WOCHE-Lokalaugenschein am "Arbeiterstrich": "Bevor ich nichts tue, stehe ich hier"

Bei Wind und Wetter: Die Männer sind sich für keinen Job zu schade, wollen sich ihr Geld ehrlich erarbeiten und suchen täglich nach Arbeit. | Foto: KK
  • <f>Bei Wind und Wetter:</f> Die Männer sind sich für keinen Job zu schade, wollen sich ihr Geld ehrlich erarbeiten und suchen täglich nach Arbeit.
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  • hochgeladen von Martina Maros-Goller

Es ist ein kalter Februartag in Graz. Schneeregen lässt die Menschen frieren, nur wenige stehen freiwillig im Freien. Ein Dutzend Männer hält sich jedoch seit sieben Uhr morgens in der Friedhofgasse in Bahnhofsnähe auf und wartet auf Arbeit. Die WOCHE sprach mit ihnen über ihre Beweggründe, Herkunft und Lebensumstände.

Die einzige Möglichkeit

"Hier verdiene ich immer mehr als in Rumänien, wo das Monatsgehalt 400 Euro ist", erzählt Marian. Der 50-Jährige ist seit längerer Zeit hier und bietet seine Dienste an. Nicht nur das geringe Lohnniveau in der Heimat, sondern vor allem die nicht vorhandenen Arbeitsplätze sind das Probleme, die Marian und viele Landsleute dazu zwingen, am sogenannten "Arbeiterstrich" ihr Glück zu versuchen. "Wir machen jede Arbeit", erzählt ein Kollege, der namentlich nicht genannt werden möchte. Es ist ihre einzige Möglichkeit, so erzählen sie, ihren Lebensunterhalt und jenen der Familie bestreiten zu können. "Die Familie ist in Rumänien", erzählt der 40-jährige Aurel. Seine Frau und sein Kind sind auf das Geld angewiesen, das Aurel in Graz verdient.

Fixanstellung Fehlanzeige

Gartenarbeit oder Putzen sind die häufigsten Tätigkeiten, die gebucht werden. Dies vor allem von Privaten, Firmen seien keine dabei. "Und wir werden immer angemeldet", betonen sie. Denn als rumänische Staatsangehörige sind sie EU-Bürger und haben somit Zugang zum Arbeitsmarkt. Wieso es aber mit einer Fixanstellung in Österreich nicht klappt? "Wir gehen zum Arbeitsamt. Dort sagen sie, sie melden sich, wenn sie etwas Passendes haben", meint Marian. Bisher hat sich aber noch nichts ergeben. Dabei haben sie in Rumänien Berufe wie Mechaniker und Maurer erlernt.

Österreichern gleichgestellt

Während des WOCHE-Lokalaugenscheins erscheinen zwei Zivilpolizisten und kontrollieren die Männer. Nach einigen Minuten gibt es die Ausweise retour. Alles in Ordnung. "Wenn du sonst keine Probleme machst, ist alles o.k. Das ist legal", versichern sie. "Wir kontrollieren aus fremdenpolizeilicher Sicht und schauen, ob hinsichtlich Reisepass und Visum alles in Ordnung ist. Es ist nicht verboten auf der Straße zu stehen", so Polizeisprecher Fritz Grundnig.
Auf WOCHE-Nachfrage erzählt AMS-Pressesprecher Stefan Tauscher, dass rumänische Bürger auf dem Arbeitsmarkt Österreichern gleichgestellt seien. "Für haushaltsnahe Tätigkeiten und bis zu einer Grenze von 583,15 Euro pro Monat können Arbeiter per Dienstleistungsscheck bezahlt werden", erklärt Tauscher. Dabei haben sie lediglich Kranken- und Unfallschutz, aber keine Pensionsversicherung. "Sollten andere Arbeiten durchgeführt oder die Grenze überschritten werden, ist das ein Fall für die Kontrolle illegaler Arbeitnehmerbeschäftigung (KIAB)", führt Tauscher aus.

Familie ist Liebe

Jeder Tag ist anders und Glückssache. Manchmal kommt schon um sieben Uhr jemand, manchmal erst um zwölf. "Bevor wir den ganzen Tag nichts tun, stehen wir hier. Für die Liebe. Familie ist alles", sagen die frierenden Männer.

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