Das Potenzial ist nicht ausgeschöpft
Über die Arbeit im Jugendzentrum
Max Pratter vom Jugendzentrum Wave in Leibnitz gibt einen Einblick in seine tägliche Arbeit und meint, dass die Ressourcen im Bereich der Jugendarbeit noch lange nicht ausgeschöpft sind.
Wie ist das Jugendzentrum organisiert?
Max Pratter: Prinzipiell sind wir ein niederschwelliger Freizeitbetrieb, der auch soziale und kulturelle Angebote anbietet. Doch das war nicht immer so, vor einigen Jahren gab es verschiedene Kooperationen mit anderen Gemeinden, da der Bezirk Leibnitz über ein großes Einzugsgebiet verfügt. Es gab beispielsweise auch in anderen Ortschaften Jugendzentren, doch hier wurde schnell vonseiten der Gemeinden erkannt, dass es einiges an Einsparungspotenzial gibt und im Endeffekt sind nur die Jugendzentren in Leibnitz und Wagna übrig geblieben. Das finde ich sehr schade, seit 2018 sind wir direkt bei der Stadtgemeinde angestellt, die das auch organisiert, was mit Sicherheit ein großer Vorteil ist.
Über die derzeitige Arbeit?
Pratter: Wir arbeiten mit Dem Sozialhilfeverband und der Bezirkshauptmannschaft Leibnitz zusammen, unser Fokus liegt dabei auf der flexiblen Hilfe. Das heißt, wir sind auf den Straßen unterwegs, treffen Jugendliche an Orten, an denen sie sich gerade aufhalten und versuchen den direkten Kontakt herzustellen. Im Winter bringen wir zum Beispiel Tee und Süßigkeiten vorbei. Wenn es wärmer wird, haben wir Fußballtore oder andere Utensilien im Gepäck, mit denen mobile Spielorte aufgebaut werden. Das Ziel ist es, speziell nach der Coronapandemie eine starke Bindung zum Jugendzentrum aufzubauen.
Welche Veranstaltungen folgen in nächster Zeit?
Pratter: Wir profitieren natürlich von der Kooperation mit dem Kulturverein Leibnitz, deshalb können wir immer wieder verschiedene Konzerte organisieren. Am 24. März starten wir im Marenzikeller unsere Konzertreihe mit Palik, einer Leibnitzer Rockband und im Sommer, genauer gesagt am 16. Juli wird es wieder das Soundwave-Festival geben. Unser Fokus liegt hier jedoch einmal mehr auf der Regionalität der Künstler:innen. Für den Herbst organisieren wir wieder einen Poetry-Slam, der letztens wirklich unglaublich gut angekommen ist. Leider war hierfür kein früherer Termin verfügbar.
Warum ist die Institution Jugendzentrum so wichtig?
Pratter: Unser Hauptsteckenpferd ist mit Sicherheit das Unterstützen der Jugendlichen in jeglichen Lebenssituationen, das bekommt man nach außen hin natürlich schwer mit. Wenn wir beispielsweise jemandem dabei helfen, eine Bewerbung zu schreiben, mit ihm oder ihr Einkäufe erledigen oder in finanziellen Fragen zur Seite stehen, dann sind das Tätigkeiten, die schwer messbar sind. Wir stellen soziale Kontakte her, die Jugendliche brauchen, da sie ansonsten in manchen Fällen sogar Gefahr laufen mit einem Bein im Gefängnis zu stehen.
"Im Großraum Leibnitz gibt es glaube ich, gerade einmal vier Jugendzentren, das ist auf jedem Fall mehr als ausbaufähig. Hier ist das Potenzial keinesfalls ausgeschöpft und in diesem Bereich muss mehr passieren. Mit recht geringen finanziellen Mitteln, lassen sich mit einem Jugendzentrum viele Jugendliche abholen, derzeit liegen wir bei umgerechnet zehn Prozent erreichter Personen, da geht mehr."
Ist Mobbing bei euch ein großes Thema?
Pratter: Wir bekommen das schon mit, doch es gibt ganz klare Verhaltensregeln, die Mobbing im Endeffekt gar nicht zulassen, denn ansonsten muss mit einem Verweis aus dem Jugendzentrum gerechnet werden. Die Grundprinzipien, sprich respektvolles Umgehen mit den anderen sind für alle klar. Deshalb gibt es, bis auf kleine Reibereien, die selbstverständlich immer vorkommen können, keine größeren Probleme. Die bestehenden Regularien wurden zudem mit den Jugendlichen zusammen ausgearbeitet.
Auch das aufkeimende Cybermobbing ist bei euch kein Thema?
Pratter: Das ist ein guter Punkt: Wir haben während der Pandemie natürlich versucht, die Bindung mit den Jugendlichen aufrecht zu erhalten, das ging bis aus die mobile Unterstützung, die ich schon erwähnt habe, sonst nur in der virtuellen Welt. Deshalb haben wir Discord-Server eingerichtet, wo man sich miteinander austauschen konnte, das war im Grunde nichts anderes als ein digitales Jugendzentrum.
Cybermobbing war hier zwar kein Thema, doch einige Jugendliche, vorwiegend junge Mädchen, hatten ein irrsinniges Aufmerksamkeitspotenzial. Die Isolation führte dazu, dass diese, ich nenne es einmal: "eigenartige Geschichten, fernab der Realität" erfunden haben. Diese Erzählungen waren teilweise haarsträubend, ich möchte da gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Wir konnten jedoch ausforschen, dass diese nur aus Langeweile verbreitet wurden, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Das war eigentlich unser Hauptproblem.
Ein abschließender Wunsch:
Pratter: Ich würde mir wünschen, dass wir die angebotenen Stunden zukünftig verdoppeln und von Montag bis Freitag geöffnet haben (Anm. derzeit von Mittwoch bis Samstag, jeweils von 13.30 bis 18.30 geöffnet). Zudem wollen wir unseren Aussenplatz, gemeinsam mit dem Gymnasium umgestalten, um diesen besser nutzen zu können. Grünflächen sollen hier entstehen, um einen noch zentraleren Stadtpark zu haben, der Erholung gewährleistet. Davon würden wir, aber auch die Anrainer:innen profitieren.
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