegraz oder besuchen Sie unsere Internet-Seite www.woche.at/graz

Kommentar

Bildung braucht mehr Stellenwert
Wer dieser Tage die Ferienzeit mit lauter "Sehr gut" im Gepäck antritt, wird gern einmal von den Kollegen gescholten: ein klassischer "Streber" eben. Gut zu sein ist nicht in. Ausgezeichnete Noten sind regelrecht "uncool". Nicht nachvollziehbar: Eine halbe Million Menschen hierzulande sind Analphabeten – im dicht gedrängten Arbeitsmarkt ein fatales Defizit. Diese Zahl muss die Alarmglocken schrillen und ein Umdenken stattfinden lassen. Gut zu sein muss angesagt werden – egal, auf welchem Gebiet: Individuelle Talente gehören gefördert, Bildung muss modern werden. Denn dann profitieren wir zukünftig alle davon.
Christoph Sammer

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