Innsbrucker Polit-Ticker
Vorbehaltsflächen sollen leistbares Wohnen ermöglichen

INNSBRUCK. Schon seit Jahren ist die Situation am Innsbrucker Wohnungsmarkt extrem angespannt. Was in der Landeshauptstadt für Wohnen bezahlt wird, liegt österreichweit an der Spitze, weshalb immer mehr Hauptwohnsitznehmerinnen und -nehmer Innsbruck verlassen. Um der Abwanderung entgegenzuwirken, startet Bürgermeister Georg Willi einen weiteren Anlauf für leistbares Wohnen und beauftragt die Untersuchung neuer Vorbehaltsflächen.

Preisdeckel für Grund und Boden

546 Euro Miete mussten letztes Jahr im Durchschnitt für eine 60 Quadratmeter-Wohnung in Innsbruck bezahlt werden, zuzüglich der Betriebskosten. Seit 2020 haben über 1.200 Menschen ihren Hauptwohnsitz in Innsbruck aufgegeben, was für für die Stadt einen Verlust von zwei Millionen Euro bedeutet. Bürgermeister Willi sieht die immer weiter steigenden Mietpreise als Grund zur Sorge: "Es ist kein Einzelfall, dass jemand mehr als die Hälfte seines Monatseinkommens für Miete verwenden muss. Es stellt sich die Frage: Wer kann das noch bezahlen? Um hier eine nachhaltige Entspannung erreichen zu können, muss die Stadt jene Hebel, die sie zur Verfügung hat, auch nutzen können." Ein solcher Hebel sind sogenannte Vorbehaltsflächen, ein Preisdeckel für Grund und Boden. Die Höhe dieses Preisdeckels hängt davon ab, wie das Land Tirol ihn für die verschiedenen Gemeinden festlegt. In Innsbruck darf ein Quadratmeter auf den entsprechend gewidmeten Grundstücken etwa nicht mehr als 330 Euro kosten.

"Ball ist wieder am Spielfeld"

Bereits 2018 hatten die Grünen die Vorbehaltsflächen zum Thema gemacht, damals war die rechtskonservative Mehrheit im Gemeinderat jedoch dagegen, weshalb "der Ball vom Spielfeld war". Nun haben jedoch zwei ÖVP-MandatarInnen öffentlich ihre Zustimmung deklariert, wodurch sich laut Willi eine ganz neue Situation ergibt, die er nutzen möchte: "Nun ist der Ball nicht nur wieder am Spielfeld sondern sogar am Elfmeterpunkt. Was es jetzt braucht, ist eine Mehrheit im Gemeinderat, die Parteiinteressen hintanstellt und der Mobilisierung von Bauland nicht mehr im Weg steht. Ich sehe eine realistische Chance, dass die ganze ÖVP mitzieht, denn diese hat sich 2018 nicht generell gegen dieses Instrument ausgesprochen." Der Bürgermeister hat nun an die Stadtplanung den Auftrag vergeben, eine Liste der möglichen Vorbehaltsflächen zu erstellen beziehungsweise jene von 2018, die 28 Flächen vorsah, zu aktualisieren. Auch das Land bekennt sich zu den Vorbehaltsflächen als Mittel, den Druck vom Wohnungsmarkt zu nehmen, indem es die Umsetzung finanziell fördert. "Ich erwarte mir, dass alle Parteien dieses Thema ernsthaft bearbeiten – vor allem diejenigen, die immer laut vom leitbaren Wohnen Reden und dann im Endeffekt die Hand unten halten, wenn es um städtischen Wohnbau geht", so Willi abschließend. 

Entlastung durch Campus

Auch in das Vorhaben des Studentencampus in Hötting kommt Bewegung. 125 Zimmer sollen den Studierenden am „Campus Frau Hitt“ in Zukunft zur Verfügung stehen. Einerseits ist die Sanierung eines Bestandsgebäudes aus den 1960er Jahren geplant, andererseits der Neubau eines Studierendenheimes. Die Sanierung sollte im Sommer 2024 abgeschlossen sein, der Neubau im Sommer 2025. „Seit Jahren treten wir als JVP für eine Entlastung des Innsbrucker Wohnungsmarktes durch einen Studierendencampus ein, da sich die Lage am Wohnungsmarkt laufend zuspitzt. Endlich hat auch Bürgermeister Georg Willi dies erkannt und setzt erste dringend benötigte Projekte um“, freut sich JVP Tirol Landesobfrau Sophia Kirchner. „Die Umsetzung der 125 Zimmer sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings braucht es die rasche Realisierung von weiteren großen Projekten, da 125 Zimmer nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind“, so Kircher und JVP-Bezirksobmann Dominik Berloffa.

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