Ihn muss man einfach erlebt haben

Auf den Berggipfeln, hier am Gindlhörndl in Pürgg, ist Alois Schlemmer Gott ganz besonders nah. | Foto: KK
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  • Auf den Berggipfeln, hier am Gindlhörndl in Pürgg, ist Alois Schlemmer Gott ganz besonders nah.
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„Mich kann man nicht beschreiben, mich muss man erleben.“ Die WOCHE bat Alois Schlemmer zum Interview.

Im persönlichen WOCHE-Interview verrät Alois Schlemmer, warum er in Fürstenfeld gerne unter die Leute, nicht aber in die Kletterhalle geht.
WOCHE: Haben Sie sich schon eingelebt in Fürstenfeld?
Alois Schlemmer: Ja. Es ist mir auch gar nicht schwer gefallen. Ich bin mittlerweile das neunte Mal gesiedelt. Im Advent habe ich gespürt, dass ich hier daheim bin.

WOCHE: Schließen Sie nahtlos an die Seelsorge von Vorgänger Walter Hübler an?
Schlemmer: Ich bin eine andere Persönlichkeit, hab andere Lebenserfahrungen, somit gehe ich einerseits einen anderen Weg. Andererseits fange ich in Fürstenfeld nicht bei null an. Ich kann auf einer vielfältigen Geschichte und reichhaltigen Seelsorge aufbauen. Die Herausforderung in den nächsten 15 Jahren besteht darin, einen gemeinsamen Weg zu finden.

WOCHE: Was bedeutet Fasten für Sie und wie haben Sie die Fastenzeit erlebt? Fällt der Verzicht als „Schlemmer“ ganz besonders schwer?
Schlemmer: Es gibt verschiedene Arten des Fastens. Der wesentliche Grund ist ein Fasten für Gott. Das muss nicht heißen, dass ich etwa weniger schlemme. Es bedeutet vielmehr, dass ich mehr für jemanden oder etwas tue. Es geht nicht nur um Verzicht. Mein Fastenvorsatz war, Beziehungen wieder eine neue Richtung zu geben. Das hat viel mit Beten und Gesprächen zu tun gehabt.

WOCHE: Apropos Beziehung. Viele Menschen haben den Bezug zur Kirche verloren. Im Vorjahr sind allein im Dekanat Waltersdorf 194 Menschen ausgetreten. Wie kann man diesem Negativtrend entgegenwirken?
Schlemmer: Die Freundschaft zu Jesus Christus ist schwierig geworden. Europa befindet sich in einer Glaubensnot. Die Frage ist, wie viel man bereit ist, in die Freundschaft zu Jesus Christus zu investieren. Wenn diese Freundschaft nicht stimmig ist, wenn ich alles ohne Freunde, alles alleine machen will, dann ergibt sich der nächste Schritt daraus: Wenn ich den biblischen Gott der Freiheit nicht brauche, dann brauche ich die Gemeinschaft der Christen nicht – und umgekehrt. Meine wesentliche Aufgabe besteht darin, vor Ort das Gespräch mit den Menschen zu suchen. In jeder Begegnung mit einem Menschen will Gott mir etwas sagen – geschieht Heilsbegegnung. Wo ich mich vom biblischen Gott und seiner Gemeinschaft entfernt habe, ist schließlich der Kirchenbeitrag das auslösende Moment für den Kirchenaustritt.

WOCHE: Christof Kalcher, Pfarrer von Straden, hat sich dazu entschieden, sein Amt niederzulegen, weil er sich nach einer Familie sehnt. Respektieren Sie diesen Schritt?
Schlemmer: Natürlich. Ich wünsche ihm, dass er das Glück findet, das er sucht. Es ist für mich selbstverständlich zu sagen: Geh’ deinen Weg und werde glücklich!

WOCHE: Wie stehen Sie zum Zölibat?
Schlemmer: Es wird sinnvoll und gut sein, wenn man frei wählen darf. Es ist aber eine falsche Sichtweise, wenn man die Zölibatsfrage auf die Priester beschränkt. Man denke dabei an die vielen ehelosen Menschen. Es leben so viele Menschen zölibatär. Ohne sie würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren.

WOCHE: Pfarrer Walter Hübler war kein geselliger Pfarrer. Gehen Sie lieber unter die Leut’?
Schlemmer: Ich gehe dort hin, wo die Leute sind. Ich besuche Veranstaltungen und gehe auch ins Gasthaus oder auf den Sportplatz.

WOCHE: Als Pfarrer kennen Sie die Leiden und Sorgen der Menschen. Wie sehr werden sie die Einsparungen im Sozialbereich treffen?
Schlemmer: Der Sozialstaat ist immer finanzierbar, nicht aber der Wohlfahrtsstaat. Die soziale Treffsicherheit der Maßnahmen liegt im Verantwortungsbereich der Politiker. Aber auch jeder Einzelne von uns ist gefordert, zu helfen und zu geben. Als Single bin ich privilegiert, ich habe keine Familie. Es ist gerecht, durch Steuergesetze von mir zu nehmen. Reichtum ist nichts Schlechtes, aber man muss ihn sozial verantworten

WOCHE: Sie klettern gerne. Sind Sie in der Kletterhalle anzutreffen?
Schlemmer: Nein, da war ich noch nie. Ich klettere lieber mit meinen Freunden auf die Berge im Ennstal.

WOCHE: Was ist Ihr größter Wunsch?
Schlimmer: Mir nicht irgendwann vorwerfen zu müssen, dass ich was versäumt, zu wenig riskiert und zu wenig gelebt habe.

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