Business-Lunch
Über Energiewende mit Photovoltaik und Gemeinschaft

Im Business-Lunch mit dem Grazer PV-Unternehmen Solar Ernte serviert Claudia Günzberg (2. v. l.) die veganen und bunten Poke-Bowls von Shake Shaka. | Foto: Foto Fischer
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  • Im Business-Lunch mit dem Grazer PV-Unternehmen Solar Ernte serviert Claudia Günzberg (2. v. l.) die veganen und bunten Poke-Bowls von Shake Shaka.
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Dominik Huter und Marco König von Solar Ernte geben im Business-Lunch mit MeinBezirk.at einen Überblick über die Solarbranche, die Effizienz und die Notwendigkeit der Energiewende in Graz und der Steiermark.

GRAZ. Das junge Unternehmen Solar Ernte ist interessiert an einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Wertschöpfung und möchte zur Transformation der Energiesystems beitragen. Dazu gehört für Dominik Huter, einem der Geschäftsführer, und Elektriker Marco König nicht nur die prinzipielle Gewinnung von Strom durch Erneuerbare, sondern auch der Einsatz regionaler Technik und die lokale Verteilung von Strom unter fairen Bedingungen. Wie sich das gestalten lässt und wie die Lage derzeit tatsächlich aussieht, erklären die beiden bei einer Poke-Bowl zum Business-Lunch mit MeinBezirk.at. 

  • Ihr werbt damit, dass es mehr Energiegemeinschaften geben soll. Warum und was ist das eigentlich?

Marco König: Das sind Haushaltszusammenschlüsse, die ihren Strom gemeinsam abrechnen. Ein Bauer mit viel Fläche und einer großen Photovoltaik-Anlage kann viel Strom erzeugen, die er mit, sagen wir, zehn Haushalten in der Nähe teilt. Das was auf seinem Hof nicht verwendet wird, wird lokal auf die anderen aufgeteilt. Durch die kurzen Wege gibt es weniger Energieverlust und dem Bauern eröffnet sich so eine zusätzliche Einnahmequelle. Seine Solaranlage ist damit schneller abbezahlt und alle Mitglieder der Energiegemeinschaft sind unabhängiger von den Strompreisen und deren Entwicklung am Markt.

Dominik Huter: Ziel ist eben, den Strom lokal zu erzeugen und lokal zu verwenden. Ähnlich wie beim Ernteanteil-Prinzip geht der Trend bei der Stromerzeugung damit zu Dezentralisierung und Demokratisierung, weil die Leute selbst bestimmen, welche Preise sie zahlen. 

  • Wie viel erneuerbare Energie wird in Graz und der Steiermark durch Photovoltaik erzeugt und viel Potential gibt es da noch?

Huter: Da gibt es schon noch einiges an Potential. Prinzipiell könnte man natürlich auf allen Dachflächen PV-Anlagen installieren, aber technisches und wirtschaftliches Potential müssen hier halt auch miteinander einhergehen, damit es sinnvoll ist und sich rentiert. Es gibt schon viele PV-Anlagen in Graz und der Steiermark, aber es gibt auch noch viele freie Flächen.

König: Das Problem in Graz ist der Konflikt zwischen Wie soll die Stadt aussehen? und Wie wollen wir Energie erzeugen?. Laut Altstadtkommission brauchst du hier rote Ziegeldächer. Es gibt auch rote Module, aber die kosten fast das Fünffache von normalen Modulen, das zahlt sich wirtschaftlich einfach nicht aus.

Dominik Huter und Marco König (v. l.) von Solar Ernte setzen sich auch für die lokale Erzeugung und Verteilung von Strom unter fairen Bedingungen ein. | Foto: Foto Fischer
  • Dominik Huter und Marco König (v. l.) von Solar Ernte setzen sich auch für die lokale Erzeugung und Verteilung von Strom unter fairen Bedingungen ein.
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  • Wie nehmt ihr die Entwicklung der Anschaffung von PV-Anlagen in den letzten Jahren wahr?

König: Unsere Hauptkunden sind im Grazer Umland zu finden und haben ein Einfamilienhaus. Die lassen sich PV-Anlagen installieren, weil die Strompreise so enorm gestiegen sind und weil sie energieunabhängig sein wollen. 

