"Wie auf einem Kreuzfahrtschiff"
Unerwartete Genüsse im Klinikum Bad Gastein
Unter Reha oder Kur stellen sich die meisten Menschen ja einen sehr entspannenden Aufenthalt vor. Das ist es von außen betrachtet ja auch. Dass jedoch zu einer erfolgreichen Rehabilitation nach einem körperlichen Gebrechen auch ein großes Maß an Selbstdisziplin, Ausdauer und Fleiß gehören, um die vielen, vielen Trainingseinheiten sinnvoll mitzumachen oder Anwendungen über sich ergehen zu lassen, ist nicht jedem bewusst.
Spätestens nach der ersten Woche gewöhnt man sich an den getakteten Tagesablauf, die PatientenkollegInnen und das bemühte Personal der Kurklinik.
Erfahrungen in Bad Gastein
Die Gasteiner Bergwelt als Reha-Surrounding zu wählen hat viele Vorteile. Erstens, sieht man als Flachländer niemals so viele Gipfel und 2.000-er auf einmal und zweitens ist die Luft von einer Frische durchsetzt, die im Speckgürtel großer Städte wie Graz niemals unsere Lungen erfüllen wird. Also habe ich mich erneut zu einem 3-wöchigen Aufenthalt im Klinikum Bad Gastein durchgerungen. Wohl schon bewusst, dass hier doch einiges an Arbeit an mir selbst auf mich warten würde.
Vor zwei Jahren nach einem eher schwierigeren Eingriff an der Hüfte durfte ich mich schon einmal in die erfahrenen Hände der Therapeuten des Gasteinertales begeben.
Aber in diesem Erfahrungsbericht soll es jetzt nicht primär um die medizinische und therapeutische Relevanz des Aufenthaltes gehen, sondern vielmehr möchte ich ein nicht zu verachtendes Nebendetail im Klinikum beschreiben.
Denn wie haben es schon die alten Römer treffend geschildert: Mens sana in corpore sano --- und die Einheit Körper und Geist bleiben auch nur dann gesund, wenn genügend gesunde Nahrung zugeführt wird.
Grüne Haube drauf
Das Team des Restaurants des Klinikum Bad Gastein ist wohl besonders daran interessiert, auch kulinarische Erlebnisse für die PatientInnen zu bieten.
Dass man hier Inhaber der "Grünen Haube" ist, macht das Team stolz und die Mägen der PatientInnen gesund gefüllt.
Wie es WOCHE-Redaktionskollege Johannes Brandner in seinem Bericht schildert, wurde das Klinikum mit der „Grünen Haube“ und der Bio-Zertifizierung von Styria Vitalis ausgezeichnet.
Ob der Kollege auch in den Genuss eines 4-gängigen Gala-Dinners gekommen ist, weiß ich zwar nicht, aber ich hätte es ihm vergönnt.
Ich hatte auf jeden Fall als 3-wöchiger Reha-Gast das Vergnügen und war live dabei und mitten drin.
Als erster Gang wurde uns ein Pignolien-Topfenaufstrich mit hausgemachtem Kartoffelbrot serviert. Pignolien? Ach, google sagt, das sind Pinienkerne - und keine Magnolienverwandte - wäre auch blöd gewesen, schließlich ist die Magnolie nicht gerade bekömmlich, weil leicht giftig.
Dann ging's weiter mit einer unheimlich guten und vor allem durch die Shiso-Kresse geschmacksintensiven Süßkartoffel-Kokossuppe mit Thai-Curry und siehe da - manch einer erschrak - einigen Garnelen am Boden des Suppentöpfchens.
"Was der Bauer net kennt...-.... sei Dank" bekam ich auch noch ein paar Garnelen mehr von meinen Tischnachbarn.
Als Hauptgang wurde uns eine Rosa gebratene Barbarie-Entenbrust auf Orangen-Ingwersauce dazu getrüffeltes Kartoffelpürree und knackiges Wintergemüse kredenzt.
Da kam dann doch die Biologin in mir durch und ich konnte es nicht lassen, den Kurkollegen zu sagen, wie so eine Barbarie-Ente oder in der Steiermark "Stummente" oder "Warzenente" genannt, ausschaut.
Auch nach einem echt nicht gustiösen Bild im Internet das herumging, ließen sich die Tischgenossen es sich nicht nehmen, das perfekt gebratene Watschelvieh zu essen.
Die Mousse von der Tonkabohne mit einer Granatapfelsauce im Glas fein mit gesponnenem Zuckerkörbchen brachte dann schließlich das komplette Küchenteam höchstpersönlich zu den Tischen. Applaus inklusive. Zitat eines Mitkurenden: "Des is jo wia am Kreuzfoahrtschiff".
In Anbetracht der Tatsache, dass ich selbst noch nie über die Weltmeere schifferte, kann ich dies nicht bestätigen... doch sah ich schon mal "Mein Schiff" im TV und ja, es kommt hin, sag' ich Euch!
Achtung - nur klicken, wer einen guten Magen hat!
Ganz am Ende aß ich auch noch das von Monty Phyton in "Der Sinn des Lebens" auftauchende Minzblättchen.... mit zum Glück nicht dem selben Effekt wie im alten Film! Hier dürfen Nicht-Insider nun gerne mal nachschauen, worum's denn im britischen Film ging....
https://www.youtube.com/watch?v=Fim3pyrbAyw&t=6s
(Aber nicht, dass Euch dann schlecht wird.... - also bitte nur klicken, wenn der Magen nicht allzu voll ist!)
Nun aber wieder nach Bad Gastein....
Auf jeden Fall ist die "Grüne Haube" des Klinikums Gastein verdient, denn abseits vom Gala-Dinner einmal in drei Wochen hat auch die Küche des Kurklinik-Alltags an Raffinesse nichts verloren und niemand muss hier hungrig von einer Therapie zur anderen darben.
Aber eins steht fest - um die stationierten Personenwaagen in den Fluren mach ich seit ich hier bin generell einen sehr großen Bogen....
Man will sich den Genuss ja nicht verderben - und auf Kur ist man ja auch nicht jeden Tag :)
In diesem Sinne Mahlzeit
aus Bad Gastein
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