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"Die beste Liga der Welt" und Authentizität unter Fußballfans

Ballverliebt: Das "DbLdW"-Duo Fabio Schaupp und Peter K. Wagner veröffentlichen jede Woche ein Podcast gewordenes Plädoyer für den heimischen Fußball. | Foto: Christof Hütter/Die beste Liga der Welt
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  • Ballverliebt: Das "DbLdW"-Duo Fabio Schaupp und Peter K. Wagner veröffentlichen jede Woche ein Podcast gewordenes Plädoyer für den heimischen Fußball.
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Ihren Podcast verstehen sie als Liebeserklärung an den heimischen Fußball. MeinBezirk.at hat mit dem Sportjournalisten Peter K. Wagner und dem Sportdirektor des SC Weiz Fabio Schaupp die Macher von "Die beste Liga der Welt" zum Interview getroffen. 

GRAZ. "Wenn man das jetzt rückblickend hört, ist das nicht so klass", schmunzelt Podcaster Fabio Schaupp über die ersten Episoden von "Die beste Liga der Welt". Inzwischen haben er und Kollege Peter K. Wagner in Puntigam 152 zunehmend hörenswerte Folgen aufgenommen. Darin besprechen die zwei Experten wöchentlich aktuelle Geschehnisse aus Fußball-Österreich mit nostalgischen Rückgriffen auf die bald 50-jährige Geschichte der rot-weiß-roten Bundesliga – wie schon der Name des Podcasts suggeriert. "Das ist natürlich ein bisschen ironisch, aber trotzdem steckt etwas dahinter", so Wagner. Beiden sei es "ganz schön auf den Nerv gegangen", wenn über die vermeintliche "Gurkenliga" geschimpft wurde, weshalb man nun mit einer positiven Berichterstattung die heimische Ballkunst behandelt. Zum Saisonende hat MeinBezirk.at vorbeigeschaut und herausgefunden, wieso für die zwei Podcaster "die schönste Nebensache der Welt" trotz Respekt für die Konkurrenz nicht ohne Rivalität funktioniert.

  • MeinBezirk.at: Inzwischen habt ihr über 150 Folgen von "Die beste Liga der Welt" aufgenommen. Könnt euch noch an eure Anfänge erinnern? 

Fabio: Die erste Episode war super. Da haben wir aufgenommen und nicht aufgenommen. Also die ist eigentlich nie veröffentlicht worden. Es war auch nie das Ziel, dass wir 100, 150 oder 200 Episoden aufnehmen, sondern dass wir positiv über den österreichischen Fußball berichten – natürlich schon auch kritisch, wenn es sein muss. Aber generell ist die Liga viel zu schlecht geredet worden. Deswegen wollten wir unsere Bundesliga in den Mittelpunkt rücken. Man braucht nicht unbedingt "La Liga" und die "Premier League", weil wir eine richtig coole Liga vor der Haustür haben.

Peter: Das spiegelt sich tatsächlich im Namen des Podcasts wider. Ich kann mich auch erinnern, dass wir am Anfang wirklich schlecht waren. Es ist ja total interessant, wie sich das entwickelt hat, weil wir damals ja relativ frei reingegangen sind und mit sehr wenig Vorbesprechung miteinander drauf losgeredet haben. Im Vergleich dazu überlegen wir uns heute vorher sehr viel und jetzt haben wir schon relativ klare Strukturen und ein Konzept, in dem trotzdem noch die nötige Freiheit herrscht.

Fabio Schaupp ist trotz seiner erst 26 Jahre bereits Sportdirektor der steirischen Drittligisten SC Weiz. Er studierte Fußballmanagement in London. | Foto: Christof Hütter/Die beste Liga der Welt
  • Fabio Schaupp ist trotz seiner erst 26 Jahre bereits Sportdirektor der steirischen Drittligisten SC Weiz. Er studierte Fußballmanagement in London.
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  • Ist das das Erfolgsrezept für Podcaster?

Fabio: Ich glaube, es geht darum, dass du einfach machst. Bei uns war der Anfang nicht perfekt und es ist sicher jetzt noch immer nicht perfekt, aber durch den Prozess wirst du einfach besser. Die ersten Episoden werden nie gut sein – bei keinem Podcast. Das Streben nach Perfektionismus bringt dich aber nicht weiter, weil die richtigen Perfektionisten die sind, die in Wahrheit dann nichts tun.

Peter: Podcast ist am Ende des Tages im deutschsprachigen Raum doch noch ein relativ neues Medium. Du hast keine klassischen Benchmarks, an denen man sich orientieren kann und die vorgeben, in welche Richtung man möchte. Inzwischen haben wir unseren eigenen Weg gefunden und das finde ich ganz cool. 

  • Derzeit macht ihr das Projekt rein aus Leidenschaft. Habt ihr vor das ganze auch zu monetarisieren?

Fabio: Es gibt schon einen Plan, aber der ist nur deswegen entstanden, weil man, um mehr Leute zu erreichen, in irgendeiner Form Geld in die Hand nehmen muss. Aber bevor wir das in Werbekampagnen stecken, probieren wir die Inhalte zu verbessern – einerseits bei der Relevanz unserer Themen und andererseits beim Equipment im Studio. Bei möglichen Partnerschaften geht es darum, dass die Kosten gedeckt sind und weniger, dass etwas überbleibt. Wenn das so ist: schön und gut. Aber man muss ehrlich sagen, wenn wir das des Geld wegen machen würden, dann hätten wir die letzten vier, fünf Jahre eigentlich ins Leere gearbeitet. Sprich: Wenn du es nicht gerne machst, dann ziehst du es auch nicht durch.

