Safer Internet Studie
Mehrheit der Jugendlichen misstrauen Online-Quellen

Immer mehr Jugendlichen informieren sich zu Alltagsthemen über sozialen Netzwerke, vertrauen den Informationen jedoch kaum.  | Foto: Pixabay/janeb13
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  • Immer mehr Jugendlichen informieren sich zu Alltagsthemen über sozialen Netzwerke, vertrauen den Informationen jedoch kaum.
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Österreichs Jugendliche finden sich in einem Dilemma beim Umgang mit Informationen im Internet. Immer mehr Jugendliche informieren sich zwar zu Alltagsthemen über soziale Netzwerke, vertrauen den Informationen jedoch kaum. Bei der Bewertung von Informationsquellen bestehen große Wissenslücken und Probleme.

ÖSTERREICH. Anlässlich des 20. Internationalen Safer Internet Day am 7. Februar präsentierte Saferinternet.at gemeinsam mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm eine aktuelle Erhebung zum Thema „Jugendliche und Falschinformationen im Internet“.

Social Media als Informationsquelle

Die Mehrheit der österreichischen Jugendlichen (62 Prozent) verwendet täglich Social Media, um sich über tagesaktuelle Themen zu informieren. Gleichzeitig schätzen 39 Prozent der Befragten die Inhalte auf diesen Plattformen als wenig glaubwürdig ein, für 23 Prozent sind sie sogar unglaubwürdig. Insgesamt sind daher ebenfalls 62 Prozent der Jugendlichen skeptisch. Die Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm meint:

„Fake News sind wie Gift, das dafür sorgt, dass wir uns nicht mehr auf die Wahrheit verlassen können. Ein bewusster Umgang und eine kritische Auseinandersetzung mit Fakten ist daher gerade für junge Menschen ein zentraler Bestandteil bei der Nutzung von Social Media und dem Internet.“

SaferInternet.at hat die aktuellen Studienergebnisse mit einer ähnlichen Erhebung aus 2017, "Gerüchte im Netz: Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet", vergleichen können. Nach wie vor sind Online-Medien und Soziale Netzwerke für Jugendliche die wichtigste Quelle rund um tagesaktuelle Informationen aus Politik, Sport und Kultur.

Social Media steht bei der Nutzung mit 80 Prozent an erster Stelle. Rund 75 Prozent der Jugendlichen informieren sich zumindest wöchentlich über tagesaktuelle Themen über YouTube. Danach folgen Streaming-Plattformen mit 59 Prozent, dann Fernsehen (59 Prozent) sowie Blogs und allgemeine Webseiten (48 Prozent.) Rund vier von zehn Jugendlichen nutzen Webseiten klassischer Medien (39 Prozent), Wikipedia (39 Prozent), sowie Radio (37 Prozent). Podcast werden noch von 24 Prozent der Jugendlichen genutzt. Gedruckte Tageszeitungen und Magazine spielen nur noch bei 17 Prozent der Jugendlichen eine relevante Rolle, das ist ein Rückgang um 8 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017.

Ebenfalls werden Influencerinnen und Influencer von Teenager verstärkt als tägliche News- und Informationsquelle genutzt. Bereits 63 Prozent der Jugendlichen beziehen sich bei tagesaktuellen Themen auf Beiträge von Influencerinnen und Influencer.
 

Nach wie vor sind Online-Medien und Soziale Netzwerke für Jugendliche die wichtigste Quelle rund um tagesaktuelle Informationen aus Politik, Sport und Kultur. | Foto: Saferinternet.at
  • Nach wie vor sind Online-Medien und Soziale Netzwerke für Jugendliche die wichtigste Quelle rund um tagesaktuelle Informationen aus Politik, Sport und Kultur.
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Glaubwürdigkeit sinkt

"Obwohl Soziale Netzwerke die wichtigste Informationsquelle für Jugendliche sind, beurteilen sie diese als wenig glaubwürdig. Nur acht Prozent der Befragten schätzen Soziale Netzwerke als ‚sehr glaubwürdig‘ ein. Ähnliches gilt für die zweitwichtigste Informationsquelle YouTube, die nur von 10 Prozent als ‚sehr glaubwürdig‘ bewertet wird“, heißt es im Studienbericht von Saferinternt.at.

