Landwirtschaftskammer-Storecheck
Es muss mehr Österreich in den Apfelsaft

Kronprinz-Rudolf-Apfelsaft aus eigenen Äpfel - gepresst und abgefüllt beim Obsthof Kaufmann in Raabau – so macht es LK-Bezirksobmann Franz Uller.  | Foto: Uller
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  • Kronprinz-Rudolf-Apfelsaft aus eigenen Äpfel - gepresst und abgefüllt beim Obsthof Kaufmann in Raabau – so macht es LK-Bezirksobmann Franz Uller.
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Store-Check der Landwirtschaftskammer zeigt auf, dass jede Menge weit gereistes Konzentrat in den angebotenen Apfelsäften steckt. 

STEIERMARK/SÜDOSTSTEIERMARK. Erst kürzlich ist der Tag des Apfels zelebriert worden. Doch woher stammen eigentlich die Äpfel im Apfelsaft?Jener Frage gingen die Store-Checker der Landwirtschaftskammer Steiermark nun nach. Das Ergebnis ist im wahrsten Sinne des Wortes bitter. „Die Ergebnisse sind eine herbe Enttäuschung für das Obstland Steiermark. Sie sind nochmals schlechter ausgefallen als beim letzten Test vor zwei Jahren“, erklärt Kammerdirektor Werner Brugner. Im Detail stecken in zwei von drei im Handel angebotenen Apfelsäften (66 Prozent) vermutlich ausländische Äpfel drin, die aus meist weitgereistem Apfelsaftkonzentrat hergestellt werden.

Apfelsaft direkt vom Bauern. Name und Adresse sind eindeutig abzulesen.  | Foto: LK/Danner
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Brugner: „Das Einkaufen von Apfelsäften wird den regionalaffinen Supermarkt-Kunden tendenziell schwerer gemacht. Nur in jedem dritten angebotenen Apfelsaft sind sicher heimische Äpfel drinnen.“

Brugner empfiehlt Konsumenten darum, Apfelsaft mit klarer Herkunftsangabe gleich direkt beim Bauern, auf Bauernmärkten oder in Hofläden zu kaufen. Dies habe den Vorteil, dass man sich beste natürliche Qualität in den Einkaufskorb legt und kurze Transportwege garantiert sind. 

Problem bei Kennzeichnung

Problematisch sei auch die Kennzeichnung – so wäre ein leuchtend rot-weiß-roter Aufdruck wie „Abgefüllt in Österreich“ beim schnellen Einkauf nur wenig hilfreich. Jener Aufdruck bescheinige nur, dass der Saft in Österreich abgefüllt wurde, aber nicht, dass die Äpfel aus Österreich kommen. „Dies kann eine mögliche Falle für unbedarfte Kunden beim schnellen Einkauf darstellen.“ Bruger empfiehlt deshalb, im Kleingedruckten die Herkunftsangabe nachzulesen, sofern sie überhaupt angegeben ist. Keine Angabe bedeute meist, dass Ausland drinnen ist. 

Produkte aus Billigländern

Der Store-Check zeigt auch, dass mehr Apfelsäfte aus weitgereistem Konzentrat bestehen. 60 Prozent der Apfelsäfte – 2019 waren es noch 55 Prozent – werden aus aufwendig eingedicktem Konzentrat hergestellt und auch aus Billigstlohnländern importiert. China ist übrigens der weltweit größte Apfelsaft-Konzentrat-Hersteller, in Europa ist es Polen.
In Österreich angekommen, werden sie unter Beigabe von Apfelaroma wieder rückverdünnt. Positiv sei zumindest anzumerken, dass den Verbrauchern die verpflichtende Kennzeichnung „aus Apfelsaftkonzentrat“ nicht vorenthalten werde.

Dieser Aufdruck besagt nur, dass der Saft in Österreich abgefüllt wurde. Die Herkunft des Apfelsaft-Konzentrates lässt sich aber nicht ableiten. | Foto: LK Stmk
  • Dieser Aufdruck besagt nur, dass der Saft in Österreich abgefüllt wurde. Die Herkunft des Apfelsaft-Konzentrates lässt sich aber nicht ableiten.
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Brugner steht ganz klar für verlässliche Regionalität: „Bäuerliche Apfelsafthersteller bieten nur direkt gepressten Apfelsaft von heimischen Äpfeln an, also Direktsaft. Dieser ist frisch, fruchtig, sortentypisch und wird aus Qualitätsäpfeln hergestellt. Zudem sind Name und Adresse des bäuerlichen Produzenten angeführt.“

Mehr Bio

Ein Lichtblick: der Bioapfelsaft-Anteil steigt. Die Herkunftskennzeichnung sei vorbildlich und sollte für alle Apfelsäfte gelten. Besonders positiv sei, dass der Bioapfelsaft-Anteil in den Supermärkten von 15 auf 18 Prozent gewachsen ist. Bioapfelsäfte sind beinahe nur Direktsäfte (93 Prozent) und die geltende verpflichtende Kennzeichnung der Apfel-Herkunft (Österreich, EU oder Nicht-EU) werde eingehalten. In diesem Zusammenhang fordert Brugner: „Diese, für Biosäfte vorbildlich geltende Herkunftskennzeichnung ist auf alle Apfelsäfte auszuweiten, um den Kunden die gebotene Klarheit einzuschenken und Sicherheit zu geben.“

Bessere Preise müssen mehr

Fazit: eine rot-weiß-rote Trendumkehr müsse dringend her – vor allem müssten die Produzenten besser entlohnt werden. „Die Industrie zahlte den Bauern im Schnitt der vergangenen zehn Jahre für ihre Saftäpfel nicht einmal die Erntekosten“, rechnet Herbert Muster, Obstbauchef der Landwirtschaftskammer vor.
„Die Bauern brauchen bessere und vor allem kostendeckende Saftapfelpreise.“ Höhere Saftapfelpreise wirken sich auf den Apfelsaft-Endverbraucherpreis nur marginal aus. Sie sind ein kleiner Beitrag mit großer Wirkung, weil dadurch die heimische Saftapfel-Produktion erhalten werden kann." Ein Rechenbeispiel der Kammer: „12 Cent mehr für einen Kilo Saftapfel erhöhen den Apfelsaftpreis im Geschäft pro Liter um nur 15 Cent", so Muster.

"Wir haben es selbst in der Hand!"

Eine klare Meinung zur Thematik hat Südoststeiermarks LK-Obmann Franz Uller. "Wir leben mitten im Apfelland beziehungsweise Saftland. Viele haben Apfelbäume zuhause. Wir haben es echt nicht notwendig, Saft mit Konzentrat aus China zu kaufen."
Uller schlägt vor, die Säfte direkt beim Bauern bzw. einem regionalen Vertriebspartner zu kaufen oder den Saft vielleicht auch gleich selbst zu produzieren. "Wir haben es selbst in der Hand", so sein Fazit.

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