Corona-Virus
Längere Schulschließungen: Das sagen Eltern, Schüler und Lehrer in ganz Österreich dazu

„Die größten Probleme sind die Betreuung, die Arbeit, das Finanzielle und die Kontaktregelungen“, schildert Doris Pettighofer von der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende. | Foto: Pixabay
  • „Die größten Probleme sind die Betreuung, die Arbeit, das Finanzielle und die Kontaktregelungen“, schildert Doris Pettighofer von der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende.
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Eine Million Kinder werden aufgrund der aktuellen Corona-Krise in Österreich zuhause unterrichtet. "Distance-Learning" nennt das der Bildungsminster Heinz Faßmann. Und das könnte auch länger dauern. Sogar bis zum Ende des Semesters.

ÖSTERREICH. "Weniger als ein Prozent aller 6- bis 14-Jährigen geht noch in die Schule", sagt Bildungsminister Heinz Faßmann bei einer aktuellen Pressekonferenz am Montag. Und Faßmann ist darüber zufrieden: "Man sehe, die Maßnahmen greifen." Bei einer internen Umfrage ist auch die Zustimmung groß: 93 Prozent der Lehrer und 81 Prozent der Eltern stimmten den Maßnahmen zu. Doch was sagen Österreichs Eltern, Lehrer und Schüler dazu? Die RMA hat sich umgehört:

Das meint die Alleinerzieherin Stephanie V. aus Graz-Umgebung (Steiermark) dazu:

Ich bin alleinerziehende Mutter von einem 4. Klasse VS Kind und einem 2. Klasse Gymnasium Kind. Für mich stellt die derzeitige Situation ein sehr großes Hindernis da, denn bei beiden Kindern wird jeweils ein Laptop inkl. Drucker und Scanner VORAUSGESETZT, und das besitzen wir in keinster Weise. Die Kleine soll in den verschiedensten Lernapp's und auf digital ausfüllbaren Lernzetteln arbeiten und benötigt fast den ganzen Vormittag einen Laptop und vom Großen brauche ich gar nicht sprechen, denn der benötigt so oder so dauernd einen Laptop.
Wie kann es sein, dass so etwas als Grundvoraussetzung, gar schon Bedingung, in einem Haushalt oder sogar pro Kind gesetzt wird?!?!
Wir stehen vor einer sehr großen Herausforderung, können sehr viele Dinge nicht bewerkstelligen, da kein einziger Laptop und auch kein Drucker vorhanden sind.
Natürlich sind wir bemüht die gestellten Aufgaben zu erledigen, schreiben sehr viel ab (was natürlich sehr zeitintensiv ist) und somit verbringen wir derzeit fast den gesamten Tag mit Distance Learning.
Ich hoffe, diese Zeit ist bald vorüber, denn bis zu Semesterende ist das wirklich "der Oberwahnsinn" und für mich in dieser Form kaum bis gar nicht zu bewerkstelligen. Vor allem ich, aber auch die Kinder, sind am Ende des Tages fertig, völlig geschafft und mit den Nerven am Ende. Ob das Sinn von Distance Learning ist????
Mich würde sehr interessieren, ob Hr. Minister Faßmann auch an solche Familien- sowie Ausstattungssituationen gedacht hat.....

Das meint Anne Gruber aus Niederösterreich dazu:

Auf Dauer kann das Home Learning nicht funktionieren, vorallem für die Volksschüler, Eltern müssen ja auch arbeiten gehen bzw. haben noch andere Kinder, die auch noch ihre Zeit beanspruchen. Für ein paar Wochen ok, aber man kann nicht einfach bis Semesterende die Schulen schließen und dann die Bewertung in den Noten wichtig einschließen, ein kleiner Teil ist ok, aber mehr wäre echt ungerecht. Falls die Schulen erst im Mai oder gar Juni wieder den Betrieb aufnehmen können, dann müssen die Sommerferien stark verkürzt werden....
Der Kommentar von Michael Höller lautet:

Das meint Lehrer Michael Höller aus Wien-Margareten  dazu:

Ich bin Volksschullehrer und weiß durch Kollegen im Gymnasium und in der NMS, dass nicht jedes Kind zu Hause einen Laptop und/oder Computer hat, vor allem in der NMS. Diese Kindern gehen gerade unter in dem "Distance-Learning" Und in der Volksschule (VS) ist das je nach Gebiet ein großes Problem! Dass es wegen der Gesundheit eine Regelunterricht nicht unproblemstisch ist, ist zu verstehen, aber das "Distnace-Learning" für funktionieren zu heißen, ist enormer Schwachsinn. Von meinen 22 Schülern höre ich nur 1 Kind, das das mich laufen um Hilfe bittet via Whatsapp. 2 Kinder, das weiß ich, haben die Eltern, die helfen können und von dem Rest höre ich nichts und weiß, dass die Eltern nicht helfen (können). Es ist eine 4. Klasse. Ich kann sie nicht kontrollieren, ich kann nicht gescheit verbessern.
Von anderen KollegInnen weiß ich auch, dass es kaum funktioniert, also stellt sich die Frage -welche Schulen und Eltern wurden gefragt?

