Corona - Bergbahnen/Bez. Kitzbühel
Bergbahnen zwischen Bangen und Hoffen

Auf der Steinplatte wird eine neue 8er-Kapellenbahn (Fa. Doppelmayr) gebaut. | Foto: Doppelmayr
4Bilder
  • Auf der Steinplatte wird eine neue 8er-Kapellenbahn (Fa. Doppelmayr) gebaut.
  • Foto: Doppelmayr
  • hochgeladen von Klaus Kogler

Einbußen für Bergbahner durch Lockdown; gemischte Ausblicke; Investitionen laufen großteils weiter.
BEZIRK KITZBÜHEL (niko). Im Angesicht der Coronakrise fragten wir bei den heimischen Bergbahnunternehmen nach, wie (negativ) sich der abrupte Saisonstopp Mitte März ausgewirkt hat, wie man die Sommer- und die kommende Wintersaison beurteilt und wie sich die Situation bei den Investitionen darstellt. Fazit: "Mixed Emotions".

Buchensteinwand

Bei den Bergbahn Pillersee (Buchensteinwand) rechnet man von einem Umsatzminus von ca. 220.000 Euro durch den Saisonabbruch. Für den Sommer geht man von einer Öffnung am 29. Mai aus (Wochenende, ab Juli täglich, Vorverkauf ab 15. Mai). "Unsere Erwartung für Sommer sind gedämpft, wobei ich glaube, dass unser Wandergebiet mit dem Jakobskreuz gut besucht sein wird", so GF Siegfreid M. Brudermann. Auf den Winter blickt der Geschäftsführer "vorsichtig, wachsam und optimistisch". Investiert werden derzeit 15.000 € in die neue Antonius Kapelle am Jakobskreuz; Bahninvestitionen wurden verschoben.

Skicircus/Fieberbrunn

In Fieberbrunn verkürzte sich die Saison um rund einen Monat. Die fehlende Umsatzsumme kann seitens der Bergbahnen nicht genannt werden. "Die Buchungslage war aber vielversprechend. Erfahrungsgemäß machen wir (bei vergleichbarem Ostertermin) ab Mitte März bis Saisonende rund 15 % unseres Winterumsatzes", so Marketingleiter Sebastian Schwaiger.
Für den Sommer rechnet Schwaiger mit einer "reduzierten Saison, anfangs nur mit österreichischen Gästen und nach etwaigen Lockerungen der Reisebeschränkungen dann auch wieder mit internationalen Gästen."
Prognosen für den Winter seien angesichts der Covid-19-Entwicklung schwierig. "Aufgrund der derzeit sehr positiven Entwicklung in Europa blicken wir jedoch zuversichtlich in Richtung Wintersaison", so Schwaiger.
Bei den Investitionen mussten einige Projekte wegen ausgesetzter Genehmigungsverfahren und den damit einhergehenden Fristverlängerungen verschoben werden. Grundsätzlich wird in Fieberbrunn aber an den Investitionsplänen festgehalten.

Steinplatte Waidring

Bei den Bergbahnen Steinplatte rechnet man mit Umsatzeinbußen von ca. 10 % auf Grund des verfrühten Saisonendes. "Bis 15. März war die Saison außergewöhnlich gut. Wenn alles normal gelaufen wäre, hätten wir das beste Ergebnis seit Firmenbestehen gehabt", so GF Andi Brandtner.
Für den Sommer sind die Erwartungen gedämpft, die Situation sei schwer abschätzbar. Auch die Auflagen für den Betrieb standen noch nicht fest (Anfang Mai, Anm.). Auch die Vorschau auf den Winter bleibt vage. "Es besteht laut Experten das Risiko einer zweiten Infektionswelle und bei einem abermaligen Lockdown ist ein geordneter Skibetrieb schwer möglich", so Brandtner, "wir hoffen aber, dass sich die aktuelle Situation wieder einigermaßen normalisiert und wir unseren Gästen wieder einen schönen Ski- oder Wandertag auf der Steinplatte bieten können." Daher werde auch wieder in die Qualität investiert, um die Wirtschaft zu unterstützen und den Mitarbeitern gesicherte Arbeitsplätze zu bieten. Aktuell wird die 6SB Kapellenbahn abgetragen und durch eine neue 8er-Sesselbahn (Doppelmayr, D-Line, modernste Ausstattung) ersetzt. Die Investitionssumme dafür und für die Erweiterung der Schneeanlage beträgt im Sommer 11 Millionen Euro. "Die Einschränkungen durch Covid-19 haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, jedoch haben wir uns entschieden, unsere 'alte' Kapellenbahn auszutauschen", so Brandtner zur (Groß-)Investition.

SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental

"Wir hatten (bis Mitte März, Anm. d. Red.) eine Super-Saison und sind mit einem blauen Auge davongekommen", so Anita Baumgartner vom Marketing der SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental. Man geht im Großraum mit einem Saisonstart Ende Mai aus. "Alle Revisionen sind schon erledigt, wir können mit all unseren Sommerbahnen starten. Für den Winter sind wir positiv eingestellt. Alle Investitionen werden plangemäß umgesetzt, wenn auch mit kleineren Verzögerungen, die aber aufgeholt werden können", erklärt Baumgartner. Unter anderem entsteht in Brixen ein neuer Speicherteich (Brantlalm), am Goinger Astberg ist das "Kaiserkino" in Bau (Ruheoase, Plattform, Liegen mit "Kaiserblick"). In Going soll plangemäß am 6. Juni die Astbergbahn in Sommerbetrieb gehen.

Hohe Salve

Bei den Bergbahnen Hohe Salve (im Verbund der SkiWelt, Anm.) musste man mit dem Saisonabbruch einen Umsatzverlust von ca. 1,2 Mio. € hinnehmen. Für den Sommer rechnet man mit höchstens einem Drittel des Vorjahresumsatzes. Man hofft auf einen Saisonstart Ende Mai. "Die derzeit allgemein vorgeschriebenen Corona-Maßnahmen (Abstände, wenige Personen in Gondeln etc.) sind speziell beim Sommerbetrieb der Bergbahnen kein Problem und leicht umsetzbar", so Anton Pletzer.
Für den Winter ist man optimistisch, obwohl man mit Einschränkungen rechnet. Das im Vorjahr beschlossene Investitionsprogramm (Gondelneubau Salvistabahn, Speicherteich, Technikzentrum, Erweiterung Schneeanlage und Pisten) wird zur Gänze umgesetzt (Baustart 14. April, wir berichteten).

SkiStar St. Johann

Rund 34.000 Erstzutritte habe man durch das frühzeitige Saisonende verloren, so SkiStar-GF Peter Grander. Nach der Schließung waren Revisionen und die Klärung der Mitarbeitersituation prioritär. Auch in St. Johann peilt man einen Saisonstart mit Ende Mai an. "Wesentlich wird sein, dass die Grenzen aufgehen, denn wenn die Kernzielgruppe (Deutschland) ausfiele, hätten wir ein großes Problem, das wäre allein mit dem Inlandsmarkt nicht zu kompenisieren", so Grander.
Der Sommerbetrieb sei kein Problem (Schutzmaßnahmen, Aufenthalt im Freien unbedenklich etc.), die Situation bleibe jedoch herausfordernd, auch falls eine zweite (Corona-)Welle kommen sollte. Die Investitionen wurden auf die behördlich nötigen (u. a. Sanierung Speicherteich) reduziert.

Bergbahn AG Kitzbühel

Im Vergleich zu den Vorjahren fehlen "ordentliche Millionenbeträge, bis Mitte Mai verzeichnen wir Umsatzeinbußen von rund 8 Mio. €; wäre der Lockdown zwei, drei Monate gekommen, hätte es in diesem worst-case-Szenario rund 13 Mio. € Einnahmenausfall bis Ende des Wirtschaftsjahres gegeben", so Anton Bodner, Vorstandsvorsitzender der Bergbahn AG Kitzbühel.

Mit den Sommerbahnen stehe man bereit und in den Startlöchern. Die Sicherheitsbestimmungen können gut eingehalten werden, man sei entsprechend vorbereitet (Abstände, Desinfektionständer, Mundschutz etc.).
"Gewinne werden wir in der nächsten Zeit keine einfahren. Als regionaler Leitbetrieb wollen wir aber die Tourismusbetriebe unterstützen und auch den Saisonkartenbesitzern ein positives, optimistisches Signal geben", so Bodner.
Nach den Großinvestitionen (zuletzt Fleckalmbahn, Anm.) nimmt man nun das Investitionsprogramm zurück. Mehrere Projekte und Ersatzinvestitionen dienen vor allem der Qualitätssicherung (Pisten, Beschneiung), die unmittelbar einen Kundennutzen bringen. Einige Projekte wurden zurückgestellt. Von den ursprünglich 12,6 Mio. € geplanten Investitionen werden nun 9,6 Mio. € realisiert.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.