Klimawandel und Extremwetter
Steirische Wetterzeugen gesucht!
Ab sofort kann man seine persönlichen Wetterbeobachtungen samt Fotos auch anderen zugänglich machen. Auf der neuen Plattform des Landes Steiermark wird jeder Steirer zum Wetterzeugen. Die WOCHE hat nachgefragt, wie das funktioniert.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. Rittscheintal – 18. Juli 1978: An einem schwül-warmen Nachmittag über dem Rittscheintal ziehen von Hofstätten über den Sommerberg schwere Wolken auf, die sich in einem schweren Hagelunwetter entladen. Bis zu 30 Zentimeter hoch lagen die Schloßen, für die Räumung der Straßen mussten Schneepflüge eingesetzt werden. Der Hagel zerstörte sämtliche landwirtschaftliche Kulturen zu 100 Prozent. Viele Bäume wurden entlaubt, die dann im August teilweise wieder neu auszutreiben begannen. Gemüse wurde von umliegenden Gemeinden gesammelt, damit die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten versorgt werden konnte.
Steirer beobachten das Wetter
Ziemlich genau 42 Jahre später am 29. Juni 2020 wurden die Gemeinden rund um das „Epizentrum“ Ottendorf an der Rittschein wieder hart getroffen. Hagel und Sturm sorgten für massive Unwetterschäden. Am 4. August 2020 setzten Starkregen und Sturm Teile der Oststeiermark unter Wasser und brachten schwere Forstschäden mit sich. Besonders betroffen war die Stadtgemeinde Fürstenfeld. - Das sind nur drei der erschreckenden Erinnerungen extreme Wetterereignisse, die nun auf der neuen Internet-Plattform „Wetterzeugen“ des Landes Steiermark veröffentlicht werden – neben vielen weiteren Beobachtungen von Steirerinnen und Steirern.
Die eigene Bevölkerung als "Wetterexperten"
Die Meldungen von Wetterextremen häufen sich. Außergewöhnliche Temperaturen und heftige Unwetter fallen auf und werden oft mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Aber stimmt das? Wie hat sich das Wetter in der Steiermark in den letzten Jahrzehnten verändert? Experten verfügen zwar über fundierte Aufzeichnungen von Wetterwerten – wenn es aber um die Beobachtung der Auswirkungen des Wetters geht, sind sie auf wertvolle Erinnerungen, persönliche Erlebnisse und spezifisches Wissen über die Regionen angewiesen. All das hat niemand in dem Ausmaß wie die Bevölkerung selbst. Und dieses Wissen will nun Umweltlandesrätin Ursula Lackner gemeinsam mit dem Klimabündnis Steiermark und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sammeln.
Österreichweit erstes Portal zur Dokumentation von Wetterereignissen vorgestellt
„Für eine fundierte und ganzheitliche Betrachtung der Klimaveränderungen sind die Berichte und Fotos der Steirerinnen und Steirer besonders wichtig“, erklärt Lackner und ergänzt: „Mit unserem neuen "Wetterzeugenportal" haben wir eine einzigartige Möglichkeit geschaffen, niederschwellig und einfach die eigenen Erfahrungen in die große Datenbank einzubringen und so für spätere Generationen und die wissenschaftliche Betrachtung zu erhalten“.
Warum das wichtig ist? Der Klimawandel hat Auswirkungen auf das Wetter in der Steiermark. Um diese Folgen so gut es geht vorherzusagen, braucht es neben den Aufzeichnungen der Expertinnen und Experten die Erinnerungen der Steirer. „Die Erfahrungen der Wetterzeugen sind ein wichtiger Baustein, um bestmöglich mit dem Klimawandel und seinen Folgen umzugehen“, appelliert Lackner für eine rege Teilnahme.
Wetter-Erinnerungen und Fotos einreichen
Unter www.wetterzeugen.at haben seit kurzem alle Steirer die Möglichkeit, Erinnerungen und Fotos direkt vom Smartphone oder Heim-PC auf der neuen Plattform zu teilen. Die fachmännische Betreuung wird in Zusammenarbeit der ZAMG und dem Klimabündnis Steiermark sichergestellt. Unter allen Einreichungen bis Ende November werden als Dankeschön tolle Preise verlost. Weitere Informationen sind ebenfalls auf der Webseite zu finden.
Weitere Informationen (und Fotos) zu den Extremwetterereignissen finden Sie unter: www.wetterzeugen.at
Das könnte Sie auch interessieren: Ein Stammgast auf vier Beinen, oder: wie ein Buschenschank auf den Bock kam
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.