Neue Kraftstoffanlage der AVL
Ab 2023 Grüner Treibstoff aus Graz

- Helmut List, Geschäftsführer der AVL List GmbH, freut sich über das neue Großprojekt.
- Foto: IBEX.agency | Klaus Pressberger
- hochgeladen von Fabian Prettner
Im Kampf gegen die Klimakrise setzen Politik und Wirtschaft auf Innovation und Technik. Die AVL will nun bis 2022 in Graz die modernste Power-to-Liquid-Anlage Europas errichten, die einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität bedeuten soll.
GRAZ. Auf der Dachanlage des AVL-Betriebskomplexes am Hans-List-Platz in Graz soll bis 2022 jene Anlage fertiggestellt werden, von der sich die AVL und ihre Investoren einen wichtigen Schritt in Richtung CO2-Neutralität und eine Führungsrolle für den Wirtschaftsstandort Graz versprechen. Das Grundprinzip ist einfach: Aus überschüssigem Strom aus erneuerbaren Quellen und bereits vorhandenem CO2 soll künstlich Treibstoff hergestellt werden, für den man bestehende Autos nicht umbauen muss. Der neue Kraftstoff kann dann entweder direkt getankt werden oder anderen beigemischt werden.
Effizient und sozial verträglich
"Unsere Anlage hat gleich mehrere Vorteile. Einerseits wird die Erzeugung synthetischer Brenn- und Kraftstoffe signifikant verbessert, da unsere Anlage höchste Effizienz aufweist. Andererseits wird erneuerbare Energie praxistauglich lager- und speicherbar gemacht", erklärt Helmut List, Geschäftsführer der AVL List GmbH. Neben der Vorbildwirkung, die die Grazer Anlage für die Energie und Treibstoffbranche in Europa haben soll, hoffen die Beteiligten auch auf ein sozial verträgliches Produkt. Durch die bald anstehenden CO2-Abgaben werden auch fossile Brennstoffe teurer. Der künstliche Treibstoff, der ab 2023 in Graz hergestellt werden soll, soll hier auch Abhilfe schaffen. Jürgen Roth, Fachverbandsobmann Energiehandel der Wirtschaftskammer, hofft, dass der künstliche Treibstoff langfristig für unter einen Euro pro Liter erhältlich sein wird.

- Jürgen Roth, Fachverbandsobmann Energiehandel Wirtschaftskammer spricht über die Vorteile der neuen Treibstoffe.
- Foto: IBEX.agency | Klaus Pressberger
- hochgeladen von Fabian Prettner
Nicht nur messen, was beim Auspuff rauskommt
Der künstliche Treibstoff soll CO2-neutral sein, das bedeutet aber nicht, dass es keine Abgase mehr geben wird. Der künstliche Kraftstoff wird mit bereits freigesetztem CO2 hergestellt, nur dieses gibt er wieder ab. So entstehen beim gesamten Kreislauf keine zusätzlichen Schadstoffe, anders etwa als bei Strom aus Kohlekraftwerken. Außerdem ist keine Umrüstung bei vorhandenen Autos mit Verbrennungsmotoren notwendig, die Energiewende kann also vergleichsweise schnell in Angriff genommen werden. So könnten auch ältere PKWs noch klimafreundlich verwendet werden. Dafür braucht es aber noch Gesetzesänderungen. "Bis jetzt wird bei Autos nur gemessen, was beim Auspuff rauskommt, egal wie der Treibstoff hergestellt wird", erklärt Roth. "Wir wünschen uns, das hier der ganze Kreislauf mitbedacht wird." So könnten künftig auch Verbrennungsmotoren noch CO2-neutral werden.


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.