Auch die Glaubwürdigkeit der klassischen Medien sinkt bei Jugendlichen. Die meisten Teenager vertrauen Wikipedia, mit 25 Prozent. Danach folgen Radio (21 Prozent), Fernsehen (20 Prozent), Webseiten der klassischen Medien (19 Prozent) sowie Tageszeitungen und Magazine (12 Prozent). Besonders auffällig: Klassische Medien werden zwar aktuell von Jugendlichen noch als glaubwürdiger beurteilt, aber weitaus weniger genutzt. Matthias Jax, Projektleiter Saferinternet.at, sieht Verbesserungsmöglichkeiten im Bildungsbereich:

"Wir laden die österreichischen Medien ein, verstärkt auf Jugendliche zuzugehen und stehen für die Entwicklung gemeinsamer Initiativen zur Verfügung. Gleichzeitig sind der Bildungsbereich und die Eltern gefordert, praktische Medienkompetenz und Quellenbewertung stärker in den Mittelpunkt der Allgemeinbildung und des Familienalltags zu rücken."

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Bauchgefühl gegen Fake News

"49 Prozent der befragten Jugendlichen sind sich häufig unsicher, ob Informationen im Internet wahrhaft sind. Selbst für schulische Zwecke überprüfen jedoch nur 64 Prozent der Jugendlichen die Quellen von Informationen – und nur, wenn ihnen die Information unglaubwürdig erscheint", heißt es im Studienbericht von Saferinternt.at weiter. Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at.:

"Das ‚Bauchgefühl‘ spielt somit für die Beurteilung von Informationsquellen eine wichtige Rolle. Was dieses Bauchgefühl ausmacht, können Jugendliche aber kaum beschreiben."

Bei einem Großteil der Jugendlichen ist ein Interesse zur Überprüfung von Informationen vorhanden. Allerdings geben nur 22 Prozent der Jugendlichen an, Internetseiten für den Faktencheck (wie z. B. Mimikama und Correctiv) zu kennen. Und nur zwölf Prozent der Jugendlichen nutzen diese dann auch tatsächlich. 54 Prozent der Jugendlichen gaben an, Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu vergleichen. Jedoch empfinden 53 Prozent die Überprüfung der Informationsquellen als mühsam.

Für die meisten der 11- bis 14-Jährigen sind die Eltern die erste Anlaufstelle bei Fragen zum Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet. Je älter die Jugendlichen werden, desto eigenständiger agieren sie. Im Alltag zeigt sich, dass Ignorieren die wichtigste Strategie im Umgang mit Falschmeldungen ist.

Social Media steht bei der Nutzung mit 80 Prozent an erster Stelle.  | Foto: Saferinternet.at
  • Social Media steht bei der Nutzung mit 80 Prozent an erster Stelle.
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Mehr Angebote für Jugendliche sind notwendig

Saferinternet.at bietet viele Angebote an, um Jugendliche bei der Navigation durch das World Wide Web zu unterstützen. Schulen müssen sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen zur Bewertung von Information nicht nur theoretisch erlernen, sondern auch in allen Fächern und allen Schulstufen regelmäßig üben. 

Tipps für Eltern

  • Helfen bei der richtigen Onlinesuche
  • Üben von Bewertung von Quellen
  • Üben von Überprüfen von Bildern
  • Faktenchecker verwenden
  • Kettenbriefe besprechen
  • Thema Internetbetrug besprechen
  • Sei geduldig

Mehr Tipps für Eltern findest du hier.

Tipps für Lehrende

  • Thema Falschmeldungen besprechen
  • Hinterfragen von Onlineinhalten: Nutze die Fragen Wer? Wie? und Warum?
  • Quellen miteinander vergleichen
  • Onlinerecherche üben
  • Am Laufenden bleiben (z.B. neue technische Möglichkeiten, wie Chat GPT)
  • Thema Urheberrecht besprechen

Mehr Tipps für Lehrende findest du unter hier.

Zum Thema:

Was Eltern tun können, wenn Kind im Netz gemobbt wird
"Safer Internet Day" an der Mittelschule Rudersdorf
Safer Internet - Tipps vom Profi

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