Westbahnhof: Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge reißt nicht ab

RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. "Die Nacht war sehr kalt", erzählt die freiwillige Helferin Christina. "Wir haben Rettungsdecken verteilt, damit die Menschen nicht frieren", sagt sie nach einem Zug an ihrer Zigarette. Sie wirkt angespannt. Kein Wunder, sie ist seit Montagabend im Einsatz. Jetzt ist es Dienstag, halb sechs am Abend. Gleich wird der nächste Zug aus Nickelsdorf eintreffen.

Nächster Halt: Deutschland

Am Wiener Westbahnhof werden die Flüchtlinge in Züge nach Deutschland aufgeteilt. "50 bis 100 Menschen bringen wir in einem Zug unter", erzählt Christina. "Viele Flüchtlinge wollen eigentlich woanders hin. Belgien, Italien, Dänemark. Wir müssen Ihnen erklären, dass das nicht geht. Wir können sie nur nach München schicken. Ob sie trotz Ticket von dort aus an ihren Zielen ankommen, ist nicht sicher, weil es in anderen EU-Ländern keine Ausnahmeregelungen gibt." Sie lotst die Flüchtlinge zum Zug nach Deutschland auf Bahnsteig acht. Ihre Kollegin verteilt Mäntel und Jacken an Kinder.

Kontrollen im Burgenland

Laut APA sind auf den österreichischen Straßen die Kontrollen im Grenzgebiet am Dienstag wieder angelaufen. In den Zügen können die Flüchtlinge weiterhin passieren. Rund 7.000 Flüchtlinge sind nach von Montag früh bis Dienstag früh durch Wien gereist, ohne einen Asyl-Antrag zu stellen.

"Sie konnten kaum gehen"

"Viele kritisieren die Schaulustigen hier. Schaulustig ist das falsche Wort. Viele Wiener sehen hier zum ersten Mal Flüchtlinge. Die Menschen spenden vielleicht etwas oder reden mit ihnen. Hier am Bahnsteig bricht das Eis", erzählt Ursula Dumnoi, Obfrau vom Verein Schmetterling. Sie setzt sich vor allem für Schubhäftlinge ein und wohnt in der Nähe des Westbahnhofs. Jeden Tag war sie seit Freitag hier. "Am Samstag kamen Flüchtlinge an, die so schwach waren, dass sie kaum gehen konnten. Diesen Anblick werde ich nie vergessen."

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