Kritik am Handel
Zigtausende Plastikhandschuhe landen täglich im Müll

Zahlreiche Supermärkte setzen hierzulande auf Einweghandschuhe aus Plastik. Mit diesen können Kundinnen und Kundinnen Brot, Gebäck und Mehlspeisen selbst aus den Regalen nehmen. Auch viele Tankstelle bieten die Einweghandschuhe für das Tanken an. Dies stößt nun auf Kritik von Umweltschutzorganisationen, die nachhaltigere Alternativen fordern. | Foto: Maximilian Karner
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Zahlreiche Supermärkte setzen hierzulande auf Einweghandschuhe aus Plastik. Mit diesen können Kundinnen und Kundinnen Brot, Gebäck und Mehlspeisen selbst aus den Regalen nehmen. Auch viele Tankstelle bieten die Einweghandschuhe für das Tanken an. Dies stößt nun auf Kritik von Umweltschutzorganisationen, die nachhaltigere Alternativen fordern. Auf Nachfrage von MeinBezirk.at erklärte zudem der Verein für Konsumenteninformation (VKI), dass das Tragen von Einweghandschuhen keine hygienischen Vorteile bringe, sondern vielmehr die Haut belaste. 

ÖSTERREICH. In vielen heimischen Supermärkten stehen Kundinnen und Kunden vor der Qual der Wahl: Benutzt man Plastikhandschuhe oder doch Metallzangen, um Backwaren aus den Regalen herauszunehmen. Auch beim Tanken wird den Autofahrerinnen und Autofahrern angeboten, Einweghandschuhe zu benutzen. Unklar ist jedoch, wie viele der Handschuhe täglich im Müll landen.

Die heimischen Supermarktketten und die meisten Tankstellen wollten auf Nachfrage von Radio Wien keine genaue Auskunft in dieser Angelegenheit geben. Lediglich die Doppler GmbH, die 266 Turmöl-Tankstellen in Österreich betreibt, teilte die genauen Zahlen mit. So würden täglich 3.225 Stück einzelne Handschuhe in den Mülltonnen neben den Zapfsäulen landen. Aufgrund dieser Aussage kann man davon ausgehen, dass landesweit Zigtausende Einweghandschuhe pro Tag entsorgt werden.

Landesweit landen täglich Zigtausende der Plastikhandschuhe im Müll. | Foto: Maximilian Karner
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"Der Plastikhahn muss zugedreht werden"

Umweltschutzorganisationen kritisieren die Verwendung von Einweghandschuhen, zumal bereits plastikfreie Alternativen zur Verfügung stehen. So erklärt Martin Wildenberg von Global 2000 gegenüber Radio Wien:

"Nachhaltige, komplett plastikfreie Alternativen wie Handschuhe aus kompostierbarer Maisstärke oder die klassische Brotzange sind am Markt etabliert, weshalb wir keinen Grund sehen, weiter auf ressourcenintensive und umweltfeindliche Plastikhandschuhe zu setzen."

Ähnlich sieht dies die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Für die Umwelt seien Mehrwegprodukte immer sinnvoller, so Lisa Tamina Panhuber von Greenpeace Österreich. Hierzu zählen neben der Brotzange etwa auch waschbare Tücher. "Der Plastikhahn muss endlich zugedreht und mehr auf Mehrweglösungen gesetzt werden", fordert Panhuber.

Supermärkte verwiesen auf hygienische Gründen

Die österreichischen Handelsketten verwiesen gegenüber dem ORF darauf, dass die Plastikhandschuhe vor allem aus hygienischen Gründen angeboten werden. Der Konzern Spar erklärte zudem, dass nicht alle Gebäcksorten mit der Zange erfasst werden können, da manche davon zu dick seien. Dennoch würden die Ketten aktuell beobachten, dass Kundinnen und Kunden vermehrt zur Brotzange greifen. Lidl kündigte daher etwa an, sich die Thematik "neu anschauen und bewerten" zu wollen.

Verwendest du im Supermarkt oder an Tankstellen Einweghandschuhe?

"Bringt keinen hygienischen Vorteil"

Auf Nachfrage von MeinBezirk.at erklärte Teresa Bauer vom VKI, dass der Gebrauch von Plastikhandschuhen nicht notwendig sei und auch nicht empfohlen werde. So haben bereits mehrere Studien und ein Bericht der Arbeitsinspektion aus dem Jahr 2018 ergeben, dass das Tragen von Handschuhen keinen hygienischen Vorteil bringt. Mehr Hygiene werde etwa durch die Verwendung von Gabeln und Zangen erreicht. Die Einweghandschuhe vermitteln den Konsumentinnen und Konsumenten daher ein falsches Sicherheitsgefühl.

Das Arbeitsministerium hat bereits 2018 beschlossen, dass Feinkostmitarbeiterinnen und -mitarbeiter keine Handschuhe mehr tragen müssen. Dies geschah einerseits aus hygienischen Gründen, andererseits aufgrund von Hautirritationen, die beim Tragen von flüssigkeitsdichten Handschuhen auftreten können. "Schon ab einer Tragezeit von Einweghandschuhen von 20 Minuten verändert sich die Hornhautschicht merklich, wodurch eine Schädigung ermöglicht wird", heißt es in dem Bericht der Arbeitsinspektion wörtlich. Dies fördere die Entstehung von Hautkrankheiten wie etwa Abnutzungsekzeme.

Längeres Tragen von Einweghandschuhen kann Hautirritationen und -krankheiten fördern. | Foto: Shutterstock / Orawan Pattarawimonchai
  • Längeres Tragen von Einweghandschuhen kann Hautirritationen und -krankheiten fördern.
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Tankstellen an Alternativen interessiert

Wie die Doppler GmbH von den Turmöl-Tankstellen gegenüber dem ORF ankündigte, evaluiere man derzeit umweltfreundlichere Alternativen zu den Einweghandschuhen. Um Plastik einzusparen, teste man zudem, Scheibenreiniger und Scheibenfrostmittel direkt aus der Zapfsäule zu verkaufen.

Shell und die OMV erklärten, dass der Einkauf der Plastikhandschuhe nicht zentral gesteuert werden. Da es sich bei ihren Tankstellen um eigene Unternehmen handle, seien die Pächterinnen und Pächter selbst für den Einkauf der Produkte verantwortlich. 

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