Kontrolle in Spielfeld
Lebendtiertransporte bei brütender Hitze über Grenzen hinweg

Mehrmals wöchentlich werden am Autobahngrenzübergang Spielfeld und an den kleineren steirischen Grenzübergängen Lebendtiertransporte kontrolliert. Auf Initiative von EU-Abgeordnetem Thomas Waitz (Grüne) startete am Mittwoch, dem 15. Juni um 8 Uhr eine weitere Schwerpunkt-Aktion in Kooperation mit den österreichischen und slowenischen Behörden.

SPIELFELD. 8 Uhr, Grenzübergang Spielfeld: Noch ist von großen Staus nichts zu bemerken, die aufgrund des bevorstehenden verlängerten Wochenendes auch diesen Mittwoch Nachmittag nicht ausbleiben werden. Doch im Fokus von Thomas Waitz, er sitzt für die Grünen im EU-Parlament, stehen in Kooperation mit den österreichischen und slowenischen Behörden diesmal Kontrollen von Lebendtiertransporten.

Lokalaugenschein von MeinBezirk.at am Mittwoch, dem 15. Juni: Im Kampf gegen grausames Tierleid finden in Spielfeld regelmäßig Kontrollen von Lebendtiertransporten statt. | Foto: Waltraud Fischer
  • Lokalaugenschein von MeinBezirk.at am Mittwoch, dem 15. Juni: Im Kampf gegen grausames Tierleid finden in Spielfeld regelmäßig Kontrollen von Lebendtiertransporten statt.
  • Foto: Waltraud Fischer
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Thomas Waitz ist immer wieder bei Grenzkontrollen bei Tiertransporten dabei und war zuletzt eineinhalb Jahre im Untersuchungsausschuss im Europäischen Parlament für Tiertransporte tätig: "Da haben wir überall in Europa Kontrollen durchgeführt und auch Verladungen mitangesehen."

Beim Transporter, der in Spielfeld kontrolliert wurde, waren Wasser und Ventilation ausgeschalten.  | Foto: Schweighofer
  • Beim Transporter, der in Spielfeld kontrolliert wurde, waren Wasser und Ventilation ausgeschalten.
  • Foto: Schweighofer
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Aus seiner Sicht ist die derzeitige Verordnung in vielen Punkten vage, was für einen weiteren Handlungsbedarf spricht: "Die Verordnung wird in vielen Ländern nicht umgesetzt. Das ist auch ein Problem für die Spediteure, die sich an die Regeln halten, weil sie von anderen Spediteuren, die die Auflagen nicht erfüllen, aus dem Markt gedrängt werden. Es wird in den EU-Mitgliedsstaaten unterschiedlich stark kontrolliert und in manchen fast überhaupt nicht und da brauchen wir europaweit einheitliche Standards."

Inspektor Wolgang Teutschl mit Tierarzt Alexander Rabitsch und Thomas Waitz an der Grenze in Spielfeld
  • Inspektor Wolgang Teutschl mit Tierarzt Alexander Rabitsch und Thomas Waitz an der Grenze in Spielfeld
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

"Wir sollten versuchen, möglichst wenig Tierleid zu verursachen. Gerade bei den Transporten wird es heikel, denn hier wird auch unser industrielles Tiermastsystem sichtbar. Bei internationalen Transporten, die von Österreich hereinkommen, muss man darauf schauen, wo die Tiere herkommen, ob sie gesund sind und in welchem Zustand sie sich befinden. Und da braucht man strikte Kontrollen", gibt Thomas Waitz zu bedenken.

"Oft sind die Transporte überladen und es gibt Probleme mit den Tränkesystemen. Zudem spielt die Hitze eine wichtige Rolle wenn die Tiere transportiert werden. Wenn es über 30 Grad Celsius hat, ist es nicht mehr erlaubt. Wir sehen oft Verletzungen von Tieren an Bord und falsche Ausstattungen an Lkws, wo sich die Tiere dann auch verletzen können und leider auch verletzen."
Thomas Waitz

Oft wird Spielfeld umschifft

Dass die Kontrollen an der Grenze in Spielfeld sehr genau genommen werden, hat sich mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinweg durchgesprochen. "Gewisse Transporte fahren nicht mehr durch die Steiermark, sondern wählen etwa einen Weg über Ungarn", erzählt Thomas Waitz aus langjähriger Erfahrung, während er gemeinsam mit Tierarzt Alexander Rabitsch das Geschehen an der Grenze verfolgt.