Huter: Es gibt unterschiedliche Motivationen. Der Umweltgedanke ist schon auch für viele unserer Kunden wichtig, aber der finanzielle Grund ist für mehr wichtig. Man hat schon gemerkt, dass es mit der Gaskrise einhergehend einen krassen Anstieg der Nachfragen gegeben hat. 

König: Und neben dem Wunsch nach Unabhängigkeit, gibt es natürlich noch den netten Nebeneffekt der Nebeneinkunft: Nach acht bis zehn Jahren ist die Anlage abgezahlt und produziert Geld für dich. Das heißt, du investierst einmal in deine Stellfläche und produzierst dann deinen eigenen Strom, den du verkaufen kannst. Das heißt, du verdienst zunehmend sogar mehr Geld, denn Strom wird sicher nicht günstiger werden und der Bedarf steigt jeden Tag an. Leute, die ihr Geld früher in Bitcoins oder auf dem Sparbuch angelegt haben, haben heute Photovoltaik-Anlagen und das macht schon Sinn.
 

  • Wie nachhaltig sind PV-Anlagen in Bezug auf die Entsorgung wirklich? 

König: Zurzeit ist es eher so, dass noch gar nicht so viele Anlagen abgeschrieben werden, also viele Altzellen gibt es noch gar nicht. Aber wir sind gerade bei dem österreichischen Forschungsprojektes "PV ReValue" dabei, bei dem es genau um die Nachnutzung und Recyclingfähigkeit von Modulen geht. Also wofür kann ich die alten Module noch verwenden oder wie kann ich sie gut auseinander legen, um sinnvoll zu recyclen. 

Huter: Wenn jemand alte Module hat, kann er sie uns also gerne zukommen lassen. Das Forschungsprojekt geht von der Montanuni Leoben aus und ist in Kooperation mit der TU Graz, der Uni in Wien und vielen weiteren Industriepartnern. Denn in etwa zehn Jahren wird ein ganzer Schwung alter Zellen kommen, da müssen wir vorbereitet sein.

Dominik Huter und Marco König von Solar Ernte wollen im Zeichen der Energiewende mit ihrer Arbeit zeigen, dass Wirtschaften mit Verantwortung für eine bessere Zukunft möglich ist. | Foto: Foto Fischer
  • Dominik Huter und Marco König von Solar Ernte wollen im Zeichen der Energiewende mit ihrer Arbeit zeigen, dass Wirtschaften mit Verantwortung für eine bessere Zukunft möglich ist.
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  • Was macht so ein durchwachsener Sommer wie der heurige mit der Gewinnung von Solarenergie?

Huter: Das ist egal. Man braucht wirklich recht wenig Angst haben! Durch den Regen werden die Module ja sogar abgewaschen und sie laufen besser, wenn es kalt ist.

König: Nur weil man die Sonne nicht sieht, heißt das ja nicht, dass keine Photonen da sind. Wenn wir einmal hier in unser Monitoring schauen (öffnet eine App am Handy) und den 4. August hernehmen, an dem es so stark geregnet hat, dann sieht man, dass der eine Kunde am Mittag einen vollen Energiespeicher hatte und an dem Tag doppelt so viel produziert hat, als er verbraucht hat.

  • Wo stehen wir mittlerweile, wenn es um die Speicherung von Solar-Strom im Haus geht?

König: Politisches Versagen hat dazu geführt, dass Europa ungefähr zehn Jahre hinter China liegt in der Batterie-Technologie. Für den Hausgebrauch ist nun die Lithium-Eisenphosphat-Akku zugelassen worden. Hier hat man mehr Speicher bei weniger Gewicht, der Preis ist massiv gesunken und er hat längere Ladezyklen. Aktuell wartet man auf die nächste Technologie: die Natrium-Akkus. Die sind noch besser, weil Natrium – also Salz,  im Vergleich zu Lithium natürlich nachhaltiger ist. Da gibt es sogar hier in Graz ein Start-Up, das die baut.

  • Ab wann rentiert sich ein privater Batterie-Speicher?

König:  Ab fünf Kilowattstunden zahlt es sich aus, ein Batterie zu kaufen. Die kann sich über den Tag hinweg, wenn eh niemand Zuhause und Energie verbraucht, aufladen und die gespeicherte Energie kann dann am Abend verbraucht werden.