Peter: Manchmal denke ich mir schon, dass es echt irre ist, was da an Zeit hineinfließt. Aber das ist alles relativ, weil wir uns ja nicht nur privat sondern auch beruflich mit Fußball sehr intensiv beschäftigen. Deswegen ist der Podcast fast ein bisschen wie eine öffentliche Therapiesitzung, um das Ganze herauszureden. Dass es Leute auch noch interessiert, ist für uns total großartig. 

  • Apropos großartig: Ein Fixpunkt am Ende eurer Folgen ist ja das "Orakel", bei dem ihr anhand von Hinweisen Spieler erraten müsst. Welche Kicker haben es euch persönlich besonders angetan?

Fabio: Für mich gibt es nur einen, über den nichts geht, das ist Libor Sionko, weil er der beste Fußballer ist, der jemals für den GAK aufgelaufen ist. Der war zwar nicht lange in der Bundesliga, aber er ist für mich trotzdem "der Spieler".

Peter: Aus meiner Sicht ist das auch schwierig. Am Anfang haben wir Roland Linz gefeiert – sehr zurecht. Wir haben in der 100. Runde dann den Roman Wallner gehabt – den finde ich für die österreichische Bundesliga schon sehr großartig mit seiner ganzen Karriere. Aber wir haben ja auch immer wieder so Menschen wie zum Beispiel den Fernando Troyansky – einfach eine tolle Figur mit seiner Geschichte als Lieblingsspieler von Frank Stronach. Ich finde solche Charaktere auch super, an die wir irgendwie erinnern wollen. So wie Stanko Bubalo – das sind schon coole Typen.

Fabio: Und aktuell ist es Junior Adamu.

Peter K. Wagner ist freier Fußballjournalist. Er gewann den SMA-Sportjournalistenpreis 2021 für eine Reportage auf ZEIT Online und ist ständiger Mitarbeiter des Fußballmagazins ballesterer sowie des Bundesliga-Journals.  | Foto: Christof Hütter/Die beste Liga der Welt
  • Peter K. Wagner ist freier Fußballjournalist. Er gewann den SMA-Sportjournalistenpreis 2021 für eine Reportage auf ZEIT Online und ist ständiger Mitarbeiter des Fußballmagazins ballesterer sowie des Bundesliga-Journals.
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  • Obwohl ihr Fans des jeweiligen Lokalrivalen seid, geht es bei euch sehr harmonisch zu. Was sagt GAK-Fan Fabio zur aktuellen Saison des SK Sturm?

Fabio: Grundsätzlich spricht es für die Liga. Man kann es gut oder schlecht finden, aber wäre Red Bull Salzburg nicht Red Bull Salzburg in der Form, wären auch die anderen Vereine – ob das jetzt Sturm ist oder ob das der LASK ist – nicht so im Aufwind. Ich glaube, dass jede starke Liga ein Zugpferd braucht. Dass das Salzburg ist, ist aus Sicht der Fußballromantiker verständlicherweise traurig. Die Arbeit, die Sturm macht, ist aktuell wirklich sensationell. Was (Anm.: Sturms Sportdirektor Andreas) Schicker und (Anm.: Sturms Cheftrainer Christian) Ilzer da machen, grenzt an das Maximum, was man rausholen kann. Auch wenn man mit dem Cup unter Anführungszeichen "nur" einen Titel geholt hat, ist die Saison absolut erfolgreich. Weil man es nicht nur geschafft hat Salzburg zu ärgern, sondern auch Spieler entwickelt, Transfererlöse erwirtschaftet und Akteure langfristig gebunden hat. Die einzige Frage ist nur, ob das Ganze an zwei Personen hängt. Aktuell glaube ich, dass das noch so ist, aber das geht auch nicht von heute auf morgen. Deshalb habe ich größten Respekt vor der Entwicklung bei Sturm.

  • Hast du dich gefreut, als Sturm den Cup-Titel geholt hat?

Fabio (trocken): Nein. Ich gönne es ihnen, aber freuen muss man sich ja nicht.

(Sturm-Fan) Peter (lacht): Ich glaube, dass es einfach Grenzen gibt. Aber ich habe totalen Respekt für den GAK und ich würde mich total freuen, wenn er aufsteigt.

  • Warum das?

Peter: Weil ich glaube, dass es im Sinne der Zwei-Stadien-Lösung für die Stadt großartig wäre. Ich zitiere gerne Ivica Osim, der in einem Interview einmal zu mir gesagt hat, dass man in der Stadt einen Gegner braucht, um sich gegenseitig zu pushen. Das kann ich nur unterstreichen und es ist beeindruckend, wie der GAK in den letzten Jahren von ganz unten über die Kraft der Fans nach oben gekommen ist. 

  • Was heißt das für die mögliche Bundesliga-Rückkehr der Athletiker?

Peter: Die ziehen das jetzt durch und dann freue ich mich extrem auf zumindest zwei Derbies in der nächsten Saison. Es dürfen auch vier sein, aber sie sollen sportlich schon klar auf Distanz (zu Sturm, Anm.) bleiben. Schwierig ist es als Fan ja nur, wenn dich der Konkurrent überholt. Ich glaube, dass das im Podcast auch authentisch rüberkommt – weil die Leute, die uns hören, auch fußballbegeistert sind – und obwohl wir natürlich versuchen möglichst objektiv zu sein, darf manchmal auch das Fantum durchblitzen

Fabio: Fußballdiskussionen, bei denen nichts gefärbt ist – das geht einfach nicht. Die Leute spüren die Authentizität und ich glaube, dass sie uns deshalb gerne und regelmäßig zuhören. Das ist nicht selbstverständlich, weil es sicher genug Menschen gibt, die nicht einmal ihrem Partner eine Stunde pro Woche zuhören. 

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