Tierarzt Alexander Rabitsch aus Kärnten gilt als profunder Kenner der Situation leidiger Tiertransporte: "Heute nehme ich mir den ganzen Tag Zeit. Für meine Praxis habe ich mir heute eine Vertretung organisiert." | Foto: Waltraud Fischer
  • Tierarzt Alexander Rabitsch aus Kärnten gilt als profunder Kenner der Situation leidiger Tiertransporte: "Heute nehme ich mir den ganzen Tag Zeit. Für meine Praxis habe ich mir heute eine Vertretung organisiert."
  • Foto: Waltraud Fischer
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Alexander Rabitsch gilt als besonderer Kenner der Situation rund um leidige Tiertransporte im In- und Ausland.  "Von 1998 bis 2012 habe ich einmal pro Woche fünf Stunden gemeinsam mit der Polizei Tiertransporte kontrolliert." Rabitsch war selbst viele Jahre Amtstierarzt und betreibt in Südkärnten eine eigene Tierarztpraxis. Zudem führt er Schulungen für Amtstierärzte und die Polizei durch, was das Thema angeht: "Im Juli bin ich für eine Schulung in Luxenburg."

"Heute habe ich für Kontrollen in Spielfeld den ganzen Tag eingeplant und mir eine Vertretung für meine Tierarztpraxis organisiert."
Tierarzt Alexander Rabitsch

Auf Tiertransporte spezialisiert

Auf Tiertransporte an der Grenze in Spielfeld spezialisiert ist Inspektor Wolfgang Teutschl, stellvertretender Schwerverkehr-Fachbereichsleiter in der Landesverkehrsabteilung Steiermark. Schon oft wurden von ihm grausame Tiertransporte gestoppt, die an diesem Mittwoch zum Glück ausbleiben. Ein Tiertransporter der die Grenze überquert, wurde von der slowenischen Polizei kontrolliert. Von Slowenien kommend begutachtet Teutschl den Transport eines Pferdes. Hier ist alles ok.

Anzeige in der Mittagszeit

Doch prompt in der Mittagszeit wird ein Tiertransporter mit Schweinen aus Dänemark angehalten und es gibt eine Anzeige. Wasser und Ventilation waren ausgeschalten. Die Tiere sind durstig und überhitzt  - 35 Grad Celsius hatte das oberste Abteil. Festgestellt werden auch Biss- und Kratzspuren. Die Fahrt darf fortgesetzt werden, Ziel ist Ungarn.

"Wir planen in der Steiermark etwa jeden dritten Tag Kontrollen von Lebendtiertransporten in Zusammenhang mit Schwerpunktkontrollen im Bereich des Schwerverkehrs", so Teutschl. Einmal sind es mehr, einmal sind es weniger. Kontrolliert wird dabei das Wohlbefinden der Tiere sowie der Zustand des Fahrzeuges. "Sollten wir Verletzungen bei Tieren feststellen, ziehen wir einen Amtstierarzt hinzu", betont Teutschl, der 1997/98 mit Tiertransportkontrollen begonnen hat.

Die Jungrinder aus Deutschland werden nach Ägypten gebracht. | Foto: Schweighofer
  • Die Jungrinder aus Deutschland werden nach Ägypten gebracht.
  • Foto: Schweighofer
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Weiter bis nach Ägypten

Angehalten wird am Nachmittag außerdem noch einen Transport von Jungrindern. Am Lkw selbst ist alles in Ordnung. Die Tiere stammen aus Deutschland, werden am Hafen von Koper auf ein Schiff geladen und nach Ägypten gebracht. Ihnen steht also noch eine lange und quälende Fahrt bevor.

"Der Fahrer hat nach dem Verladen der Tiere seine neun Stunden Ruhepause gemacht. Das ist schlecht für die Tiere und ein rechtlicher Problembereich. Der Fahrer ist verpflichtet, eine Pause zu machen und die Tiere gleichzeitig am schnellsten weg zu transportieren", unterstreicht Thomas Waitz, der schon lange eine Vereinheitlichung z.B. durch kürzere Maximaltransportzeiten für Lebendtiertransporte fordert.

