AK und Wifo Studie
Arbeitsbedingte Erkrankungen und Unfälle verursachen 10 Milliarden Euro Schaden

Schlechte Arbeitsbedingungen machen krank, wie eine aktuelle Wifo-Studie zeigt.  | Foto: Jeanette Dietl - Fotolia / Symbolfoto
  • Schlechte Arbeitsbedingungen machen krank, wie eine aktuelle Wifo-Studie zeigt.
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Der volkswirtschafliche Schaden ist groß: Pro Jahr kosten das Gesundheits- und Sozialsystem in Österreich, die Wirtschaft sowie Betroffene arbeitsbedingte Unfälle und Erkrankungen rund 10 Milliarden Euro. Das geht aus einer aktuellen Berechnung das Wifo hervor. Ausgewertet wurden dafür Daten der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz aus dem Jahr 2015. Die Arbeiterkammer fordert am Dienstag mehr Geld für Präventionsmaßnahmen und eine Arbeitszeitverkürzung.

ÖSTERREICH. Schlechte Arbeitsbedingungen können krank machen. Mit der aktuellen WIFO - Studie „Die Kosten arbeitsbedingter Unfälle und Erkrankungen in Österreich“ wird der Schaden erstmals für Österreich beziffert. Mehr als vier Fünftel aller Folgekosten gehen laut Wifo auf arbeitsbedingte Erkrankungen zurück. Arbeitsunfälle sind in den vergangenen Jahren hingegen zurückgegangen und machen nur mehr weniger als ein Fünftel der Kosten aus.

Volkswirtschaftlicher Schaden von zehn Milliarden Euro

Arbeitsbedingte Unfälle verursachen neben Leid bei den Betroffenen auch hohe volkswirtschafliche Kosten: "Insgesamt belaufen sich diese Kosten auf knapp 10 Milliarden Euro", erklärte Thomas Leoni vom Wifo am Dienstag basierend auf Daten aus dem Jahr 2015. Das sei etwa 3 Prozent des BIP. Die direkten sichtbaren Kosten der Arbeitsunfälle wie Behandlungskosten, Pflege oder Verwaltungskosten würden nur einen geringen Anteil ausmachen - weniger als 1 Milliarde Euro der insgesamt 10 Milliarden Euro. 

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Den Großteil machen indirekte Kosten aus, wie Produktions- und Wertschöpfungsverluste durch die Abwesenheit vom Arbeitsplatz bzw. dem frühzeitigen Rückzug aus dem Erwerbsleben. Kosten bleiben auch an der betroffenen Personen hängen, wie die "entgangenen Löhne und Gehälter, die aus Sicht der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und Beschäftigten entgangenes Einkommen sind, aber für die Volkswirtschaft eine entgangene Wertschöpfung darstellen", so Leoni. Auch Kosten für den Haushalt würden anfallen, wenn jemand für längere Zeit nich nur nicht arbeiten könne sondern auch in seiner Haushaltstätigkeit eingeschränkt sei. 

AK fordert mehr Geld für Präventionsmaßnahmen

Für die Arbeiterkammer sind die Konsequenzen klar: Sie fordert am Dienstag mehr Geld für Präventionsmaßnahmen und eine Arbeitszeitverkürzung. Die AK fordert konkret eine Erweiterung der Präventionskompetenz der AUVA über das Unfallgeschehen hinaus auch auf arbeitsbedingte Erkrankungen. "Die Kompetenzen der AUVA müssen auf Prävention ausgeweitet werden und dafür braucht es dringend einen gesetzlichen Auftrag", betonte Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Auch kürzere Arbeitszeiten würden dazu beitragen, dass Unfälle und Krankenstände zurückgehen. Durch Arbeitszeitverkürzung könnten außerdem zusätzliche Jobs geschaffen werden, so Anderl, was angesichts der Corona-Krise wichtig wäre. Bisher stieß Anderl mit dieser Forderung bei Arbeitgebervertretern aber auf Ablehnung.

Betroffene bleiben auf Kosten sitzen

Die Kosten für arbeitsbedingte Unfälle und Erkrankungen würden die Betroffenen zu fast 60 Prozent selbst tragen, hieß es von AK und Wifo. Das Sozialsystem fängt nur rund ein Viertel der Kosten ab. "Vergleichsweise billig steigen die für die Arbeitsbedingungen verantwortlichen Arbeitgeber aus. Sie haben lediglich 17 Prozent der Kosten zu schultern", sagte Anderl.

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