Huter: Die Amortisationszeit liegt ungefähr bei zehn Jahren und die Garantie vom Akku liegt normalerweise auch bei zehn Jahren. Aber der ist ja nach zehn Jahren nicht kaputt. Messungen von Fronius haben ergeben, dass Akkus, die nach zehn Jahren noch 60 Prozent Leistung hätten haben sollen, sogar noch bei 87 Prozent lagen. 

Dominik Huter ist der Steirische Geschäftsführer und Mitgründer von Solar Ernte. | Foto: Foto Fischer
  • Dominik Huter ist der Steirische Geschäftsführer und Mitgründer von Solar Ernte.
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Zur Person: Dominik Huter

Der gebürtige Tiroler hat Umweltsystemwissenschaften mit Naturwissenschaften und Technologien an der TU Graz studiert. Nachdem Dominik Huter schon lange mit dem Gedanken der Selbstständigkeit sympathisiert hat und gemeinsam mit Freunden an seiner damaligen Haus-WG in Graz eine Photovoltaik-Anlage installierte, war die Firma im November 2020 gegründet. Der heute 35-Jährige und seine Geschäftspartner sind schon lange in der Klimabewegung aktiv und wollen mit ihrer Firma Solar Ernte auch die Energiewende vorantreiben.

Marco König ist Elektriker und "Troubleshooter" bei Solar Ernte. | Foto: Foto Fischer
  • Marco König ist Elektriker und "Troubleshooter" bei Solar Ernte.
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Zur Person: Marco König

Marco König ist seit einem Jahr als studierter Elektriker und ebenfalls Umweltsystemwissenschaftler in der Firma Solar Ernte tätig. Huter und er kennen sich vom Studium. Heute ist der gebürtige Fürstenfelder zuständig für Entwicklung, Kundenaquise, technischen Support und alles was mit Wechselstrom zu tun hat. Für Huter ist König der "Troubleshooter", der einschreitet, wenn Spezialfälle auftauchen oder irgendwas nicht nach Plan läuft.

Hier geht's zur Firmen-Website.

Shake Shaka - Tiki Bar

Beschreibung: Am hawaiianischen Streetfood-Stand Shake Shaka auf der "Rückseite" des Lendplatzes kommen südamerikanisches Essen und Regionalität zusammen. Hier gibt es das hawaiianisches Nationalgericht Poke Bowls, in denen viele bunte Zutaten kalt bis lauwarm in einer Schüssel serviert werden. Mittlerweile werden die Bowls hier ausschließlich vegan und nachhaltig mit regionalem Gemüse vom Lendplatz sowie selbstgemachtem Fleischersatz angeboten. Ab September geht das Shake Shaka heuer in die Winterpause. Mit einem Pop-up-Store, der in das Lokal einzieht, wird das Sommeressen gegen die aus dem La Melska bekannten Empanadas getauscht. 

Das sagt MeinBezirk.at: Mit einem Baukastensystem kann man sich im Shake Shaka eine individuelle Poke Bowl zusammenstellen. Wer weniger entscheidungsfreudig ist, kann alternativ aber auch auf das Angebot der fertigen Rezepte zurückgreifen. Auf der Sommerterrasse lassen sich die leckeren und bunten Bowls bei einem kühlen Getränk wunderbar genießen. Sollte wieder einmal ein Regenschauer über den Lendplatz ziehen, kann man sich mit Speis und Trank auch im überdachten Marktbereich am Lendplatz zurückziehen. 

Drei Personen essen im Shake Shaka für rund 50 Euro. Ein gerechtfertigter Preis, wenn man beachtet, dass die meisten hier verwendeten Lebensmittel aus regionaler und nachhaltiger Landwirtschaft stammen. | Foto: MeinBezirk.at
  • Drei Personen essen im Shake Shaka für rund 50 Euro. Ein gerechtfertigter Preis, wenn man beachtet, dass die meisten hier verwendeten Lebensmittel aus regionaler und nachhaltiger Landwirtschaft stammen.
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Mehr über das Konzept von Shake Shaka und den anderen beiden Lokalen, die die drei Günzberg-Schwestern in Graz betreiben, hörst du im MeinBezirk.at-Podcast Steirer-Stimmen.

Business Lunch

Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.


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