Mängel auf der Tagesordnung

"Bei fünf bis sechs kontrollierten Fahrzeugen werden etwa zwei bis fünf Übertretungen in unterschiedlichem Maße festgestellt", weiß Teutschl. Der Bogen der Übertretungen im nationalen Bereich spannt sich von überladenen Tiertransportern über eine zu geringe Standhöhe bis hin zu Mängeln bei der Kennzeichnungspflicht oder formalistischen Angelegenheiten. Im internationalen Bereich, wo die Tiere weit länger unterwegs sind, werden auch mehr Verletzungen festgestellt.

Thomas Waitz beim Lokalaugenschein an der Grenze in Spielfeld | Foto: Waltraud Fischer
  • Thomas Waitz beim Lokalaugenschein an der Grenze in Spielfeld
  • Foto: Waltraud Fischer
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Verbesserung bei heimischen Tiertransporten

In den letzten Jahren eine spürbare Verbesserung ortet Teutschl bei heimischen Tiertransporten. Dabei gilt es zwischen Zuchtvieh- und Schlachtviehtransporten zu unterscheiden. "Leider ist die Wertschätzung bei Schlachttieren nicht so hoch", weiß der Experte.

"Wo regionale Wertschöpfungsketten sind, gibt es keine langen Tiertransporte. Wir sehen auch, dass sehr viel internationales Fleisch nach Österreich importiert wird, dass vor allem in die Gastronomie geht, wo es nicht gekennzeichnet ist."
Thomas Waitz

Thomas Waitz plädiert aus gutem Grund für eine Kennzeichnung des Fleisches in der Gastronomie: "Dort wo Österreicherinnen und Österreicher sehen, wo das Fleisch herkommt, greifen sie überwiegend auch zum österreichischen Produkt und helfen damit ganz aktiv, Tierleid zu verhindern."

Das könnte dich auch interessieren:

Schwerpunktkontrollen am Grenzübergang Spielfeld
Schweinehaltung spaltet auch am ÖVP-Parteitag
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

3 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Traditionelles Grillen über Holzkohle | Foto: panthermedia
3

Genießen unter freien Himmel
Neue Grillmethoden hoch im Kurs

Fürs Grillen gibt es im Sommer immer einen geeigneten Platz: im eigenen Garten und auf der Terrasse, im Park und am Badesee. Am häufigsten  wird jedoch im Garten oder auf der Terrasse gebrutzelt, wobei die Grillsaison immer früher, meist schon im April, beginnt. Sommerzeit ist Grillzeit. Wenn die Temperaturen wärmer werden, ist es Zeit, Outdoorküche und Co. zu aktivieren. Grillmethoden aus anderen Ländern werden hierzulande immer beliebter, Gas- und Holzkohleöfen haben Konkurrenz bekommen, hier...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Kerstin Reinprecht
Anzeige

Baureportage E.N.G.E.L. in Arnfels
Elektro Lang setzt Meilenstein auf dem Weg in die Energieautarkie

Nach knapp einem Jahr Bauzeit eröffnet Elektro Lang am 27. April den neuen Firmenstandort in Arnfels. Das Energiegebäude Lang - kurz E.N.G.E.L. - setzt einen neuen  Weg in die Energieautarkie. ARNFELS. Erst knapp vor einem Jahr erfolgte inmitten einer Gemeinschaft engagierter Gäste und Pioniere aus der Green-Tech-Branche in Arnfels die feierliche Grundsteinlegung für das neue Energiegebäude von Elektro Lang. Dieser Tag markierte nicht nur einen weiteren historischen Meilenstein in der bewegten...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Patricia Reiterer
Anzeige
Die Wallfahrtskirche in St. Veit am Vogau ist ein Wahrzeichen des Ortes und wird gerade saniert.  | Foto: Gemeinde
7

Orsreportage
Wachstum und Begegnung in St. Veit in der Südsteiermark

Die Marktgemeinde St. Veit in der Südsteiermark wächst und damit geht viel Potential für die Bevölkerung einher. ST. VEIT IN DER SÜDSTEIERMARK. Ein großes Bauprojekt ist die Erweiterung des Bauhofes in St. Veit und der zweiten Kinderkrippengruppe, die im Herbst eröffnet wird. "Es ist wichtig, ressourcenschonend zu arbeiten und achten darauf, dass keine zusätzliche Fläche verbaut wird. Für den Bau der Kinderkrippengruppe nutzen wir dafür die Synergien, um keine weiteren Flächen zu versiegeln",...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Kerstin Reinprecht

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.