Das meint die zweifache Mama Michaela Zach  aus Wien-Penzing dazu:

Ich habe eine 6 und eine 9 Jährige und ich muss sagen bei uns ist es Stress pur! Die Kleine kann alleine noch nicht alles machen, sie braucht Hilfe also wird ständig gefragt... Ich muss von zu Hause arbeiten und mein Mann auch! Die 2 gehen sehr gerne in die Schule und die Motivation zu Hause zu lernen wird von Tag zu Tag kleiner... Und man darf nicht vergessen das Vorgegebene von der Schule zählt zur Note! Ich bin jetzt schon überfordert, bin gespannt wie es wird wenn die Schule das ganze Semestern geschlossen bleibt! Wir Eltern sind Eltern und keine Pädagogen.... Und müssen auch noch arbeiten!

Das meint die zweifache Mama Jasmin Gissing aus Hartberg-Fürstenfeld (Steiermark) dazu:

Hallo, ich bin Mutter von zwei Söhnen, 11 u fast 8. Ich muss sage, zum erstaunen funktioniert dieser "Heimunterricht" wirklich gut. Und das obwohl mein Mann und ich am Vormittag arbeiten. Ich richte am Vortag das Paket u gehe mit den kids alles durch, und am Vm haben sie das zu erledigen. Was mir bisschen den Kopf zerbricht ist einfach die benotung bei den VS, den die haben noch nix Online oder so... Natürlich wäre auch ich froh wenn wieder ein gewohnter Schulbetrieb möglich wäre, da die stoppalan doch ihre Freunde auch schon vermissen.

Das sagt eine Schülerin, die anonym bleiben möchte, aus Wels Land (Oberösterreich) dazu:

Ich bin selber eine Schülerin und möchte mich gerne zu diesem Artikel äußern.
Um ehrlich zu sein hatte ich gar keine Probleme mit dem E-learning, da ich in einem Alter bin, dass ich sowas meistern kann. Dennoch ist die Frage, ob jüngere Schüler ohne Hilfe der Eltern , da sie vielleicht arbeiten müssen, damit zu Recht kommen. Außerdem möchte ich hinzufügen, dass wenn es nötig ist bis zum Ende dieses Semesters E-learning weiterhin zu nutzen dieses kein Problem für die +14- Jährigen sein wird. Nur ist die Frage wie es nach den Ferien weitergehen wird? Werden die Sommerferien überhaupt stattfinden? Werden sie verschoben? Werden sie gekürzt? Oder noch besser, müssen wir die Klasse wiederholen? Und viele andere Fragen dieser Art stellen enorm viele Schüler täglich in Klassengruppen und in viele andere Medien. Bis ins nächste Schuljahr zu Hause zu lernen ist das kleinste Problem, die Frage ist halt wie es nach dem Semester weitergehen wird.

Das sagt Alleinerzieher Ronald Sommersguter aus Bruck an der Mur (Steiermark) dazu:

Hallo, als alleinerziehender Vater möchte ich Ihnen, Herr Minister, sagen, dass Sie entweder keine Kinder haben oder sehr weltfremd sind. Kinder brauchen Kinder zum Spielen und zum Entwickeln. Die Vorstellung, dass ein Programm mein Kind unterrichtet finde ich schrecklich.

Das sagt der dreifache Vater Silvi Bosch dazu

Ich bin Vater von drei Kindern 8/11/12 wir haben keine Onlineform des Lernens, sondern bekamen Unterlagen über Unterlagen. Es freut mich, dass gewisse hinter dem ganzen positiv stehen, aber mit drei Kinder drei Unterrichtsstoffe zu bewältigen, heisst auch viiiiieeeel Zeit. Meine Frau ist arbeiten und ich übernehme die Lernphasen. Weiss ja nicht wie das evtl. Alleinerziehende mit 3-5 kinder schaffen (insofern man Ahnung vom Fach hat), aber bei mir bleibt bereits Hausarbeiten und vieles andere liegen, was dann meine Partnerin abends nach der Arbeit erledigt. Auf Dauer fände ich es besser, freies Lernen dieses Jahr und dann die Klasse wiederholen

Was ist eure Meinung dazu? Schreibt uns oder postet unten in die Kommentare, wie ihr über Schulschließungen bis nach Ostern denkt, und wie das 'Home-Schooling' und 'Distance-Learning' für euch zuhause funktioniert. Wir freuen uns über euren Beitrag.

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