Debatte um die Corona-Schutzimpfung
"Verimpfen, was da ist"– Das ist die Devise

Heiß umstritten und heiß begehrt: Impfstoffe gegen das Coronavirus. | Foto: picture alliance
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  • Heiß umstritten und heiß begehrt: Impfstoffe gegen das Coronavirus.
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Zwei Fragen sind es, die uns momentan rund um die Corona-Pandemie am meisten beschäftigen: "Was bedeuten die neuartigen Mutationen des Corona-Virus?" und "Wie schnell geht es mit den Impfungen voran?" Besonders bei letzterer Frage reicht die Bandbreite je nach Betrachtungsweise von "konkretem Impfplan für alle Bevölkerungsgruppen" (Gesundheitsministerium) bis zu "absoluter Planlosigkeit im Impfchaos" (breite Teile der Bevölkerung).
Laut kürzlich eingeführtem Dashboard des Gesundheitsministeriums steht die Steiermark aktuell bei einer Durchimpfungsrate gegen SARS-CoV von 0,6 Prozent. Der Impfkoordinator des Landes, Michael Koren, erklärt im Gespräch mit der WOCHE, warum er keine konkreten Zahlen an tatsächlich geimpften Personen liefern könne. "Wir sorgen dafür, dass die Impfdosen – wie in dieser ersten Phase vorgesehen – an die Alten- und Pflegeheime ausgeliefert werden. Wann sie tatsächlich verimpft werden, können wir in diesem ersten Schritt nicht sagen." Der elektronische Impfpass, der bekanntlich vor Weihnachten präsentiert wurde, sei in der Steiermark noch nicht weit genug ausgerollt, erklärt Koren. "Wir hoffen aber, alle durchgeführten Impfungen im Rahmen der zweiten Teilimpfung erfassen zu können."

Impfaktionen gefordert

Aus dieser zweiten Teilimpfung, die den bereits Geimpften im Laufe der nächsten Wochen verabreicht werden soll, erklärt sich laut Impfkoordinator auch, warum einer seitens der steirischen Ärztekammer formulierten Forderung nach einer rascheren Durchimpfung der niedergelassenen Ärzte nur schwer nachzukommen sei.
Konkret plädiert die Ärztekammer nämlich dafür, nach Wiener Vorbild breite Impfaktionen durchzuführen, um die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems für die Bevölkerung zu sichern.
So fordert der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner, diesen Impfschutz für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte flächendeckend in ganz Österreich und damit auch in der Steiermark sicherzustellen wollen. Unterstützung bekommt Lindner vom Obmann der Niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark, Christoph Schweighofer, sowie der steirischen Zahnärztekammerpräsidentin Veronika Scardelli: „Wir brauchen umgehend den Impfschutz in den Ordinationen genauso wie in den Spitälern, damit unsere Patientinnen und Patienten geschützt sind“, ist die gemeinsame Aussage.

Kontingent an Impfdosen

Koren entgegnet diesem Wunsch mit klaren Worten: "Ja, ich kann die niedergelassenen Ärzte verstehen und sie haben recht." Einzig, es fehlen schlicht die Impfstoffe. Derzeit verfügt die Steiermark über rund 36.000 Impfdosen, 27.000 davon sind für die Alten- und Pflegeheime vorgesehen und werden dort laufend verimpft. Die restlichen Dosen sind an die KAGes-Spitäler beziehungsweise konkret an Covid-Stationen ergangen, um das Personal zu immunisieren. "Die Impfdosen, die nun laufend eintreffen, sind für die zweite Teilimpfung der bereits Geimpften einzuplanen." Insofern sei der Forderung der Ärzteschaft leider nur schwer nachzukommen. "Ich kann und will mich nicht auf eine konkrete Woche festlegen", erklärt Michael Koren, "aber sobald die Spitalsärzte durchgeimpft sind, kommen die niedergelassenen Ärzte dran." Der Impfkoordinator des Landes rechnet dabei mit Anfang Februar.

Neuer Impfstoff ermöglicht Impfstraßen

Die Crux liegt bekanntlich in der schwierigen Handhabung des derzeit einzig verfügbaren Vakzins von Biontech/Pfizer. Der derzeit noch nicht zugelassene Impfstoff der Firma Astrazeneca habe einfachere Lagerungsbedingungen und eigne sich daher besser für den Einsatz im Rahmen einer breiteren Verimpfung an die Gruppe der über 80-Jährigen. Dann sei auch die Schaffung von Impfstraßen leichter umsetzbar.
Momentan lautet die Devise allerdings: "Verimpfen, was da ist", so Koren. Die Auslieferung an die Heime und Pflegeeinrichtungen sei aufgrund der Lagerungsbedingungen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs so heikel, dass dieser dann auch so rasch wie möglich verimpft werden müsse. Da könne es durchaus vorkommen, dass vielleicht eine impfwillige 60-jährige Person vorab geimpft wird, sobald alle über 80-jährigen Bewohnerinnen und Bewohner die erste Impfung erhalten haben. Die Landesimpfkoordination hat diesbezüglich eine klare Vorgabe: "Der Impfstoff ist Mangelware und wird daher auf alle Fälle verwendet."

Heiß umstritten und heiß begehrt: Impfstoffe gegen das Coronavirus. | Foto: picture alliance
Wurde im Dezember 2020 zum CoV-Impfkoordinator des Landes bestellt: Michael Koren | Foto: Land Steiermark/Streibl
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