Herr Öhler und die Gruabn – der steirische Fußball im Nationalsozialismus

Unter Waffen: Sturm-Spieler Josef Meszaros (l.) mit dem Wehrmachtsadler am Trikot (1943) | Foto: Archiv GSC/Franz Janach
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Der Grazer Einkaufstempel Kastner & Öhler ist in der Steiermark wohl jedem ein Begriff – aber wenige wissen wahrscheinlich, dass die Firmengründer jüdischer Herkunft waren und ihre Erben ihr Lebenswerk zu Beginn des NS-Terrorregimes in Österreich verkaufen und anschließend fliehen mussten. Und bestimmt noch weniger ist bekannt, dass der damalige Eigentümer Franz Öhler ein großer Förderer des Fußballs in der Landeshauptstadt war.
"Er war Präsident des damaligen FC Graz und außerdem der Hauptfinanzier der 1934 eröffneten und noch immer bestehenden Sitzplatztribüne in der Gruabn", erzählt Walter Iber. In mühsamer Recherchearbeit hat sich der Riegersburger durch Berge historischen Materials gekämpft – die Arbeit führte ihn vom deutschen Bundesarchiv in Berlin über das Landesarchiv in Graz bis hin zu vielen privaten Sammlungen. "Es war wie ein Puzzlespiel", sagt der Historiker der Uni Graz.
Mit "Erst der Verein, dann die Partei" ist am Ende das erste Buch über die Rolle des steirischen Fußballs im Nationalsozialismus herausgekommen. "Fußball war damals bereits ein Massenphänomen und das Regime wollte dies natürlich nutzen – der Fußball sollte systemstabilisierend sein und auch vom tristen Alltag ablenken", fährt Iber fort.

Arier-Paragraf bei Sturm & GAK

Die Klubs haben sich mit der neuen Machtordnung schnell angefreundet. "Graz und die Steiermark waren ja immer eine Hochburg der Deutschnationalen. Sturm und der GAK haben etwa den Arier-Paragrafen von der Gründung weg in den Vereinsstatuten gehabt – bei Sturm wurde er allerdings 1932 entfernt."
Die sportlichen Rollen in der NS-Zeit waren allerdings etwas anders als heute verteilt: So traf den einstigen steirischen Serienmeister GAK die Weltwirtschaftskrise mit voller Wucht – das große Grazer Derby damals hieß so Sturm gegen den GSC.
Der jüdische Sportverein Hakoah Graz, der phasenweise auch in der höchsten steirischen Liga spielte, wurde nach dem Anschluss übrigens schnell liquidiert – und auch anfangs erwähnter Franz Öhler musste flüchten, er wurde aber in Kroatien verhaftet und starb schließlich im KZ Buchenwald, einen Tag nach der Befreiung …

Unter Waffen: Sturm-Spieler Josef Meszaros (l.) mit dem Wehrmachtsadler am Trikot (1943) | Foto: Archiv GSC/Franz Janach
Präsentierten das Buch: Walter Iber (M.) mit Wolfgang Bartosch und Wolfgang Hölzl (r.) | Foto: g-a-k.at
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